Kartellvorwürfe erschüttern deutsche Auto-Branche (2017)

Während die US-amerikanischen Aktienmärkte 2017 fast wie an der Schnur gezogen in einer Tour immer weiter nach oben liefen, wurde der Höhenflug des Dax nur kurz während der Sommermonate im Juli und August unterbrochen. Maßgeblich dafür verantwortlich waren neben dem starken Euro, der allein auf Jahressicht gegenüber dem US-Dollar um 14% aufwertete und deshalb Sorgen wegen der Exportabhängigkeit der heimischen Wirtschaft aufkamen, vor allem die massiven Kartellvorwürfe gegen die deutschen Autobauer Audi, BMW, Daimler Porsche und VW.

Jahrzehntelange Absprachen in deutscher Schlüssel-Industrie?

Stand die deutsche Autobranche wegen der VW-Abgasaffäre und den zu hohen Diesel-Emissionen nicht schon genug unter Druck, so kam nun ein weiterer Belastungsfaktor hinzu. Ausgelöst wurde das „Sommergewitter“ dabei durch einen Bericht im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ am 21. Juli. Darin wurde erstmals der Vorwurf erhoben, mehr als 200 Mitarbeiter der fünf deutschen Autobauer („5er-Kreis“) hätten sich bereits seit den Neunzigerjahren in über 60 Arbeitskreisen abgestimmt und damit den Wettbewerb außer Kraft gesetzt. Im Einzelnen soll es bei den Kartellverstößen um alle Bereiche der Autoentwicklung, die Auswahl von Lieferanten sowie die Festlegung von Kosten für Fahrzeugbauteile gegangen sein. Indirekt soll durch die Absprachen über die Reinigung von Diesel-Abgasen sogar die Basis für den Dieselskandal gelegt worden sein. Denn durch die Verwendung von zu kleinen Tanks für das Harnstoffgemisch AdBlue, mit dessen Hilfe gefährliche Stickoxide in die harmlosen Bestandteile Wasser und Stickstoff aufspaltet werden, konnten zwar Kosten eingespart, die Abgase aber nicht mehr ausreichend gereinigt werden.

Autoaktien brechen ein

Dass an den Vorwürfen tatsächlich etwas dran sein könnte, wurde dadurch unterstützt, da es dem Bericht zufolge durch VW und Daimler bereits im Jahr zuvor zu einer Art von Selbstanzeige bei den Wettbewerbsbehörden gekommen war, um mögliche Strafzahlungen zu mindern. Dabei wurde zum damaligen Zeitpunkt gegen VW gerade in einer anderen Sache ermittelt. Sollte sich die Bildung eines Kartells in dieser für Deutschland so wichtigen Schlüssel-Industrie bestätigen, das war klar, wäre eine weitere Klagewelle mit Milliardenstrafen kaum zu verhindern. Das sah natürlich auch die Börse so, die in der Regel nichts weniger mag als Unsicherheit. So reagierten die Aktien der drei im Dax gelisteten Autokonzerne BMW, Daimler und VW gleich nach Bekanntwerden des Spiegel-Berichts mit heftigen Abschlägen zwischen 3% und 5%, was am Ende auch den deutschen Leitindex belastete. Eine Woche später hatte sich das Minus bei BMW und Daimler auf jeweils 6,3% ausgeweitet, während die VW-Aktie knapp 7% tiefer notierte. Wie nicht anders zu erwarten war, wurden wie im Dieselskandal auch wegen des Kartellverdachts gegen die drei Autobauer im Namen von Fahrzeugbesitzern inzwischen mehrere Sammelklagen bei den US-Justizbehörden eingereicht, wobei sich die Vorwürfe eng an dem Spiegel-Angaben orientieren. Um die Verfahren zu vereinfachen, werden die Fälle in den USA am Gerichtsstandort San Francisco gebündelt.


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