Fortfaitierung

Was ist die Fortfaitierung?

Die Fortfaitierung ist ein Finanzierungsinstrument, bei dem ein Unternehmen Forderungen aus Lieferungen oder Dienstleistungen an eine Bank oder ein spezialisiertes Finanzinstitut verkauft, um sofort Liquidität zu erhalten. Dabei übernimmt die Bank das volle Ausfallrisiko des Schuldners, sodass der Verkäufer der Forderung seine Liquidität verbessert, ohne das Risiko eines Zahlungsausfalls zu tragen. Fortfaitierung wird vor allem im internationalen Handel genutzt, insbesondere bei Exportgeschäften.

Definition und Funktionsweise

Bei der Fortfaitierung verkauft ein Exporteur seine Forderungen aus einem Liefergeschäft an eine Bank. Diese zahlt den Betrag der Forderung abzüglich einer Gebühr sofort aus. Im Unterschied zu klassischen Krediten erfolgt die Finanzierung ohne Rückgriff auf den Exporteur: Das Kreditrisiko liegt vollständig bei der Bank. Die Abwicklung erfolgt in der Regel gegen Dokumente und Zahlungsversprechen (wie Wechsel oder Schuldscheine), die das Schuldnerunternehmen anerkennt.

Beispiel: Ein deutsches Maschinenbauunternehmen liefert Anlagen nach Südamerika und vereinbart eine Zahlung in 180 Tagen. Um die Liquidität sofort zu nutzen, verkauft es diese Forderung an eine Bank über Fortfaitierung. Die Bank zahlt den Betrag abzüglich einer Gebühr und übernimmt das Risiko, dass der ausländische Käufer möglicherweise nicht zahlt. So kann das Unternehmen seine Produktions- und Investitionskosten frühzeitig decken.

Bedeutung und Anwendung

Die Fortfaitierung hat mehrere zentrale Funktionen im internationalen Handel:

  • Liquiditätssicherung: Unternehmen erhalten sofort Geld für ihre Forderungen, ohne auf den Zahlungseingang warten zu müssen.
  • Risikominimierung: Das Ausfallrisiko des Schuldners liegt bei der Bank, nicht beim Exporteur.
  • Bilanzneutralität: Da die Forderung verkauft wird, verringert sich das Risiko im Eigenkapital und die Bilanzstruktur verbessert sich.
  • Finanzierung großer Projekte: Besonders bei teuren Exportgeschäften oder langfristigen Lieferungen wird Fortfaitierung häufig eingesetzt.

Vorteile der Fortfaitierung

Die Fortfaitierung bietet Unternehmen mehrere Vorteile:

  • Schnelle Liquidität: Verkauf von Forderungen gegen sofortige Zahlung.
  • Reduzierung von Kreditrisiken: Die Bank übernimmt das Risiko des Schuldners vollständig.
  • Verbesserung der Bilanzstruktur: Forderungen werden aus der Bilanz entfernt, was Eigenkapitalquoten verbessern kann.
  • Planungssicherheit: Unternehmen können Investitionen und Zahlungen sicher kalkulieren.

Nachteile und Risiken

Die Fortfaitierung ist zwar vorteilhaft, hat aber auch Nachteile:

  • Kosten: Banken berechnen Gebühren und Zinsen für das Übernahme-Risiko, die die Einnahmen reduzieren.
  • Abhängigkeit: Regelmäßige Nutzung kann zu einer langfristigen Abhängigkeit von Finanzinstituten führen.
  • Verlust des direkten Kundenkontakts: Die Bank übernimmt die Forderung und kann Einfluss auf die Beziehung zum Kunden haben.
  • Begrenzte Flexibilität: Nur bestimmte Forderungen, wie Wechsel oder Schuldscheine, können fortfaitiert werden.

Beispiele aus der Praxis

Fortfaitierung wird besonders im Exportgeschäft eingesetzt. Große deutsche Maschinenbau- und Anlagenbauunternehmen nutzen Fortfaitierung, um internationale Forderungen abzusichern und Liquidität zu erhalten. Ein praktisches Beispiel ist der Verkauf von Forderungen für den Export von Industrieanlagen nach Südamerika oder Asien. Durch Fortfaitierung kann das Unternehmen den Zahlungsfluss beschleunigen, Investitionen finanzieren und gleichzeitig das Risiko eines Zahlungsausfalls minimieren. Auch bei langfristigen Lieferungen, die über mehrere Monate oder Jahre laufen, ist Fortfaitierung ein wichtiges Instrument, um finanzielle Stabilität zu gewährleisten.

boerse.de-Schlussfolgerung

Die Fortfaitierung ist ein effektives Finanzinstrument für Unternehmen im internationalen Handel, das Liquidität schnell bereitstellt und Kreditrisiken minimiert. Sie ermöglicht Planungssicherheit, verbessert die Bilanzstruktur und erleichtert die Finanzierung großer Exportgeschäfte. Gleichzeitig fallen Gebühren an, und Unternehmen geben teilweise Einfluss auf ihre Kundenbeziehungen ab. Insgesamt ist Fortfaitierung ein strategisches Instrument, das vor allem für exportorientierte Unternehmen von hoher Bedeutung ist.



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