Discount-Broker vor Erosion der Gewinnmargen (Februar 2001)

Montag, 05.02.01 09:26
LED Tafel an Außenbereich eines Gebäudes
Bildquelle: iStock by Getty Images
Die Zeiten des scheinbar ungebremsten Wachstums für die marktführenden deutschen Discount-Broker sind vorbei. So schwächten sich in jüngster die Zuwachszahlen bei gewonnenen Neukunden dramatisch ab. Die Consors AG konnte im gerade abgeschlossenen Quartal des letzten Geschäftsjahres nur noch 26.000 Neukunden gewinnen. Im ersten Quartal 2000 waren es noch 145.000 gewesen. Dies entspricht einem Rückgang von 82%. Nicht viel besser erging es der Direkt Anlage Bank, die einen Rückgang um 67% von 92.000 auf 30.000 Neukunden verzeichnen musste. Am Schlimmsten erwischte es die marktführende comdirect Bank. Sie erlebte einen Einbruch bei den neu gewonnenen Kunden um 90% von 110.000 auf 11.000.

Trotz des im Moment geringen Wachstums der Discount-Broker auf Grund des schwachen Börsenumfelds drängen weitere Banken in den Markt. Denn die mittelfristigen Wachstumsaussichten sind glänzend. So erwartet die Unternehmensberatung Mummert + Partner, dass sich die Investitionen der Deutschen Anleger in Aktien bis zum Jahr 2004 auf bis zu 559 Milliarden Euro belaufen werden. In den nächsten zehn Jahren soll die Zahl der geführten Online-Depots in Deutschland von aktuell zwei auf zwölf Millionen ansteigen. Bisher halten sich die deutschen Anleger beim Aktienkauf im europäischen Vergleich zurück. Während die Engländer im Jahr 1999 für durchschnittlich 6,800 Euro und die Niederländer 8.800 Euro Aktien kauften, investierten die Deutschen pro Kopf nur 3.000 Euro.

Zu den innerhalb eines Jahres neu in den Markt eingetretenen Discount-Brokern gehören EQ Online, Postbank easytrade, pulsiv.com, SEBdirect und Systracom. Besonders die Berliner Systracom AG sorgte mit ihrem bis dahin ungewöhnlichem Gebührenmodell für Furore. Bei der so genannten "Flat Fee" kostet jeder Wertpapierauftrag nur 9,95 Euro, unabhängig vom Ordervolumen. Interessant für Anleger, der Depot oftmals eine hohe Cash-Quote aufweist, ist die Verzinsung von pulsiv.com. Hier erhalten Anleger zur Zeit einen Zinssatz von 4%. Anleger, bei deren Aufträgen es häufiger zu mehreren Teilausführungen kommt, können von den Angeboten von SEBdirect und EQ Online profitieren. Diese beiden Broker berechnen immer nur die erste Teilausführung eines Wertpapierauftrags. Allerdings kann bei EQ Online nur auf XETRA gehandelt werden. Während diese speziellen Gebührenmodelle noch die Ausnahme sind, gehören kostenlose Depots, Limit- und Stoporders schon fast zum guten Ton.

Doch für die Zukunft erwarten Experten weiter deutlich fallende Gebühren. Um zu erahnen, was beim Thema Gebühren alles möglich ist, genügt ein Blick über den großen Teich. In den USA, dem Mutterland des Discount-Broking, bieten die Anbieter Freetrade.com und Financial Cafe.com ihren Kunden bereits kostenlose Wertpapieraufträge an, falls diese unlimitiert erteilt werden.

Keine günstige Aussichten also für die Erträge der am Neuen Markt notierten Discount-Broker. So empfiehlt die BHF-Bank in ihren neuesten Studie, die Consors-Aktie zu halten und die Aktien der comdirect Bank und Direkt Anlage Bank zu verkaufen.

Quelle: Deutsches Aktieninstitut



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