Die wichtigsten Märkte: Eine kleine Börsenhistorie

Wenn Sie sich all die Vorteile eines geregelten Börsenhandels für Unternehmen und Anleger so betrachten, stellt sich die Frage, ab wann funktionierende, effiziente Börsen existieren.

Antwort: Da eine Börse - einfach ausgedrückt - ja nichts anderes ist als ein fester Ort, an dem sich interessierte Personen zur Abwicklung ihrer Geschäfte treffen, könnte man sogar die Geldwechsler der Antike als erste Börsenteilnehmer verstehen. Sie hatten ihren festen Platz, und wer Geld leihen oder wechseln wollte, begab sich dorthin.

Handel unter freiem Himmel

Später fanden sich erste, börsenähnliche Einrichtungen zunächst in Italien. Wie man weiß, trafen sich Geldwechsler, Kaufleute und fahrende Händler bereits zu Beginn des 12. Jahrhunderts in mittelalterlichen Handelszentren wie Genua, Florenz oder Pisa an festgelegten Plätzen, um nach Angebot und Nachfrage mit alledem zu handeln, was es damals zu handeln gab. Doch von den heutigen Börsen war man in dieser Zeit noch ein gutes Stückchen entfernt. Dabei gilt es nicht einmal, die festgelegten Regularien oder eine funktionierende Börsenaufsicht als Kriterium anzuführen. Nein, der Umfang der Transaktionen war offensichtlich noch zu gering, als dass man für den Handel ein eigenes Gebäude hätte konzipieren müssen. Die "Urbörsianer" trafen sich einfach regelmäßig auf einem bestimmten, öffentlichen Platz der Stadt.

Was wurde damals, am Anfang des 12. Jahrhunderts, dort gehandelt? Aktien gab es noch nicht. Dafür existierten aber bereits erste Rentenpapiere. Schon im frühen Mittelalter waren die Regierungen der Welt häufig pleite und demnach auf der Suche nach neuem Kapital. Und schon damals waren es gut situierte Bürger und Handelshäuser, die als Kapitalgeber auftraten. Und bereits zu dieser frühen Phase der Börsengeschichte wurden für Kredite Zinsen gewährt.

Damals gab es natürlich noch keine "Rating-Agenturen" wie Moody's oder Standard & Poors, die einen Kapitalgeber über die Bonität des Schuldners informieren konnten. Das Risiko der Gläubiger war daher ungleich höher als heute.

Neben diesen Schuldbriefen und dem Verleih und Wechsel von Geld dominierte auf den Marktplätzen vor allem der reine Warenhandel. Die Handelskarawanen und Frachtschiffe aus allen Himmelsrichtungen trafen hier auf potente, zahlungskräftige Abnehmer ihrer Waren.

Übrigens: In den Geschichtsbüchern gibt es eine ganze Reihe von Meinungen, auf wann die erste, echte Aktiengesellschaft zu datieren ist. Letztlich ist dies eine müßige Frage. Wichtiger ist die Tatsache, dass von ihren ersten Anfängen an praktisch alle Facetten des Handels existierten, die noch heute die Märkte ausmachen.

Die ersten Terminkontrakte

Im Laufe der Jahrzehnte kamen die Vorbilder der italienischen Handelszentren immer mehr in Mode. Quer über Europa etablierten sich festgelegte Plätze, an denen sich die Händler ebenso wie die ersten Spekulanten trafen. Allerdings immer noch ohne ein Dach über dem Kopf. Bei ungünstigem Wetter allerdings war es sicherlich keine große Überwindung, die Transaktionen in die nächste Taverne zu verlegen.

Insbesondere in wichtigen Hafenstädten gab es größere Gruppen regelmäßig zusammentreffender "Börsianer". Denn gerade hier war der Anreiz des Handels besonders groß. Und dabei dauerte es natürlich nicht lange, bis der erste Terminkontrakt über die Bühne ging. Denn die Ankunftszeiten der Schiffe mit der heiß erwarteten Fracht waren damals in keiner Weise präzise bestimmbar. Bereits eine Passage über den Ärmelkanal war ein Wagnis, das Einlaufen eines aus Übersee kommenden Schiffes konnte sich um Wochen verzögern. Bereits vor Eintreffen der Ladung bildete sich unter den wartenden Kaufwilligen ein Preisniveau für die erwartete Ware heraus. Je mehr Händler die Ware zu kaufen gedachten, desto höher schob sich das Preisniveau. Und das, obwohl die Käufer gar nicht prüfen konnten, ob Umfang und Qualität der Waren auch tatsächlich ihren Erwartungen entsprachen.

Obwohl diese Art von Geschäftsabwicklung durchaus schon als eine Art Terminmarkt aufzufassen war, tauchten die echten, mit festgelegten Regeln und Kontraktgrößen versehenen Futures-Geschäfte erst Anfang 1564 in Nürnberg, und umfassender Ende des siebzehnten Jahrhunderts in London auf.

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