ADL

Was ist die ADL (Advance-Decline Line)?

Die ADL, ausgeschrieben Advance-Decline Line, ist ein wichtiger Indikator der technischen Analyse, der die Marktbreite misst und damit zeigt, wie viele Aktien an einem bestimmten Handelstag gestiegen (Advances) oder gefallen (Declines) sind. Sie gilt als ein Frühindikator für die Stärke oder Schwäche eines Gesamtmarktes und wird häufig herangezogen, um die Nachhaltigkeit von Kursbewegungen in Indizes wie dem DAX, S&P 500 oder Nasdaq zu beurteilen.

Während ein Index häufig von wenigen Schwergewichten dominiert wird, liefert die ADL ein breiteres und realistischeres Bild des Marktgeschehens. Sie beantwortet die zentrale Frage: Steigen die meisten Aktien mit – oder trägt nur eine kleine Zahl von großen Unternehmen den Index nach oben?

Funktionsweise der ADL

Die Advance-Decline Line wird berechnet, indem man die Differenz zwischen der Zahl der gestiegenen und der Zahl der gefallenen Aktien eines Marktes ermittelt und diesen Wert fortlaufend aufaddiert. Die Formel lautet:

ADL = (Anzahl gestiegener Aktien – Anzahl gefallener Aktien) + ADL des Vortages

Damit entsteht eine kumulative Linie, die anzeigt, ob in der Breite mehr Aktien steigen oder fallen. Wenn die ADL ansteigt, bedeutet das, dass im Durchschnitt mehr Aktien zulegen als verlieren – der Markt zeigt also eine gesunde Aufwärtsbewegung. Sinkt die ADL hingegen, obwohl der Index noch steigt, ist das ein Warnsignal: Die Aufwärtsbewegung wird von immer weniger Aktien getragen.

Beispiel für die Anwendung der ADL

Angenommen, im DAX steigen an einem Tag 25 Aktien und 15 fallen. Die Differenz beträgt +10. Dieser Wert wird zur ADL des Vortages addiert, wodurch sich ein neuer kumulativer Wert ergibt. Entwickelt sich diese Linie über mehrere Tage oder Wochen positiv, zeigt das, dass die Marktbreite zunimmt – also immer mehr Aktien an der Aufwärtsbewegung teilnehmen.

Umgekehrt: Wenn nur wenige Schwergewichte wie etwa die Allianz-Aktie oder andere Blue Chips den Index nach oben ziehen, während viele kleinere Aktien fallen, fällt die ADL. In einem solchen Fall spricht man von einer Divergenz zwischen Index und Marktbreite, was auf eine bevorstehende Korrektur hinweisen kann.

Bedeutung der ADL für die Marktanalyse

Die ADL ist einer der wichtigsten Indikatoren, um die innere Stärke eines Marktes zu bewerten. Sie ergänzt damit klassische Kursindizes um eine qualitative Komponente: die Beteiligung des Gesamtmarktes an der Kursbewegung. Besonders wertvoll ist die Advance-Decline Line bei der Analyse von:

  • Trendbestätigungen: Wenn Index und ADL beide steigen, bestätigt das die Stärke des Aufwärtstrends.
  • Divergenzen: Wenn der Index steigt, die ADL aber fällt, deutet das auf eine nachlassende Marktbreite hin – ein mögliches Vorzeichen für eine bevorstehende Korrektur.
  • Bodenbildung: Steigt die ADL, während der Index noch fällt, kann das auf eine beginnende Erholung hindeuten.

Damit liefert die ADL wertvolle Zusatzinformationen, die über die reine Kursentwicklung hinausgehen. Professionelle Analysten nutzen sie oft zusammen mit anderen Indikatoren wie dem On-Balance-Volume oder dem Relative Strength Index (RSI), um ein umfassendes Bild der Marktlage zu erhalten.

Berechnung und Darstellung

Die ADL wird in der Regel grafisch unterhalb eines Kurscharts dargestellt. Dabei kann sie auf Tages-, Wochen- oder Monatsbasis berechnet werden. Wichtig ist, dass sie immer kumulativ geführt wird – also auf dem Wert des Vortages aufbaut. Viele Charting-Programme und Handelsplattformen berechnen die ADL automatisch auf Basis der jeweiligen Marktdaten.

Ein Beispiel: Wenn am Montag 300 Aktien steigen und 200 fallen, ergibt sich ein Wert von +100. Am Dienstag steigen 250 und 250 fallen, also ±0 – die ADL bleibt unverändert. Am Mittwoch steigen 150 und 350 fallen, der Wert beträgt –200. Die ADL wird somit fortlaufend angepasst und zeigt die übergeordnete Richtung des Marktes.

Vorteile und Grenzen der ADL

Vorteile:

  • Sie zeigt die Marktbreite und damit die tatsächliche Beteiligung an Trends.
  • Sie hilft, Divergenzen frühzeitig zu erkennen – oft bevor sich diese im Index zeigen.
  • Sie unterstützt die Beurteilung, ob ein Trend nachhaltig oder anfällig ist.

Grenzen:

  • Die Aussagekraft hängt von der zugrunde liegenden Marktdefinition ab (z. B. nur große Aktien oder auch Nebenwerte).
  • In Märkten mit starken Gewichtungen durch wenige Großunternehmen kann die ADL ein anderes Bild zeigen als der Index selbst.
  • Sie ist kein kurzfristiger Timing-Indikator, sondern ein Instrument zur Trendbewertung.

ADL in Kombination mit anderen Indikatoren

Analysten verwenden die ADL selten isoliert, sondern meist in Verbindung mit weiteren Indikatoren. Besonders verbreitet ist die Kombination mit dem Advance-Decline Ratio oder der Advance-Decline Volume Line, die das Handelsvolumen berücksichtigt. Diese Kombination erlaubt eine differenziertere Betrachtung der Marktaktivität und kann helfen, Fehlsignale zu vermeiden.

boerse.de-Schlussfolgerung

Die Advance-Decline Line (ADL) ist ein zentraler Indikator zur Beurteilung der Marktbreite und der inneren Stärke eines Index. Sie zeigt, ob ein Auf- oder Abwärtstrend von vielen oder nur wenigen Aktien getragen wird – und kann dadurch frühzeitig Hinweise auf mögliche Trendwenden geben. Besonders Divergenzen zwischen ADL und Index gelten als wertvolle Warnsignale für Anleger. Wer die ADL regelmäßig beobachtet, kann Marktbewegungen besser einschätzen, die Stabilität von Trends bewerten und fundiertere Anlageentscheidungen treffen.



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