"Peanuts" - Die Schneider-Immobilien-Pleite (1994)
Im Jahr 1994 meldete die Firmengruppe von Dr. Jürgen Schneider Konkurs an und sorgte damit für die größte deutsche Immobilienpleite, die je ein einzelner Kaufmann verursacht hatte. Insbesondere die Banken stand damals im Mittelpunkt der Affäre.
Die Vorgeschichte zu diesem Skandal begann als Schneider 1981 mit 47 Jahren aus dem väterlichen
Betrieb ausstieg, um ein eigenes Unternehmen zu gründen. Nur ein Jahr später kaufte er einen
heruntergekommenen Gründerzeit-Bau in Baden-Baden. Da er nicht über die nötigen finanziellen
Mittel verfügte, lieh er sich das Geld von der Bank. Allerdings war ihm schnell bewusst, dass die
vorgeschriebene Kredithöhe von 60 Prozent der Kaufsumme und Baukosten nicht für seine Zwecke
ausreichen würde. Also versuchte er, durch einfaches Anhebung der angenommenen Miethöhe und der
errechneten Mietfläche, mehr Geld von der Bank zu bekommen als das Objekt eigentlich wert war. So
errechnete er für die Sanierung und den Kauf der Immobilie zunächst einen Bedarf von 25 Millionen
Mark, veränderte die Daten dann so, dass das Projekt auf 42 Millionen Mark geschätzt wurde und
bekam anhand seiner korrigierten Planungen schließlich von der Deutschen Bank einen
Hypothekenkredit über 28 Millionen ausbezahlt. Zu keiner Zeit war dabei seine Bedarfsrechnung
angezweifelt worden. Nachdem der Bau erfolgreich abgeschlossen war, hatte Schneider damit über 2
Millionen Mark übrig und aus den Erfahrungen mit den Finanzinstituten gelernt. Das "Goldene
Kreuz", wie die Immobilie in Baden-Baden hieß, wurde zum Modellfall für seine weitere Karriere.
In den folgenden Jahren fing Schneider an, sein Imperium aufzubauen. Er kaufte Immobilien in
Offenburg und Nürnberg und richtet sich gleichzeitig eine "Frostkasse" ein, die mit den nicht
verwendeten Baukrediten gefüllt wurde. Gleichzeitig fand Schneider immer neue Tricks, um die Banken zu täuschen. Neben dem "Schönrechnen" der Finanzierung, schreckte er nun auch nicht mehr vor Betrug und Urkundenfälschung zurück. So stellte er beispielsweise eine Tiefgarage durch geringfügige Modifikationen als Baumaßnahme für einen Atom-Schutzbunker dar und bekam so weitere Zuschüsse aus einem Subventionstopf. Der Baulöwe kaufte in Frankfurt das Hotel "Fürstenhof" bei dem auch die Deutsche Bank geboten hatte und bekam anschließend von dem selben Institut einen Kaufkredit, der das Höchstgebot der Deutschen Bank weit überstieg. Später schrieb Schneider dazu: "die eine Hand (der Bank) wusste nicht, was die andere tut". Bei der Renovierung der "Zeilgalerie" in Frankfurt erhöhte er die reale Nutzungsfläche von 9.000 auf 22.000 Quadratmeter und erfand 30 immaginäre Mieter inklusive gefälschter Mietverträge. Bei der Restaurierung des "Bernheimer Palais" in München stockte er das Gebäude einfach um zwei nicht-existente Stockwerke mit ein paar Tausend Quadratmetern Mietfläche auf. Dass die Stockwerke fehlten, fiel keinem Mitarbeiter der Deutschen Bank auf, obwohl die Münchner Filiale direkt gegenüber dem Palais lag.
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