Technische Indikatoren

Pring´s KST von Martin J. Pring Erklärung – Technische Analyse

Aussage:

Der von Martin J. Pring entwickelte und nach ihm benannte „Pring’s KST“ steht für „Know-Sure-Thing“ und stellt eine Weiterentwicklung des „Momentums“ bzw. des „ROC“ dar. Pring hat zwar selbst betont, dass natürlich keine Methode „unfehlbar“ sein kann, doch die meiste Zeit erweise sich sein Ansatz als sehr zuverlässig. Dabei kann „Pring’s KST“ sowohl als eigenständige Trading-Konzeption, die konkrete Kauf- und Verkaufssignale generiert, wie als Modell für die verschiedenen Zyklen interpretiert und verwendet werden.

Ausgangsbasis bei der Entwicklung dieses „KST“-Konzeptes war die Überlegung, dass es für den Anleger bzw. Trader äußerst wichtig sei, nicht nur die Richtung des Haupttrends, sondern auch dessen „Reife“ zu kennen. Denn wenn sich ein Trend bereits im Endstadium befindet, würden sich beim Trading in die vorherrschende Trendrichtung die Risiken erhöhen und die Gewinnmöglichkeiten reduzieren. Entsprechend sind kurzfristige Rallyes auch in einer Hausse wesentlich rentabler, als in einer Baisse.

Nach Pring wirken im Markt zu jedem Zeitpunkt die unterschiedlichen Trends verschiedener Zeitzyklen. Die meisten Indikatoren sind entsprechend ihres Einstellungszeitraums aber nur auf einen bestimmten Zyklus ausgerichtet. Funktioniert in einer bestimmten Marktphase genau dieser Zyklus nicht oder wird er von anderen bzw. einer Kombination von Zyklen überdeckt, haben diese Indikatoren dementsprechend auch eine nur geringe Aussagekraft. Entscheidend ist für Pring daneben, dass die Änderung eines kurzen Zyklus den Kurstrend nur geringfügig beeinflussen wird, da alle anderen Zyklen einen ausgleichenden Einfluss haben. Wenn dagegen zwei oder drei langfristige Zyklen drehen, könne mit einer „signifikanten“ Kursbewegung gerechnet werden. Um dieser Problematik Abhilfe zu schaffen, müssten Indikatoren stets in den verschiedensten Zeitspannen analysiert werden. Da dies zu kompliziert und zeitaufwendig sei, hat Pring – auf Basis des „ROC“ – einen einzigen Indikator konzipiert, der verschiedene ROC-Oszillatoren vereint und entsprechend ihrer Zeitspanne gewichtet.

„Pring’s KST“ beinhaltet daher die Summe von vier „ROC“-Indikatoren, die jeweils mit einem aufsteigenden Faktor multipliziert werden. Es ergibt sich eine um Null als Mittelpunkt oszillierende Darstellung mit theoretisch unbegrenzten Extremwerten.

„Pring’s KST“ repräsentiert somit einen Schwungkraft-Indikator, in dem durch die mehrfachen Glättungen die nichtsignifikanten Kursschwankungen weitestgehend herausgefiltert werden sollen, während der längerfristig geglättete „Momentum“-Indikator schneller drehen kann. Damit werden der Haupttrend wiedergegeben und Trendwechsel wesentlich frühzeitiger angezeigt.

Da vier verschiedene Zeiträume abgedeckt werden, reflektiert „Pring’s KST“ auch die Interaktion mehrerer Zeitzyklen. Wird von „Pring’s KST“ geredet, so ist damit meist ein „KST“ mit Tageseinstellungen gemeint. Pring hat seinen Indikator jedoch auch als „mittelfristigen KST“ mit Wochen- und als „langfristigen KST“ mit Monatsdaten berechnet.


Berechnung:

Zunächst werden vier verschiedene „ROC“-Indikatoren konstruiert, die jeweils mit einem „Moving Average“ geglättet werden. Danach findet eine Multiplikation dieser vier Werte mit den aufsteigenden Faktoren von 1, 2, 3 und 4 statt. Die Addition dieser Produkte ergibt schließlich die „KST“-Linie.

Zur Signalgenerierung wird auf die „KST“-Linie ein einfacher „Moving Average“ berechnet, nach Pring ein 5-Perioden-„GD“.


Formel:

KST = MAs(ROCt) * w1 + MAu(ROCv) * w2
+ MAw(ROCx) * w3 + MAy(ROCz) * w4

wobei

w1, w2, w3, w4 = Gewichtungsfaktor


Einstellung:

Die nachfolgende Tabelle zeigt Ihnen die von Pring genannten Standardeinstellungen für seinen Indikator. Der Entwickler betont jedoch, dass die Einstellungen nur als Ansatzpunkt für weiterführende Experimente zu verstehen seien. Denn es gelte stets zu beachten, „dass sich eine vernünftige Analyse nicht einfach durch ein auf Perfektion abzielendes System von Statistiken ersetzen lässt“ (aus „Martin Prings Börsentechniken“).

s t w1 u v w2 w x w3 y z w4
kurz 10 10 1 10 15 2 10 20 3 15 30 4
mittel 10 10 1 13 13 2 15 15 3 20 20 4
lang 6 9 1 6 12 2 6 18 3 9 24 4
Bei den genannten Einstellungen ist entsprechend des Zeithorizonts zwischen Tages-, Wochen- und Monatsdaten zu unterscheiden.


