Abschlagsdividende

Was ist eine Abschlagsdividende?

Der Begriff Abschlagsdividende bezeichnet eine besondere Form der Dividendenzahlung, bei der ein Unternehmen seinen Aktionären bereits während des laufenden Geschäftsjahres einen Teil der zu erwartenden Jahresdividende auszahlt. Es handelt sich also um eine Art Vorauszahlung auf die endgültige Dividende, die nach der Hauptversammlung beschlossen wird. Die Abschlagsdividende wird meist gezahlt, wenn das Unternehmen über eine stabile Ertragslage verfügt und seinen Aktionären eine kontinuierliche Beteiligung am Gewinn ermöglichen möchte.

In der Praxis dient die Abschlagsdividende dazu, die Aktionäre frühzeitig am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens zu beteiligen und gleichzeitig die Attraktivität der Aktie zu erhöhen. Gerade bei großen, finanzstarken Konzernen ist diese Form der Gewinnverwendung ein Zeichen von Vertrauen in die eigene Ertragskraft und finanzielle Stabilität.

Bedeutung und Definition der Abschlagsdividende

Eine Abschlagsdividende ist eine vorläufige Dividendenzahlung, die vor der endgültigen Feststellung des Jahresabschlusses erfolgt. Das bedeutet, das Unternehmen schüttet einen Teil des erwarteten Gewinns bereits im laufenden Geschäftsjahr aus. Die Zahlung erfolgt dabei üblicherweise auf Grundlage der bisherigen Geschäftsentwicklung und einer Zwischenbilanz, die vom Vorstand und Aufsichtsrat genehmigt werden muss.

Die endgültige Dividende, die nach der Hauptversammlung beschlossen wird, wird dann um die bereits geleistete Abschlagsdividende reduziert. Wenn das Unternehmen beispielsweise am Ende des Geschäftsjahres eine Gesamtausschüttung von 4,00 Euro pro Aktie plant, aber bereits eine Abschlagsdividende von 1,50 Euro gezahlt hat, beträgt die Schlussdividende 2,50 Euro je Aktie.

Voraussetzungen für eine Abschlagsdividende

Die Möglichkeit zur Zahlung einer Abschlagsdividende ist im Aktiengesetz (AktG) geregelt. Gemäß § 59 AktG darf der Vorstand einer Aktiengesellschaft eine Abschlagszahlung auf den voraussichtlichen Bilanzgewinn nur dann leisten, wenn:

  • eine Zwischenbilanz erstellt wurde,
  • diese Zwischenbilanz einen entsprechenden Gewinn ausweist,
  • und die Auszahlung durch den Aufsichtsrat genehmigt wurde.

Darüber hinaus darf die Abschlagsdividende höchstens die Hälfte des in der Zwischenbilanz ausgewiesenen Gewinns betragen. Diese Regelung soll sicherstellen, dass das Unternehmen auch nach der vorzeitigen Ausschüttung über ausreichende finanzielle Mittel verfügt.

Beispiele für Abschlagsdividenden

In Deutschland ist die Abschlagsdividende relativ selten, wird aber gelegentlich von großen Konzernen genutzt, die über stabile und vorhersehbare Cashflows verfügen. Ein Beispiel aus der Praxis wäre ein DAX-Unternehmen wie die Allianz-Aktie, das aufgrund stetiger Erträge und hoher Liquidität grundsätzlich in der Lage wäre, eine solche Zahlung vorzunehmen. Auch internationale Unternehmen, etwa in Großbritannien oder Australien, nutzen diese Praxis häufiger, da dort Dividenden traditionell quartalsweise ausgeschüttet werden.

Ein konkretes Beispiel: Wenn ein Unternehmen im Halbjahr bereits hohe Gewinne erzielt hat und davon ausgeht, dass sich die positive Entwicklung fortsetzt, kann es eine Abschlagsdividende von beispielsweise 1 Euro pro Aktie zahlen. Nach Abschluss des Geschäftsjahres wird dann auf Basis des tatsächlichen Gewinns entschieden, ob und in welcher Höhe eine weitere Schlussdividende ausgezahlt wird.

Vorteile und Nachteile der Abschlagsdividende

Vorteile:

  • Aktionäre erhalten frühzeitig eine Rendite auf ihr Investment.
  • Das Unternehmen signalisiert Vertrauen in die eigene Ertragskraft.
  • Die Aktie kann durch regelmäßige Ausschüttungen für Dividendenanleger attraktiver werden.

Nachteile:

  • Bei einer unerwartet schlechten Geschäftsentwicklung kann die Gesamtausschüttung am Jahresende geringer ausfallen als geplant.
  • Die vorzeitige Auszahlung verringert kurzfristig die Liquidität des Unternehmens.
  • Für die Verwaltung entsteht zusätzlicher organisatorischer Aufwand, da eine Zwischenbilanz erstellt werden muss.

Unterschied zwischen Abschlagsdividende und Zwischen-Dividende

In der Fachsprache werden die Begriffe Abschlagsdividende und Zwischendividende teilweise synonym verwendet. Während in Deutschland der Begriff „Abschlagsdividende“ gebräuchlich ist, spricht man im angloamerikanischen Raum meist von „interim dividend“. Beide Begriffe bezeichnen dieselbe Praxis der vorzeitigen Gewinnausschüttung, bevor die endgültige Jahresdividende festgelegt wird.

Allerdings gibt es in der internationalen Praxis leichte Unterschiede: In Ländern wie Großbritannien oder den USA sind quartalsweise oder halbjährliche Dividendenzahlungen üblich. Diese werden dort nicht zwingend als Abschlagsdividenden betrachtet, sondern als reguläre Ausschüttungsintervalle.

Auswirkungen auf den Aktienkurs

Wie bei jeder Dividendenzahlung wird auch bei der Ausschüttung einer Abschlagsdividende der Kurs der Aktie am sogenannten Ex-Dividendentag um den Betrag der Auszahlung reduziert. Dieser Kursabschlag ist ein technischer Effekt und spiegelt die Auszahlung des Unternehmensvermögens an die Aktionäre wider. Der Kursverlust ist also keine negative Marktbewertung, sondern die logische Folge der Kapitalausschüttung.

boerse.de-Schlussfolgerung

Die Abschlagsdividende ist eine besondere Form der Dividendenpolitik, die es Unternehmen erlaubt, Aktionäre bereits während des Geschäftsjahres am Gewinn zu beteiligen. Sie ist ein Zeichen von Stabilität und Vertrauen in die eigene Ertragskraft, erfordert aber auch eine solide Finanzlage und sorgfältige Planung. Für Anleger bietet die Abschlagsdividende den Vorteil, frühzeitig Erträge zu realisieren und regelmäßige Cashflows zu erhalten. Besonders für langfristig orientierte Investoren kann sie ein Hinweis auf ein nachhaltig erfolgreiches Unternehmen sein, das auch in unsicheren Marktphasen finanzielle Stärke beweist.



Siehe auch Dividende.

 

 

 

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