Die zweite Hausse der Westindischen Kompanie (1723-1725)

Der Zusammenbruch des Lawschen Systems im Jahr 1720 war noch in den Köpfen der Anleger, da entwickelte sich mit den gleichen Aktien eine neue Hausse. An den politischen Gegebenheiten hatte sich in den drei Jahren bis 1723 nicht viel geändert. Immer noch übte Herzog Philipp II. von Orleans die Regierungsgeschäfte für den noch zu jungen König Ludwig XV. aus. Auch der Schuldenberg des Landes war nicht kleiner geworden.

Um die immer noch gewaltige Lücke zwischen den Vermögenswerten der Compagnie des Indes (289 Mio. Livre) und den von Laws Bank herausgegebenen Banknoten (3 Mrd. Livre) unter Kontrolle zu bekommen, wurde die Westindische Kompagnie im Januar 1721 unter königliche Verwaltung gestellt. Eine Liquitation des Unternehmens kam aufgrund der Bürgschaft für einen hohen Anteil der Staatsschulden nicht in Frage. In den kommenden Monaten wurde die Gesellschaft grundlegend reorganisiert. Dabei verlor die Westindische Kompagnie (und die mit ihr fusionierte Banque Royale) einen Großteil ihrer Privilegien, wie das Münzrecht oder das Recht die Steuern einzutreiben. Lediglich das Handelsmonopol für Tabak durfte das Unternehmen vorerst behalten. Seit 1721 wurden die alten Aktien in neue Liquidationszertifikate getauscht. Am 22. März 1723 wurden die Aktienanzahl schließlich durch Kapitalzusammenlegung auf 56.000 neue Liquititätszertifikate vermindert, die aber weiterhin einen Nennwert von je 500 Livre hatten. Zudem glich der Regent den noch bestehenden Verlust der Gesellschaft aus.

Die Westindische Kompanie erholt sich vom Zusammenbruch

Noch während der Restrukturierung erholte sich die Westindische Kompagnie zunehmend von dem wirtschaftlichen Zusammenbruch des Jahres 1720. Daher waren auch die neuen Aktien (bzw. Liquiditationsscheine) ab Mitte 1722 wieder in den Blick der Anleger geraten. Nach einigen positiven Nachrichten konnte die Aktie bis Mitte 1722 auf etwa 800 Livre ansteigen. Zwar versuchte Philipp von Orlean der erneuten Kurssteigerung mit Verordungen entgegenzuwirken, doch wie schon 1720 hatte dies nur kurzfristige Effekte. Die zunehmende Besserung der Geschäftsaussichten der Westindischen Kompagnie zog immer mehr Anleger an. Kurz nach der Aktienzusammenlegung im März 1723 wurde das Tabakmonopol offiziell als Firmenbesitz bestätigt, was einen weiteren Kursanstieg zur Folge hatte. Im Sommer sorgten Gerüchte über die Aufhebung des Tabakmonopols sowie der Tod eines wichtigen Vorstandsmitglieds für Kursrücksetzer auf Notierungen um 1000 Livre. Als sich die Gesellschaft am 31. August 1723 dann aber auch noch das Kaffeemonopol sichern konnte, schoß der Kurs nach oben. Im September 1723 notierte die Aktie der Gesellschaft bereits bei 1500 Livre.

Tod des Regenten führt zu Kurssturz

Am 02. Dezember 1723 wurde das Land durch den Tod Philipp von Orleans geschockt. Das unerwartete Ableben des Regenten gepaart mit der politischen Ungewissheit über die Nachfolge führte an der Börse für massive Kursrückgänge. Auch die Aktie der Westindischen Kompagnie kam unter Druck und stürzte innerhalb weniger Tage bis auf die Unterstützungslinie bei 1000 Livre ab. Doch politische Börsen haben kurze Beine und so konnte sich der Kurs, nachdem König Luwig XV. die Regierungsgeschäfte übernommen hatte, bis zum Jahresende wieder auf 1500 Livre steigern. Während des Kurssturzes hatten viele Anleger auf weitere Kursrückgänge spekuliert und die Aktie leerverkauft. Um den Verlust zu begrenzen, deckten sich diese Spekulanten nun wieder mit der Aktie ein und hoben den Kurs damit über die Widerstandslinie bei 1500 Livre. Auch heizten neue Gerüchte den Kurs weiter an. So sollte die Gesellschaft kurz vor Zuteilung weiterer Privilegien - wie z.B. der Erlaubnis eine Lotterie abhalten zu dürfen - stehen. Bis März trieben diese Spekulationen den Kurs bis auf 3.000 Livre. Die Erinnerung an die noch deutlich in den Gedächtnissen stehende Spekulationsblase aus dem Jahr 1720 verhinderte aber ein weiteres Ansteigen. Erste vorsichtige Anleger realisierten im April 1724 ihre Gewinne und sorgten damit für ein frühes Ende der Hausse. Dennoch fiel der Kurs nicht in dem Ausmaß wie bei der Spekulation von 1720. Zwar waren die 2000 Livre schnell erreicht, doch verlangsamte sich der Fall zunehmend. Dies lag auch daran, dass sich die Situation der Westindischen Kompagnie nicht entscheidend verschlechtert hatte und immer noch viele Anleger auf einen schnellen Gewinn hofften. Ende August wurde die Aktie deshalb noch bei 1700 Livre gehandelt.

Das Vertrauen in die Aktie ist zerstört

Am 22. September 1724 kündigte der junge König Ludwig XV. eine massive Münzverschlechterung an, was jeder Spekulation in Aktien der Westindischen Kompagnie den Garaus machte. Der Kurs fiel jetzt wie ein Stein in den Keller und notierte im Oktober nur noch bei 600 Livre - im Januar 1725 nur noch bei 500 Livre. Diese zweite Spekulationsblase hatte jedes Vertrauen in die Aktie endgültig zerstört. Auch die Bestätigung der Privilegien durch den König im Juni 1725 konnte den Kurs nicht mehr beflügeln.

Im Gegensatz zu den Bubbles aus dem Jahr 1720, wurde die Hausse der Jahre 1723 bis 1725 allein durch die Börse verursacht. Zwar gab es immer wieder neue Gerüchte, die den Kurs anheizten, ausgelöst war diese Spekulation aber durch gute Unternehmensnachrichten. Die Pariser Anleger hatte jedenfalls für die nächsten Jahrzehnte endgültig genug von Spekulationen. In den folgenden 60 Jahren gab es in Frankreich keine extremen Kursbewegungen mehr.


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