Technische Indikatoren
Die von Marc Chaikin entwickelte „Accumulation/Distribution Line (A/D-Line)“, auch als „Volume Accumulation (VA)“ bezeichnet, stellt eine Weiterentwicklung des „OBV“-Konzeptes von Granville dar. So wird hier ein fortlaufender Index als Volumenindikator berechnet, in dem die heutige Kursentwicklung relativiert und mit den Umsätzen gewichtet wird.
In der „A/D-Line“ wird – in Abhängigkeit vom Verhältnis Schlusskurs zum Durchschnittskurs eines Tages – ein bestimmter Prozentsatz des Tagesvolumens zum A/D-Wert des Vortages addiert bzw. subtrahiert. Sofern das Closing oberhalb des Mittelpunktes der jeweiligen (Tages-)Handelsspanne erfolgt, wird ein relativer Umsatzanteil addiert und analog, sofern das Closing darunter liegt, wird ein relativer Umsatzanteil subtrahiert. Vollständig, d. h. zu 100 %, wird das Tagesvolumen nur berücksichtigt, sofern das Closing auf dem Tageshoch bzw. auf dem Tagestief erfolgt.
Von der Differenz Schlusskurs/Tagestief wird die Differenz Tageshoch/Schlusskurs subtrahiert. Dieses Ergebnis wird durch die Differenz von Tageshoch zu Tagestief dividiert, bevor eine Multiplikation mit dem Tagesvolumen erfolgt. Es ergibt sich somit ein positiver oder negativer A/D-Wert, der zum gestrigen A/D-Wert addiert wird.
Acc./Distr. Line =[((C-L) - (H-C))/(H-L) * V] + I
wobei
I = A/D-Wert Vortag
keine, tägliche Berechnung
Die „Accumulation/Distribution Line“ soll die Kapital- bzw. Liquiditätsströme abbilden, also zeigen, ob die Liquidität in einen Markt bzw. in eine Aktie hineinfließt oder von dort abgezogen wird. Im Unterschied zum „OBV“ wird dabei nicht das gesamte Handelsvolumen berücksichtigt, sondern – entsprechend des Verhältnisses Closing/Mittelkurs – nur ein „angemessener“ Teil.
Nach Chaikin besteht „Accumulation“, ein Prozess der „Ansammlung“, wenn ein Markt oberhalb seines Mittelpunktes (definiert als die durch den Faktor 2 dividierte Summe von Tages-Hoch und Tages-Tief) eine Börsensitzung beendet. Je näher der Schlusskurs am Tageshoch erfolgt, desto mehr „Accumulation“ besteht. Entsprechend wirkt eine „Distribution“, ein Prozess der „Verteilung“, wenn der Kurs unter seinem Mittelpunkt schließt. Diese „Distribution“ ist umso größer, je näher der Schlusskurs am Tagestief liegt. Da ein fundierter Aufwärtstrend stets von einem Umsatzanstieg begleitet wird, ist für Chaikin das Volumen der „Kraftstoff“, der Aufwärtsbewegungen antreibt. Ein im Aufwärtstrend rückläufiges Volumen zeigt demnach für Chaikin, dass nicht mehr genügend „Kraftstoff“ vorhanden ist, um die Aktienkurse noch höher zu tragen.
Untersuchungsgegenstand sind in erster Linie Divergenzen zwischen dem Basistitel und der „A/D-Line“. Sofern ein neues Index-Hoch bzw. -Tief nicht durch ein Hoch bzw. Tief in der „Accumulation/Distribution Line“ bestätigt wird, ist ein baldiger Wechsel des Trends wahrscheinlich.
Zur Signalgenerierung können auch andere technische Werkzeuge verwendet werden, d.h. es können Trendlinien angelegt oder auch „Moving Averages“ konstruiert werden.
Chaikin berechnete auf die „A/D-Line“ einen Oszillator, der heute als „Chaikin Oscillator“ bekannt ist. Es sei erwähnt, dass die „Accumulation/Distribution Line“ nicht ausschließlich auf Tagesbasis berechnet werden muss. Die hier einfließenden Kurse können jeden beliebigen Zeitraum (der die einzige Optimierungsvariable darstellt) umfassen.
Die „Accumulation/Distribution Linie“ darf nicht mit dem „Accumulation/Distribution Preisindikator“ von Williams verwechselt werden.
Quelle:
Thomas Müller,
TM BÖRSENVERLAG AG: Das GROSSE Buch der TECHNISCHEN INDIKATOREN
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