Knock-out-Produkte, Optionsscheine und Faktor-Zertifikate bieten auch dann die Chance aufattraktive Renditen, wenn die Märkte volatiler und die Trends kürzer werden.Präzise: Mit den unterschiedlichen Hebelproduktvarianten haben Anleger für fast jedes Szenario den passenden Pfeil im Köcher.8.206, 8.358, 8.476, 8.558 – der DAX® hat in der ersten Hälfte dieses Jahres einen Punktrekord nach dem anderen aufgestellt (Stand: 12. Juli 2013). Und dennoch sind viele Marktteilnehmer von Optimismus oder gar Euphorie weit entfernt. So fragt etwa der Charttechniker und Daytrader Jochen Steffens in seiner Kolumne auf dem Finanzportal stockstreet.de: „Ist der DAX® überhitzt?“ Die Frage ist berechtigt. Schließlich hat der Index seit dem Jahr 2009 um mehr als 100 Prozent zugelegt. Und irgendwann endet jede Kursrallye. Zwar kann niemand genau sagen, wann dies sein wird, allerdings rechnen Experten aktuell eher mit einer Seitwärtsentwicklung des deutschen Aktienmarktes. Das zeigt sich etwa an den DAX®-Prognosen von 19 Banken für das Ende des dritten Quartals, die das Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW im Prognosetest April gesammelt hat. Der Durchschnitt der Schätzungen liegt bei 8.024 Punkten. Die Experten von UniCredit sind sogar noch etwas pessimistischer und rechnen für den 30. September 2013 mit einem Stand des DAX® von 7.900 Punkten.
Anleger können jedoch auch in einer länger andauernden Seitwärtsphase attraktive Renditen erzielen – wenn sie auf die richtige Strategie setzen. Es lohnt sich, in solchen Marktphasen nicht nur auf die großen Aktienindizes zu blicken, sondern sich gezielt auch die Einzelwerte anzuschauen, aus denen sie sich zusammensetzen. Beim DAX® sind das immerhin 30 Werte und beim MDAX® sogar 50 Titel. Selbst wenn der übergeordnete Markt seitwärts läuft, gibt es in diesen Phasen durchaus Einzelwerte mit einer interessanten Performance und einer spannenden Aktienstory. Wichtig sei es allerdings, die lukrativen Werte zu identifizieren. Eine Untersuchung von HypoVereinsbank onemarkets diese These. Danach haben sich in der Zeitspanne zwischen dem inzwischen abgelösten DAX®-Rekordhoch vom 13. Juli 2007 und dem 14. Mai 2013 exakt 15 im Index enthaltene Aktien positiv entwickelt. Die übrigen 15 Titel dagegen erlitten Verluste. Am schlimmsten traf es dabei das Papier der Commerzbank, das inzwischen mehr als 96 Prozent niedriger notiert als vor sechs Jahren. Auf der anderen Seite des Spektrums finden sich die Vorzugsaktien des Automobil- Branchenprimus Volkswagen, die sich im Wert etwa verdoppelt haben. Zwar sind historische Betrachtungen kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen, doch das Ausmaß der Unterschiede zwischen einzelnen Titeln zeigt, wie wichtig es für Anleger ist, auf den richtigen Wert zu setzen. Hebelprodukte bieten dabei besonders hohe Renditechancen – allerdings sind sie auch riskant. Wer mit Hebelprodukten in den Aktienmarkt investieren will, sollte deshalb gezielt vorgehen, sich zunächst eine Marktmeinung bilden und einen chancenreichen Basiswert identifizieren. Grundsätzlich interessant sind dabei trendstarke Werte. Ein häufiger Anfängerfehler ist es nämlich, entgegen dem Trend zu handeln. Das ist ungefähr so, als würde man eine Herde Elefanten auf sich zukommen sehen und versuchen, sie aufzuhalten. Das kann nicht funktionieren. Man würde umgerannt.
