Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
an den Märkten herrscht derzeit die nackte Panik. Der DAX verliert seit Montag Vormittag über 15%. So etwas hat es in der Geschichte der Börsen noch nie gegeben. Solch eine irrationale (und vor allem überzogene) Panik sucht seinesgleichen. Wenn Sie jetzt einwenden mögen: „Naja, Asien-Krise, Finanzkrise, 11. September – so etwas hat es schon öfter gegeben“, dann muss ich Sie leider enttäuschen:
Asien-Krise im September 1998? DAX-Verlust knapp 12% in einer Woche. Ausbruch der Finanzkrise im Januar 2008? DAX-Verlust „lächerliche“ 7% binnen Wochenfrist. Jetzt aber: Die terroristischen Anschläge auf die USA am 11. September 2001? DAX-Abschlag 11,9% in fünf Tagen. Aber damals befanden sich die Börsen in einer Mega-Baisse und es hat den ersten und bisher einzigen kriegerischen Akt auf das amerikanische Festland gegeben. Sie sehen:
Die Verluste, die wir aktuell erleben, sind also absolut außergewöhnlich und mit nichts bisher da gewesenem vergleichbar. Daher versagen herkömmliche Analyse-Methoden derzeit und es gilt mehr denn je sich auf seine Erfahrung in solchen Situationen zu verlassen. Zumal:
Der Trend zur computergesteuerten Anlage setzt sich mehr und mehr durch. D.h. nicht mehr der Mensch trifft die Entscheidungen, sondern vorher programmierte Systeme. Das birgt natürlich die große Gefahr, dass fallende Kurse immer stärker fallende Notierungen nach sich ziehen, da ständig neue Stop-Kurse ausgelöst werden, die dann die nächste Verkaufswelle einleiten. Anders ist nicht zu erklären, dass die Märkte ansatzlos rund 15% weg brechen. Doch genau darin liegt unsere riesige Chance: Denn je größer die Panik und Irrationalität an den Börsen, desto höher sind die Gewinn-Chancen für erfahrene, gelassene Anleger. Also werfen wir einen Blick auf die Fakten:
1. Zahlreiche europäische Länder haben große Schulden und können nur mit konzertierten Aktionen vom Staatsbankrott gerettet werden. OK, das ist schon lange bekannt. 2. Die USA haben Schuldenprobleme und werden diese langfristig vermutlich nicht lösen können. Auch das ist nicht wirklich etwas Neues. 3. Die amerikanische Regierung hebt unter großem Tamtam und viel Gezeter die Schuldengrenze an. Das gab es bisher rund 70 Mal in der Geschichte... 4. Durch das Sparpaket der USA wird die Konjunktur abgewürgt. Zugegeben, die USA machen einen Schritt in die richtige Richtung und reduzieren Ihre Ausgaben, um sich zu gesunden. ‚Doch die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube’, dass dieses Sparprogramm angesichts von Massenarbeitslosigkeit etc. aufrecht erhalten wird. Viel wahrscheinlicher ist, dass noch vor der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr neue (natürlich anders bezeichnete) Programme aufgelegt werden. Das bedeutet:
Derzeit wird völlig übertrieben an den Märkten auf Dinge reagiert, die schon lange hinreichend bekannt sind. Doch die Krönung des ganzen ist: Die Anleger flüchten aus Aktien und kaufen stattdessen Staatsanleihen der USA. D.h. es werden echte Vermögenswerte verkauft, um sich mit diesem Geld an den Schulden der USA zu beteiligen. So nachvollziehbar das Ganze aus patriotischer Sicht auch sein mag, ein wirtschaftlicher Sinn erschließt sich mir darin nicht. Aber genau das ist die Perspektive für die nächsten Wochen:
Natürlich kann es jetzt noch weiter nach unten gehen. Gerade in solch völlig irrationalen und von Gefühlen getriebenen Börsen darf nichts ausgeschlossen werden. Ich will ehrlich zu Ihnen sein: Das Ausmaß des Abverkaufs hat mich überrascht. Allerdings nicht, weil ich etwa ein Daueroptimist bin – im Gegenteil, sondern weil die Fakten eine ganz andere Sprache sprechen. Und noch einmal muss ich Farbe bekennen: Wie weit die Börsen jetzt noch fallen, kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Allerdings kann das derzeit auch niemand sonst auf der Welt prognostizieren. Vergessen Sie also für eine Weile sämtliche Prognosen und Kurszielbestimmungen. Was ich aber mit Sicherheit sagen kann:
Die Welt wird nicht untergehen! Auch wenn die Stimmen schon wieder lauter werden: „Dieses Mal ist alles anders. Jetzt gibt es wirklich einen Komplett-Zusammenbruch.“ Nein, bei aller Panik und allem irrationalen Verhalten: Die Geschichte wiederholt sich. Selbst Staatsbankrotte, Hyperinflation und Währungsreformen haben unsere Vorfahren schon x-Mal erlebt. Das bedeutet:
Es gilt vor allem Ruhe zu bewahren. Im Zyklen-Trader haben wir unsere Hausse-Position in dieser Woche deutlich zurückgefahren. Puts kommen angesichts des fortgeschrittenen Ausverkaufs auf diesem Niveau nicht mehr in Frage. Damit verbleiben im Depot nur noch unsere großen Edelmetallpositionen, die in dieser Woche massiv zugelegt haben und mit einem kleinen Depot-Anteil setzen wir auf eine technische Erholung. Denn hier ergibt sich eine tolle Perspektive: Wenn die Märkte „nur“ die typische 50%-Erholung vollziehen, würde das enormes Aufwärtspotenzial bedeuten. Die nächsten strategischen Positionen gilt es dann vermutlich in der kommenden Woche aufzubauen.
Mit bester Empfehlung
Ihr
Alexander Coels
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