Ein Terminkontrakt ist ein Übereinkommen zwischen zwei anonymen Marktteilnehmern, einem Verkäufer und einem Käufer. Dabei verpflichtet sich der Verkäufer, eine standardisierte Menge eines bestimmten Finanzinstrumentes (oder einer Ware) zu einem bestimmten Preis und einem festgelegten zukünftigen Zeitpunkt zu liefern. Auf der anderen Seite verpflichtet sich der Käufer, die dem Kontrakt zugrunde liegende Ware per Liefertermin abzunehmen.
Mengen- und gattungsmäßig sind Futureskontrakte standardisiert:
Auf Termin handeln
also Vertragsabschluss und Preisfestsetzung heute, Vertragserfüllung zu einem späteren Zeitpunkt - ist an für sich eine gängige und von jedermann praktizierte Geschäftsmethode. Die frühzeitige Buchung der Sommerferien bei einem Reisebüro, der Kauf eines neuen Wagens bei bestehenden Wartefristen, ja sogar der Abschluss eines Mietvertrages sind in diesem Sinne Termingeschäfte.
Nicht die zeitliche Frist zwischen Vertragsabschluss (Kauf/Verkauf eines Kontraktes) und Vertragserfüllung (Annahme/Lieferung) macht also die Eigenart der Terminmärkte aus, sondern vielmehr die Tatsache, dass die Kontrakte standardisiert sind.
Der Handel mit Terminkontrakten, ein Beispiel
Im folgenden soll ein konkretes Beispiel den Handel mit Terminkontrakten illustrieren. Wir wählen dabei den Terminkontrakt für Gold, da dieser besonders leicht zu berechnen ist.
Nehmen wir an, es sei Anfang Januar und der Cash- oder Kassapreis für Gold sei 360 US$ pro Unze. Der Preis für Dezember-Termingold, also für Gold, das in etwa einem Jahr zu liefern ist, betrage 400 $ pro Unze. Die Preisdifferenz von 40 $ wird Prämie genannt und erklärt sich hauptsächlich durch den aktuellen Zinssatz und die Lagerkosten des Goldes. Wer das physische Gold heute, also Anfang Januar, im Besitz hat und es im nächsten Dezember verkaufen will, verliert auf das im Metall investierte Geld die Zinsen für etwa ein Jahr und hat zusätzlich noch die Lager- und Versicherungskosten zu tragen. Diese Kosten und die entgangenen Zinsen möchte der betreffende Goldbesitzer natürlich dadurch wettmachen, dass er sein Metall für den kommenden Dezember nur zu einem entsprechend höheren Preis anbietet.
Jeder Terminkontrakt beinhaltet eine genau definierte Menge und Qualität einer Ware oder eines Finanzinstrumentes. Beim Gold-Terminkontrakt an der Commodity Exchange, Inc. in New York (kurz COMEX genannt), der umsatzstärksten Metallbörse der Welt, ist die Kontraktgröße 100 Unzen (etwa 3 kg; 1 oz. = 31,10 g). Bei einem Terminpreis von 400 $ hat demnach 1 COMEX-Dezember-Goldkontrakt einen Gesamtwert von 40.000 $ (100 x 400 $).
Investor A glaubt nun Anfang Januar, der Goldpreis werde bald steigen und entscheidet sich zum Kauf eines Dezember-Goldkontraktes. Um diesen Kontrakt kaufen zu können, muss er vorher einen Einschuss (margin) leisten, d.h. er muss bei seinem Broker einen Teil des Kontraktwertes deponieren. Dabei handelt es sich nicht um eine Anzahlung, sondern um eine von der Terminbörse verlangte Garantiezahlung, welche die Bereitschaft des Investors dokumentieren soll, dass dieser sich an die eingegangene Verpflichtung halten wird. Dieser Einschuss beträgt im Terminhandel in der Regel nur zwischen 5% und 10% des Kontraktwertes. Dieser äußerst bescheidene Einschuss ist die entscheidende Eigenschaft, durch die sich die Terminmärkte von allen anderen Märkten abheben. Wie wir gleich sehen werden, ergibt sich dadurch eine Hebelwirkung, die zu außergewöhnlichen Profiten führen kann, falls ein Anleger die Preisentwicklung richtig voraussieht. Natürlich ist diese Hebelwirkung ein zweischneidiges Schwert. Bewegen sich die Preise in die entgegengesetzte Richtung, sind die Verlustrisiken entsprechend groß.
In unserem Beispiel sei der vom Broker geforderte Einschuss 4.000 $, also 10% des Wertes des Dezember-Terminkontraktes. Mit anderen Worten kontrolliert Investor A mit nur 4.000 $ Gold im Wert von 40.000 $. Nehmen wir weiter an, der Investor habe die Preisentwicklung richtig vorausgesehen und nach einem halben Jahr, also etwa im Juli, werde der COMEX-Dezember-Goldkontrakt zu 440 $/oz. gehandelt. Damit stieg der Gesamtwert des von A kontrollierten Goldes um genau 10% auf 44.000 $ (100 x 440 $). Der Anleger hat nun folgende Wahl:
Investor A entscheidet sich für die Realisierung des Gewinns. Er ruft seinen Broker an und gibt ihm den Auftrag, einen Kontrakt COMEX-Dezember-Gold bei 440 $ zu verkaufen und somit seine Position zu liquidieren. Nachdem dieser Auftrag ausgeführt ist, sieht die Rechnung für A folgendermaßen aus:
Januar: Kauf 1 Kontrakt COMEX-Dez.-Gold bei 400 $/oz. = 40.000 $
Juli: Verkauf 1 Kontrakt COMEX-Dez.-Gold bei 440 $/oz. = 44.000 $
Gewinn = 4.000 $