Chartanalyse als WerkzeugEin Werkzeug, um gezielt Werte mit positivem Kurstrend zu identifizieren, ist die Chartanalyse. Ein Blick auf die langfristige Entwicklung der Aktie des Spezialchemiekonzerns Linde zum Beispiel
zeigt einen seit dem Jahr 2009 intakten Aufwärtstrend. Die „Elefantenherde“ – sprich die Mehrzahl
der Anleger – weiß bei diesem Titel also seit Jahren genau, wo sie hin will. Dies heißt allerdings nicht, dass kurzfristig nicht auch eine Phase der Stagnation einsetzen kann. Die Aktie der Linde AG
etwa war in den vergangenen Monaten wiederholt am Widerstand bei 134,52 Euro abgeprallt. Erst nachdem die Aktie diesen Widerstand überwunden hatte, war der Weg für eine Fortsetzung des
Aufwärtstrends frei. Inzwischen notiert die Aktie bei 144,96 Euro (Stand: 12. Juli 2013).
Je nach Anlagehorizont gab es in den vergangenen Jahren bei ein und derselben Aktie also durchaus unterschiedliche Tradinggelegenheiten. Anleger konnten auf den langfristigen Aufwärtstrend setzen und zugleich kurzfristig Möglichkeiten wahrnehmen, die sich dadurch ergaben, dass die Aktie wiederholt vom Widerstand abprallte. Insbesondere für Einsteiger ist es aber wichtig,den langfristigen Trend zu spielen,wenn sie einmal einen Titel mit einem so interessanten Trendkanal wie die Linde-
Aktie identifiziert haben. Trading heißt nämlich nicht notwendigerweise, dass man alle zwei oder drei
Minuten kauft und verkauft. Bei einem trendstarken Wert kann es sich auch durchaus lohnen, seine Position für eine oder zwei Wochen zu halten.
Wie aber können Anleger selbst anhand der Chartanalyse interessante Basiswerte finden? Auch hierbei gilt wieder: Ausgangspunkt sollte eine längerfristige Betrachtung sein. Um einen Trend zu
erkennen und davon profitieren zu können, sollten sich Anleger zunächst den Monatschart
anschauen – und dann erst den Wochenchart und den Tageschart. Der Monatschart gibt
dem Anleger einen Überblick über die Großwetterlage, und anhand des Tagescharts erhält er eine Wettervorhersage für die kommenden zwei bis drei Tage. So kann er erkennen, wohin der große Trend geht und wohin sich die "Elefantenherde" bewegt. Dabei spielt es grundsätzlich keine Rolle, ob die Analyse sich auf eine einzelne Aktie, einen Index oder einen Rohstoff wie Gold oder Öl bezieht.
Wenn Anleger attraktive Basiswerte identifiziert haben, können sie sich auf die Suche nach konkreten Tradinggelegenheiten machen. Dazu sollten sie sich zunächst eine klare Meinung zur weiteren Entwicklung eines Basiswertes bilden: In welche Richtung wird der Kurs in nächster Zeit laufen – und wie weit? An dieser Einschätzung können Anleger dann die Entscheidung über ihren Trade ausrichten. Wichtig ist dabei auch, systematisch vorzugehen. Gut beraten ist, wer zunächst
das Chance-Risiko-Verhältnis untersucht, bevor er eine Position eröffnet. Das Chance-Risiko-Verhältnis, kurz CRV, setzt den aus einem Trade erwarteten Gewinn ins Verhältnis zum möglichen Verlust.


Ein Beispiel: Angenommen, die Linde-Aktie steht bei 150 Euro und der Anleger sieht die Chance,
dass die Aktie um 24 Euro auf 174 Euro steigt. Gleichzeitig sieht er aber auch das Risiko, dass die Aktie um 12 Euro auf 138 Euro nachgeben könnte. In diesem Szenario riskiert der Anleger 12 Euro, um 24 Euro zu gewinnen. Das Chance-Risiko-Verhältnis liegt bei 2 (24 geteilt durch 12). Trader haben bei einem hohen CRV mehr Spielraum für Fehler. Denn wenn das CRV bei 0,5 liegt, müssen sie bei zwei von drei Trades mit ihrer Erwartung richtig liegen – bei einem CRV von 2 dagegen nur bei einem
von fünf Trades. Daher ist es entscheidend, stets das CRV zu optimieren.
