Direkt und indirekt, aktiv und passiv

Indexanlagen, oder Anlagen in Indexprodukten, werden als indirekte Anlagen bezeichnet.

 

Bevor auf die Vor- und Nachteile einzelner Indexprodukte eingegangen wird, sollen die Unterschiede zwischen

  • direkten und indirekten Anlagen einerseits und
  • aktiven und passiven Investitionsstilen

andererseits erläutert werden. Hier kommt es häufig zu Verwechslungen.

Aktiv oder passiv, Chancen oder Sicherheit?

Privatanleger haben bei allen Anlagen grundsätzlich die Wahl zwischen zwei Anlagestilen: Entweder sie investieren aktiv in eine Aktie oder einen Fonds, mit dem sie einen vergleichbaren Index schlagen wollen. Oder sie investieren passiv in ein Indexprodukt, das den jeweiligen Index möglichst genau abbildet. Im ersten Fall stellen sie die Chancen, im zweiten Fall die Sicherheit in den Vordergrund; im zweiten Fall spricht man auch von “Indextracking”.

 

Ein aktiver Anlagestil ist nicht billig, weil er in der Praxis fast immer mit vielen Umschichtungen, Marktbeobachtungen und kostspieligen Analysen einhergeht. Anleger und Fondsmanager versuchen hier gerne, irgendeine „goldene Regel“, eine Art von Geheimwissen, zu finden, mit der sie den Markt überlisten können. Besonders in Seitwärtsphasen an der Börse werden sie auffällig aktiv, weil sie versuchen, verschiedene kleine Sondersituationen zu nutzen. Diese Aktivitäten allerdings kosten den Anleger Provisionen und den Portfoliomanager Arbeitszeit.

 

Dabei ist zu bedenken: Nur etwa einem Viertel der deutschen aktiven Aktienfonds und Vermögensverwaltungen ist es in der Vergangenheit gelungen, den DAX zu schlagen. Eine Mehrrendite („Outperformance“) bleibt da häufig nur ein frommer Wunsch.

 

Im passiven Anlagemanagement dagegen wird gar nicht erst versucht, eine Mehrrendite zu erreichen. Ziel ist hier, die Transaktionskosten niedrig zu halten und immer nah am Index zu bleiben. Das Portfolio-Management ist transparent, da der abzubildende Index jedermann bekannt ist. Ein passiver Anlagestil bedeutet allerdings nicht, dass keinerlei Anlageentscheidungen getroffen werden müssten. Denn für den Anleger gibt es ja mehr als einen Index, der als Vorbild für einen passiven Fonds in Frage kommt. Außerdem wird er sein Kapital auf mehrere Anlageklassen aufteilen wollen und muss deshalb entscheiden, welcher Klasse er welchen Anteil zukommen lässt.

Direkte oder indirekte Anlage?

 

Diese Unterscheidung bezieht sich ausschließlich auf Anlageprodukte und hat mit einem Anlagestil des einzelnen Portfolio-Managers nichts zu tun. Produkte, die als Einzelanlage handelbar sind (etwa Aktien, Anleihen, Immobilien), werden als direkte Anlage bezeichnet. Indirekte Produkte dagegen sind - vereinfacht dargestellt – eine Zusammenstellung mehrerer Einzelanlagen oder eine Ableitung (ein Derivat von lat. derivare = ableiten) von nur einem Einzelprodukt. So entsteht aus vielen Aktien ein Aktienfonds oder aus einer einzelnen Aktie ein Zertifikat.


Des weiteren kann sowohl ein real existierendes Anlageobjekt (wie eine Aktie) als auch ein abstraktes Produkt (wie eben ein Index) in einer indirekten Anlage abgebildet werden. Das abgebildete Objekt wird in der Fachsprache der Börsianer als Basiswert bezeichnet.

 

Ein Index kann als abstraktes Produkt nicht direkt gekauft, sondern nur in einem Derivat abgebildet werden. Daneben können aber auch alle Aktien in den gleichen Anteilen, wie sie in einem Index vorkommen, gekauft und in einem Indexfonds gebündelt werden. Hierauf wird bei der Besprechung der Indexprodukte im nächsten Abschnitt noch näher eingegangen.


Bündelungen und Ableitungen werden von professionellen Fondsgesellschaften und Banken vorgenommen und als neue Finanzprodukte an Anleger verkauft. Sowohl bei Fondsanteilen als auch bei den meisten Derivaten hat der Anleger kein Recht auf einen Umtausch seiner Anteile oder Derivate in Einzelaktien. Das interessiert ihn allerdings wenig, denn er ist am Kursgewinn seiner indirekten Anlage interessiert und nicht an ihrem physischen Besitz. Aus mehreren indirekten Anlagen kann weiter ein „höherstufiges“ indirektes Anlageprodukt konstruiert werden.


Zur Verdeutlichung dieser Zusammenhänge werden die wichtigsten Schritte noch einmal als Bild gezeigt. Daraus sollte hervorgehen, dass ein aktiv investierender Fondsmanager oder Privatanleger keineswegs nur direkte Anlagen vornehmen muss. Ebenso kann er auch indirekte Anlagen wie Fonds und Derivate in das Depot nehmen.

 

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