Stillhalter

Was ist der Stillhalter?

Der Stillhalter ist eine zentrale Figur im Optionshandel und bezeichnet den Verkäufer einer Option, der dem Käufer bestimmte Rechte einräumt, sich selbst jedoch zu einer Gegenleistung verpflichtet. Konkret verpflichtet sich der Stillhalter, den zugrunde liegenden Basiswert – etwa eine Aktie, einen Index oder eine Anleihe – zu einem vorher festgelegten Preis zu kaufen oder zu verkaufen, falls der Käufer der Option sein Recht ausübt. Für diese Verpflichtung erhält der Stillhalter eine Optionsprämie, die als Entgelt für das eingegangene Risiko dient.

Grundprinzip des Stillhaltergeschäfts

Das Geschäft des Stillhalters basiert auf einer klaren Rollenverteilung: Während der Käufer einer Option das Recht erwirbt, eine Transaktion zu einem bestimmten Preis durchzuführen, übernimmt der Stillhalter die Pflicht, diese Transaktion auf Verlangen auszuführen. Der Stillhalter „hält still“, indem er abwartet, ob der Käufer die Option ausübt, und sich darauf einstellt, im Bedarfsfall zu liefern oder abzunehmen. Daher rührt auch die Bezeichnung „Stillhalter“.

Im Wesentlichen gibt es zwei Arten von Stillhaltern:

  • Stillhalter einer Call-Option (Kaufoption): Er verpflichtet sich, den Basiswert zu einem bestimmten Preis zu verkaufen, falls der Käufer die Option ausübt. Steigt der Marktpreis über den Basispreis hinaus, drohen Verluste, weil der Stillhalter zu einem niedrigeren Preis liefern muss.
  • Stillhalter einer Put-Option (Verkaufsoption): Er verpflichtet sich, den Basiswert zum festgelegten Preis zu kaufen, falls der Käufer der Option dieses Recht nutzt. Fällt der Marktpreis des Basiswerts, kann dies zu Verlusten führen, weil der Stillhalter über dem Marktpreis kaufen muss.

Risikoprofil und Ertragschancen

Das Chancen-Risiko-Verhältnis eines Stillhalters ist grundsätzlich asymmetrisch: Der mögliche Gewinn ist auf die vereinnahmte Prämie begrenzt, während das Verlustrisiko – insbesondere bei ungedeckten Positionen – theoretisch unbegrenzt sein kann. Der Stillhalter erzielt also dann Gewinne, wenn die Option wertlos verfällt, das heißt, wenn der Marktpreis des Basiswerts den Ausübungspreis nicht erreicht.

Ein Beispiel: Ein Stillhalter verkauft eine Call-Option auf die Deutsche-Bank-Aktie mit einem Basispreis von 10 Euro und erhält dafür eine Prämie von 1 Euro. Bleibt der Kurs der Aktie unter 10 Euro, verfällt die Option und der Stillhalter behält die Prämie als Gewinn. Steigt der Kurs dagegen auf 15 Euro, muss der Stillhalter die Aktie zum vereinbarten Preis von 10 Euro liefern und erleidet einen Verlust von 4 Euro pro Aktie (15 € – 10 € – 1 € Prämie).

Gedeckte und ungedeckte Stillhaltergeschäfte

Zur Risikosteuerung kann der Stillhalter seine Verpflichtungen absichern. Man unterscheidet zwischen:

  • Gedecktem Stillhaltergeschäft: Der Stillhalter besitzt den Basiswert bereits (bei einer Call-Option) oder verfügt über entsprechende Sicherheiten (bei einer Put-Option). Sein Risiko ist damit begrenzt.
  • Ungedecktem Stillhaltergeschäft: Der Stillhalter besitzt den Basiswert nicht und ist somit höheren Risiken ausgesetzt, falls sich der Kurs des Basiswerts stark gegen ihn bewegt. Diese Form wird häufig von erfahrenen oder institutionellen Anlegern genutzt, die das Risiko aktiv managen können.

Die gedeckte Variante – etwa im Rahmen einer sogenannten Covered-Call-Strategie – ist bei konservativen Anlegern beliebt, da sie die Möglichkeit bietet, zusätzliche Erträge durch Prämieneinnahmen zu erzielen, ohne das gesamte Kapital zu gefährden.

Rolle des Stillhalters im Optionsmarkt

Der Stillhalter ist eine notwendige Gegenpartei für jeden Käufer einer Option. Ohne ihn würde kein Handel zustande kommen, da jede verkaufte Option einen Stillhalter erfordert, der das Risiko übernimmt. An Terminbörsen wie der Eurex übernehmen häufig professionelle Marktteilnehmer – etwa Banken, Fonds oder spezialisierte Händler – die Rolle des Stillhalters. Diese Akteure verfügen über umfangreiche Risikomanagement-Systeme, um Kursschwankungen abzusichern und Margenanforderungen zu erfüllen.

Privatanleger können ebenfalls als Stillhalter auftreten, sofern sie über ein entsprechendes Margin-Konto verfügen und die erforderlichen Sicherheiten hinterlegen. Aufgrund der potenziell hohen Verlustrisiken sollten solche Geschäfte jedoch nur von Anlegern mit fundierten Kenntnissen im Derivatehandel und ausreichender Erfahrung durchgeführt werden.

Wirtschaftliche Funktion des Stillhalters

Der Stillhalter trägt wesentlich zur Liquidität und Effizienz des Optionsmarktes bei. Durch seine Bereitschaft, Risiken zu übernehmen, ermöglicht er anderen Marktteilnehmern, sich gegen Kursveränderungen abzusichern (Hedging) oder auf Kursbewegungen zu spekulieren. Gleichzeitig trägt der Stillhalter dazu bei, dass faire Preise für Optionen entstehen, da Angebot und Nachfrage am Markt aufeinander abgestimmt werden.

In der Praxis wird die Tätigkeit als Stillhalter häufig mit Strategien kombiniert, die auf Prämieneinnahmen setzen, etwa durch den wiederholten Verkauf von Optionen in stabilen Marktphasen. Diese Einnahmen können eine attraktive Zusatzrendite darstellen, sofern das Risiko kontrolliert wird.

Steuerliche und regulatorische Aspekte

Die Einnahmen aus Stillhaltergeschäften – also die erhaltenen Optionsprämien – gelten steuerlich als Kapitalerträge und unterliegen der Abgeltungsteuer. Verluste können unter bestimmten Voraussetzungen mit Gewinnen aus anderen Kapitalanlagen verrechnet werden. Zudem müssen Stillhalter regulatorische Anforderungen erfüllen, insbesondere wenn sie über Börsen handeln, die Margin-Vorgaben zur Sicherstellung der Erfüllung von Verpflichtungen festlegen.

boerse.de-Schlussfolgerung

Der Stillhalter spielt im Optionshandel eine entscheidende Rolle, da er die Risiken übernimmt, die andere Marktteilnehmer vermeiden möchten. Seine Tätigkeit ermöglicht funktionierende Terminmärkte und bietet die Chance auf regelmäßige Prämieneinnahmen. Allerdings ist das Risiko – insbesondere bei ungedeckten Positionen – erheblich und kann theoretisch unbegrenzt sein. Wer als Stillhalter agiert, sollte daher über fundiertes Wissen im Derivatehandel, ein gutes Risikomanagement und ausreichend Sicherheiten verfügen. Richtig eingesetzt, kann das Stillhaltergeschäft eine interessante Strategie zur Ertragsoptimierung im Portfolio darstellen, wenn die Marktmechanismen und Risiken klar verstanden werden.



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