Erfolgreiches Trading hat also viel mit Vorsicht und guter Planung zu tun. Auch wer kurzfristige Gewinne erzielen will, sollte sich zunächst vor allem bemühen,Verluste zu vermeiden oder zumindest in Grenzen zu halten. Ist nämlich erst einmal ein wesentlicher Teil des Tradingkapitals verloren, haben Anleger einen langen Weg vor sich, wenn sie zurück in die Gewinnzone gelangen wollen. So sind bei einem Verlust von 20 Prozent des ursprünglichen Kapitals 25 Prozent Gewinn nötig, um wieder auf null zu kommen. Bei einem Verlust von 50 Prozent dagegen sind es schon 100 Prozent. Ein gutes Risiko- und Moneymanagement sind für Trader daher das A und O. Vor der Eröffnung der ersten Position sollte jeder Anleger festlegen, auf welche Höhe er sein Tradingkapital begrenzen will, wie hoch der maximale Verlust in Bezug auf dieses Gesamtkapital sein darf, wie viel er pro Trade riskieren möchte und wie hoch der Anteil des Kapitals sein darf, der gleichzeitig dem Risiko ausgesetzt ist. Unabhängig vom eingesetzten Kapital ist es zudem ratsam, nicht zu viele Positionen gleichzeitig zu eröffnen – vor allem zu Beginn der Tradingkarriere. Für Einsteiger empfiehlt es sich, nicht mehr als vier Positionen einzugehen, das ist eine Zahl an Positionen, die die meisten Anleger überblicken können.
Mit Hebel investierenWer mit dem Trading beginnt, sollte allerdings nicht nur die Zahl seiner Positionen in einem überschaubaren Rahmen halten. Ein weiterer wichtiger Tipp: Anleger sollten für diese Positionen Stop-Loss-Limits setzen – also Kurse, bei denen offene Positionen automatisch durch einen Verkauf geschlossen werden. Sie verhindern, dass Anleger in die psychologische Falle tappen, Verluste lange laufen zu lassen – in der mitunter trügerischen Hoffnung, dass sich ein schlecht laufender Trade möglicherweise doch noch zum Guten wenden könnte.
Erst wenn Anleger einen interessanten Basiswert gefunden, eine aussichtsreiche Tradinggelegenheit identifiziert und ihre Risiko- und Moneymanagementstrategie festgelegt haben, folgt die Auswahl eines geeigneten Produktes, mit dem sich die Tradingidee umsetzen lässt. Grundsätzlich stehen risikobereiten Anlegern dabei drei Produkttypen mit Hebelwirkung zur Verfügung: Knockout-Produkte, Standard Optionsscheine und Faktor-Zertifikate. Gemeinsam ist allen, dass sie die Entwicklung ihres Basiswertes mit einem Hebel abbilden, die eigentlichen Kursbewegungen also um ein Vielfaches verstärken. Zudem handelt es sich bei allen Hebelprodukten um Inhaberschuldverschreibungen, die ein Emittentenrisiko bergen. Bei einer Insolvenz der Emittentin drohen daher hohe Verluste.
Darüber hinaus haben alle Produktgattungen spezifische Vor- und Nachteile. Faktor-Zertifikate etwa bilden die Entwicklung eines Basiswertes auf täglicher Basis mit einem festen Hebel ab – dem namensgebenden „Faktor“. So liefert ein Faktor-Zertifikat auf den DAX® mit dem Faktor 2 an jedem Tag die doppelte Wertentwicklung des deutschen Leitindex. Nach Handelsschluss wird der Hebel wieder exakt auf 2 zurückgesetzt. Diese Besonderheit kann langfristig zu einer Wertentwicklung führen, die für weniger erfahrene Anleger überraschend ist – denn der Faktor 2 gilt stets nur für einzelne Handelstage. Im langfristigen Vergleich kann es – je nach Kursverlauf des Basiswertes – zu deutlichen Abweichungen von diesem Wert kommen. Trotz dieser Eigenheit sind Faktor-Zertifikate insgesamt einfache und transparente Produkte, die prädestiniert sind für längerfristige Tradingstrategien – und für Anleger, die keine hohen Hebel anstreben. Fast noch einfacher sind Knock-out-Produkte wie Mini-Futures und Open-End-Turbos. Sie ermöglichen es Anlegern, mit einer höheren Hebelwirkung in einen Basiswert zu investieren. Dadurch sind prinzipiell höhere Erträge möglich als mit Faktor-Zertifikaten. Zugleich steigt aber auch das Risiko. Dies äußert sich unter anderem darin, dass Knockout-Produkte über eine Barriere verfügen, bei deren Erreichen sie verfallen.

