Adjustierung

Was ist eine Adjustierung?

Der Begriff Adjustierung stammt aus dem Englischen „to adjust“ und bedeutet so viel wie „anpassen“ oder „ausgleichen“. In der Börsen- und Finanzwelt bezeichnet eine Adjustierung eine Korrektur, Anpassung oder Neuberechnung von Kursen, Kennzahlen oder Bewertungsgrundlagen, um außergewöhnliche oder verzerrende Einflüsse zu neutralisieren. Ziel einer Adjustierung ist es, eine realistische und vergleichbare Bewertung zu ermöglichen – sowohl bei Aktienkursen als auch bei Indexständen, Finanzkennzahlen oder Handelsstrategien.

Adjustierungen sind notwendig, um die tatsächliche Wertentwicklung von Wertpapieren korrekt abzubilden. Ohne solche Anpassungen könnten beispielsweise Dividendenabschläge, Kapitalerhöhungen oder Aktiensplits ein verzerrtes Bild von der Kursentwicklung vermitteln. Daher spielen Adjustierungen in der Finanzanalyse, im Handel sowie bei der Berechnung von Performance-Indizes eine zentrale Rolle.

Gründe für eine Adjustierung

Eine Adjustierung kann aus unterschiedlichen Gründen erforderlich sein. Typische Ursachen sind:

  • Dividendenzahlungen: Nach der Ausschüttung fällt der Aktienkurs um den Dividendenbetrag. Um die Kursentwicklung korrekt darzustellen, wird der Kurs nachträglich adjustiert.
  • Aktiensplits oder Zusammenlegungen: Wenn eine Aktie beispielsweise im Verhältnis 1:2 gesplittet wird, halbiert sich der Kurs, während sich die Stückzahl verdoppelt. Zur Vergleichbarkeit wird der historische Kursverlauf entsprechend angepasst.
  • Kapitalerhöhungen oder -herabsetzungen: Neue Aktienausgaben oder Kapitalmaßnahmen können die Marktkapitalisierung verändern, weshalb auch hier eine Adjustierung erforderlich ist.
  • Indexanpassungen: Bei Aktienindizes wie dem DAX oder S&P 500 werden Kurse adjustiert, wenn sich die Zusammensetzung ändert oder ein Unternehmen eine Sonderzahlung leistet.
  • Derivateanpassungen: Auch bei Optionen und Futures kann eine Adjustierung notwendig werden, wenn sich der Basiswert aufgrund eines Corporate Events verändert.

Beispielsweise wird bei der Allianz-Aktie (ISIN: DE0008404005) eine Adjustierung vorgenommen, wenn das Unternehmen eine Dividende ausschüttet oder einen Aktiensplit durchführt. Dadurch bleiben historische Kursverläufe konsistent und aussagekräftig.

Adjustierung bei Aktien und Indizes

Eine der häufigsten Formen der Adjustierung betrifft die Kursentwicklung von Aktien und Aktienindizes. Hier werden historische Kurse angepasst, um sogenannte „technische Kursveränderungen“ zu eliminieren, die nicht durch Marktbewegungen verursacht wurden. So kann der reale Kursverlauf über längere Zeiträume korrekt wiedergegeben werden.

Beispiel: Zahlt eine Aktie eine Dividende von 2 Euro und notierte zuvor bei 50 Euro, fällt der Kurs am Ex-Dividendentag auf etwa 48 Euro. Um die Performance korrekt abzubilden, wird der historische Kurs vor der Dividendenzahlung um 2 Euro reduziert. Dadurch ergibt sich ein bereinigter Kursverlauf, der die Wertentwicklung inklusive Dividenden realistisch widerspiegelt.

Auch bei Indizes wie dem DAX werden regelmäßig Adjustierungen vorgenommen, etwa wenn sich die Zusammensetzung ändert oder Unternehmen durch Fusionen ersetzt werden. Diese Anpassungen stellen sicher, dass die Indexentwicklung weiterhin die Marktperformance widerspiegelt und nicht durch Strukturänderungen verzerrt wird.

Adjustierung bei Derivaten

Im Derivatehandel – etwa bei Optionen, Futures oder Knock-out-Zertifikaten – werden Adjustierungen durchgeführt, wenn der zugrunde liegende Basiswert durch Unternehmensereignisse verändert wird. Wenn beispielsweise ein Unternehmen eine Kapitalerhöhung oder einen Aktiensplit durchführt, muss der Emittent die Ausstattungsmerkmale des Derivats (wie Basispreis oder Bezugsverhältnis) anpassen, damit das Produkt seinen wirtschaftlichen Wert behält.

Beispiel: Hat ein Optionsschein ein Bezugsverhältnis von 1:1 auf eine Aktie, die im Verhältnis 1:2 gesplittet wird, wird das Bezugsverhältnis auf 1:2 angepasst und der Basispreis halbiert. So bleibt der rechnerische Wert des Optionsscheins unverändert. Ohne eine Adjustierung würde der Kurs des Derivats durch den Aktiensplit verfälscht werden.

Adjustierungen in der Bilanzierung und Finanzanalyse

Auch in der Unternehmensanalyse und Rechnungslegung spielt der Begriff Adjustierung eine bedeutende Rolle. Hier werden Kennzahlen „adjustiert“, um außergewöhnliche oder einmalige Effekte auszublenden. So wird beispielsweise ein „adjusted EBITDA“ berechnet, bei dem Sonderfaktoren wie Restrukturierungskosten oder Einmaleffekte herausgerechnet werden, um die operative Leistungsfähigkeit eines Unternehmens besser zu bewerten.

Durch solche Adjustierungen lassen sich Unternehmen über verschiedene Perioden oder Branchen hinweg besser vergleichen, da kurzfristige Verzerrungen neutralisiert werden. Analysten und Investoren nutzen adjustierte Kennzahlen, um die nachhaltige Ertragskraft eines Unternehmens zu beurteilen.

Vorteile und Kritik an Adjustierungen

Der Vorteil von Adjustierungen liegt in der erhöhten Vergleichbarkeit und Transparenz. Anleger können dadurch Entwicklungen besser nachvollziehen und fundierte Entscheidungen treffen. Sie verhindern, dass rein technische Kursveränderungen oder Sondereffekte fälschlicherweise als wirtschaftliche Trends interpretiert werden.

Allerdings können Adjustierungen auch zu Intransparenz führen, wenn sie nicht klar kommuniziert oder nachvollziehbar dokumentiert werden. Besonders bei „adjustierten“ Bilanzkennzahlen besteht die Gefahr, dass Unternehmen positive Ergebnisse hervorheben, während negative Sondereffekte ausgeblendet werden. Daher ist es wichtig, stets zwischen den tatsächlichen und den adjustierten Werten zu unterscheiden.

boerse.de-Schlussfolgerung

Die Adjustierung ist ein wesentliches Instrument, um Kurs-, Index- oder Bilanzdaten zu bereinigen und vergleichbar zu machen. Sie sorgt dafür, dass Anleger, Analysten und Händler ein realistisches Bild der tatsächlichen Wertentwicklung erhalten. Ob bei Dividenden, Aktiensplits, Kapitalmaßnahmen oder der Berechnung von Kennzahlen – Adjustierungen stellen sicher, dass die ökonomische Realität korrekt abgebildet wird. Gleichzeitig erfordern sie Transparenz und ein klares Verständnis, damit sie nicht zu Fehlinterpretationen führen. Wer Adjustierungen richtig versteht, kann Marktbewegungen präziser bewerten und fundiertere Anlageentscheidungen treffen.



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