Eigenkapital gemäß BIZ

Was ist Eigenkapital gemäß BIZ?

Das Eigenkapital gemäß BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, englisch BIS – Bank for International Settlements) bezeichnet das regulatorische Eigenkapital von Banken, das nach den internationalen Vorgaben der Basel-Regeln (aktuell Basel III, seit 2023 teilweise Basel IV) berechnet wird. Es ist das Kapital, das Banken vorhalten müssen, um Verluste aus Kredit-, Markt- und operationellen Risiken abfedern zu können. Im Gegensatz zum bilanziellen Eigenkapital (HGB/IFRS) wird das regulatorische Eigenkapital streng definiert und in verschiedene Qualitätsstufen (Tier 1, Tier 2) unterteilt.

Aufbau des regulatorischen Eigenkapitals (Basel III)

  • Common Equity Tier 1 (CET1): Die höchstwertige Form – vor allem Stammaktien, offene Rücklagen und einbehaltene Gewinne. Mindestquote: 4,5% der risikogewichteten Aktiva (RWA).
  • Additional Tier 1 (AT1): Nachrangige Instrumente wie Contingent Convertible Bonds (CoCos) und stille Einlagen. Zusammen mit CET1 ergibt sich das Kernkapital (Tier 1).
  • Tier 2: Ergänzungskapital – z. B. nachrangige Anleihen mit mindestens 5 Jahren Laufzeit und bestimmte Rückstellungen.

Insgesamt muss eine Bank mindestens 8% harte Eigenkapitalquote (Total Capital Ratio) vorhalten, wobei CET1 den größten Teil ausmachen soll.

Wichtige Kapitalpuffer (seit 2019 vollständig wirksam)

Zusätzlich zu den Mindestquoten müssen Banken weitere Puffer halten:

  • Kapitalerhaltungspuffer: 2,5%
  • Antizyklischer Kapitalpuffer: 0–2,5% (je nach Land, in Deutschland meist 0–2,5%)
  • G-SIB-Puffer: Für global systemrelevante Banken (z. B. Deutsche Bank) zusätzlich 1–3,5%
  • Systemrisikopuffer: Für national wichtige Institute

In der Praxis müssen große deutsche Banken daher oft CET1-Quoten von 12–14% vorhalten.

Unterschied zum bilanziellen Eigenkapital

  • Bilanzielles Eigenkapital (HGB/IFRS): Enthält oft stille Reserven, immaterielle Werte (Goodwill) und Minderheitenanteile.
  • Regulatorisches Eigenkapital (BIZ/Basel): Strengere Abzüge – z. B. Goodwill, latente Steuern, bestimmte Beteiligungen und erwartete Verluste werden abgezogen.

Deshalb liegt das regulatorische Eigenkapital fast immer unter dem bilanziellen.

Aktuelle Anforderungen und Übergang zu Basel IV

Seit 2023 (EU-weit ab 2025 vollständig) gelten verschärfte Regeln (Basel IV):

  • Einführung eines Output-Floors: Interne Modelle dürfen die risikogewichteten Aktiva (RWA) nicht mehr unter 72,5% des Standardansatzes drücken.
  • Strengere Berechnung von Kredit-, Markt- und operationellen Risiken.
  • Ergebnis: Viele Banken müssen mehr Eigenkapital vorhalten oder ihre Bilanz optimieren (RWA-Reduktion).

Bedeutung für Privatanleger

Die BIZ-Eigenkapitalquoten sind entscheidend für die Stabilität von Bankaktien:

  • Hohe CET1-Quote (>13%) -> Puffer für Dividenden, Rückkäufe und Krisen
  • Niedrige Quote -> Gefahr von Kapitalerhöhungen, Dividendenausfällen oder Zwangsmaßnahmen der Aufsicht
  • Banken mit dauerhaft starken Quoten (z. B. viele Sparkassen und Genossenschaftsbanken) gelten als besonders sicher.

boerse.de-Schlussfolgerung

Das Eigenkapital gemäß BIZ ist das eigentliche Sicherheitsnetz des Bankensystems. Es wird streng nach internationalen Basel-Regeln berechnet und stellt sicher, dass Banken auch in schweren Krisen zahlungsfähig bleiben. Für Anleger in Bankaktien ist vor allem die CET1-Quote der wichtigste Indikator: Je höher und stabiler sie ist, desto robuster ist die Bank und desto attraktiver die Aktie langfristig. Wer in Finanztitel investiert, sollte die regulatorischen Eigenkapitalquoten genauso ernst nehmen wie Gewinn- oder KGV-Kennzahlen – sie entscheiden letztlich darüber, ob eine Bank eine Krise überlebt oder nicht.



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