Ein Beispiel: Ein Mini Future Bull auf die Aktie der Linde AG ermöglicht es Anlegern, grundsätzlich ohne Laufzeitbegrenzung und mit einem Hebel an Bewegungen des Basiswertes zu partizipieren. Der Mini-Future vollzieht die Bewegungen des Basiswertes nahezu eins zu eins nach. Mit Mini-Futures Bull können Anleger auf steigende Kurse und mit Mini-Futures Bear auf fallende Kurse setzen. Die Hebelwirkung entsteht dabei dadurch, dass Anleger nur einen Teil des Basiswertkurses bezahlen müssen. Die prozentualen Gewinne werden somit vervielfacht. Das Risiko: Fällt der Wert des Basiswertes auf das Niveau der Knock-out-Barriere oder darunter, wird der Mini-Future automatisch ausgeübt. Anleger erhalten dann einen Restwert und erleiden einen Verlust. Die Knock-out-Barriere beim Beispiel-Mini Future Bull auf die Aktie der Linde AG liegt bei 116 Euro und der Basispreis bei 111,8562 Euro, während die Aktie selbst derzeit bei 144,96 Euro (Stand: 12. Juli 2013).
Open-End-Turbos funktionieren grundsätzlich ähnlich wie Mini-Futures. Der Unterschied: Die Knock-out-Barriere ist identisch mit dem Basispreis – damit ist das Risiko höher. Allerdings steigt zugleich auch der Hebel – und damit die Chance auf überdurchschnittlich hohe Erträge. Bei einem Turbo Bull Open End auf den DAX® liegen der Basispreis und die Knock-out-Barriere aktuell beispielsweise bei 6.284,2535 Punkten (Stand: 10. Juni 2013). Sollte der DAX® auf oder unter diese Knock-out-Barriere sinken, verfällt der Optionsschein sofort wertlos. Mini-Futures ermöglichen also nicht so große Hebel wie Open-End-Turbos. Dass die Knock-out-Barriere bei Mini-Futures über dem Basispreis liegt, vermindert allerdings das Risiko eines Totalverlustes. Auch deshalb sind Mini-Futures besonders gut für Anleger geeignet, die zum ersten Mal Hebelprodukte handeln wollen. Einsteiger sind ohnehin gut beraten,erst einmal Produkte mit geringerem Hebel zu wählen. Denn da der Hebel in beide Richtungen wirkt, ist das Risiko entsprechend geringer. Hinzu kommt, dass die Preisentwicklung von Mini-Futures besonders einfach nachzuvollziehen ist, weil sie ausschließlich von der Entwicklung des Basiswertes abhängt. Bei Mini-Futures wissen Anleger deshalb jederzeit, was das Produkt wert ist.
Einfluss der Vola beachtenDies ist ein wichtiger Unterschied gerade im Vergleich zu klassischen Turbos und Optionsscheinen. Bei deren Preisbildung spielen auch die Erwartungen der Marktteilnehmer über die künftigen Kursschwankungen des Basiswertes, die sogenannte implizite Volatilität, eine wichtige Rolle. Bei Optionsscheinen ist dieser Effekt deutlich ausgeprägter als bei Turbos. Steigt die Volatilität, steigt auch der Preis des Optionsscheins. Das gilt selbst dann, wenn der Kurs des Basiswertes selbst sich gar nicht bewegt. Bei Standard-Optionsscheinen muss der Anleger sich daher nicht nur eine Meinung zur Kursentwicklung des Basiswertes bilden, sondern auch darüber,wie sich die Volatilität dieses Basiswertes entwickeln wird. Dies kann gerade Einsteigern den Handel mit klassischen Optionsscheinen erschweren. Andererseits bietet es aber auch Chancen. Angesichts der aktuell niedrigen Volatilität kann der Anleger mit Standard-Optionsscheinen auch darauf setzen, dass die Vola wieder steigt. Ein weiterer Vorteil gegenüber Knock-out-Produkten: Bei Standard-Optionsscheinen droht erst am Laufzeitende ein Totalverlust. Ein vorzeitiger Knock-out ist nicht möglich. Es besteht daher stets eine Chance, dass sich der Kurs eines im Wert gefallenen Optionsscheins wieder erholt. Egal ob mit Knock-out-Produkten, klassischen Optionsscheinen oder Faktor-Zertifikaten – risikobereite Anleger, die gut vorbereitet sind und beim Trading diszipliniert vorgehen, können mit Hebelprodukten in jedem Marktumfeld Gewinne erzielen. Auch wenn es eine Zeit lang nur seitwärts geht.
Weitere Infos:
www.onemarkets.de Quelle: boerse.de