Interpretation:

„Pring’s KST“ kann sowohl selbständig konkrete Handelssignale generieren, wie im Rahmen des sog. „Marktzyklusmodells“ Aufschlüsse über den „Reifegrad“ der laufenden Trends geben. Aus letzterem könne der Anwender sowohl einen Eindruck über das vorherrschende Chance/Risiko-Verhältnis, wie auch für die Wahl bzw. Anwendung der geeigneten Indikatoren bzw. -Kombinationen erhalten.

„Pring’s KST“ zur Generierung von Handelssignalen

Das „KST“-Konzept versteht sich als einfaches Umkehrsystem, wenn die Kreuzungspunkte zwischen „Pring’s KST“ und seinem „GD“ als Kauf- bzw. Verkaufssignale herangezogen werden.

Dabei hat Pring vor allem mit dem kurzfristigen, auf Tagesbasis berechneten „KST“ gearbeitet, um diesen als „Filter“ für die richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkte im Future-Trading zu verwenden. Den Ausdruck „Filter“ hat Pringbesonders betont, da nach seiner Meinung jede Trading-Entscheidung auf den Signalen mehrerer Indikatoren basieren muss.

Für Pring haben vor allem die Trendwechsel eine hohe Relevanz, die bei einem hohen Abstand zur Mittelpunktslinie einsetzen. Dabei sei es jedoch stets zwingend, dass „KST“-Signale durch ein „Cross-over“ zwischen Basistitel und seinem „GD“ bzw. durch einen Trendliniendurchbruch des Basistitels etc. bestätigt werden müssen. Vergleichbar mit der „Momentum“-Interpretation können auch hier Divergenzen im Verlauf von „Pring’s KST“ und dem Basistitel gesucht und/oder neutrale Zonen angetragen werden.

„Pring’s KST“ als Marktzyklusmodell Nach Pring ist der wertvollste Aspekt der „KST“-Methode die Kombination dreier „KST“-Indikatoren, jeweils auf Monats-, Wochen- und Tagesdaten, um ein besseres Verständnis des Marktgeschehens zu erhalten. Der langfristige „KST“ solle dabei den Primärtrend widerspiegeln, also die Kursbewegungen über ein, zwei oder drei Jahre, wobei die aktuelle Indikatoren-Position Rückschlüsse auf die Reife dieses Trends erlaube. Die mittel- und kurzfristigen Indikatoren sollten dann zum jeweiligen Timing benutzt werden.

So wird eine Hausse-Rallye angezeigt, wenn der kurzfristige Indikator ein Kaufsignal generiert, während der langfristige knapp oberhalb seines Mittelpunktes zu steigen beginnt. Analog wird der Beginn einer Baisse-Rallye angezeigt, wenn ein Kaufsignal im kurzfristigen Indikator gilt, während der langfristige gerade sinkt. Pring betont, dass die Unterscheidung hier sehr wichtig sei, da in einer Baisse-Rallye nicht auf Hausse spekuliert werden sollte.

Notiert beispielsweise ein langfristiger „KST“ weit oberhalb im Extrembereich, während ein mittelfristiges „KST“-Verkaufssignal generiert wird, so sei es sehr wahrscheinlich, dass damit die erste Abwärtsbewegung einer neuen Baisse eingeleitet werde. Nach Pring gelingen die erfolgreichsten Hausse-Trades bei einem aufwärtsgerichteten, noch nicht überzogenen langfristigen „KST“, wenn die mittel- und kurzfristigen „KST“-Indikatoren einen Boden herausgebildet haben. Analog eröffnen Short-Positionen die besten Gewinnmöglichkeiten, bei einem abwärtsgerichteten langfristigen „KST“, sobald die beiden kürzerfristigen Einstellungen ihren letzten Hochpunkt erreicht haben. Pring betont ferner, dass es Anleger zu Beginn oder in der Mitte einer durch den langfristigen „KST“ angezeigten Hausse recht einfach hätten, Gewinne zu erzielen, während in der langfristigen „KST“-Baisse sehr viel agiler reagiert werden müsse, um aus mittelfristigen Aufwärtsbewegungen Kapital schlagen zu können.

In diesem „Marktzyklusmodell“ bezieht sich die Interpretation der einzelnen „KST“-Indikatoren genauso auf Kreuzungen mit den jeweiligen „Moving Averages“, auf Trendliniendurchbrüche oder auf Divergenzen zum Kursverlauf des Basistitels.


Empfehlung:

Es ist an dieser Stelle leider nur möglich, „ansatzweise“ und weitgehendst „objektiv“ Gedanken, Aufbau und Handelsstrategien des „KST“-Konzeptes wiederzugeben, da alles andere gegenüber den sonstigen Darstellungen den „Rahmen“ sprengen würde. Wenn Sie hier nähere Details interessieren (Pring hat z.B. auch mit einem „RS“- und einem „Relativen“- „KST-Indikator gearbeitet), empfehlen wir Ihnen unbedingt das Buch „Martin Prings Börsentechniken. Was dieses Werk auszeichnet, ist vor allem Pring’s „Sichtweise“ der Indikatoren-Analyse. Sie finden dort neben einer ausführlichen Besprechung des „KST“ im „O-Ton“ auch sehr viele andere Indikatoren mit zahlreichen Diskussionen, Beispielen und Weiterführungen, die direkt an unsere „Technischen Indikatoren“ anschließen.


Querverweise:
MomentumRate-of-Change


Quelle:
Thomas Müller, TM BÖRSENVERLAG AG: Das GROSSE Buch der TECHNISCHEN INDIKATOREN

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