„2017 steuert der Dax 13.800 Punkte an!“

Sonntag, 29.01.17 08:00

Interview mit Thomas Müller, Herausgeber boerse.de-Aktienbrief

 

boerse.de: Wie aus der Übersicht auf der neuen boerse.de-Seite „Banken-Prognosen 2017“ hervorgeht, erwarten die größten Geldhäuser, dass der Dax 2017 per saldo kaum von der Stelle kommt. Teilen Sie diese Einschätzung?
 

Thomas Müller: Die diesjährigen Bankenprognosen sind sehr bemerkenswert. Während ING Diba mit 10.400 Dax-Punkten das untere Ende markiert, ist BNP Paribas mit 12.300 Punkten bereits am optimistischsten. Alle anderen Institute taxieren den Dax per Jahresende zwischen 11.000 und 12.000 Punkten. Für alle 30 Prognosen errechnet sich ein Mittelwert von 11.629 Zählern. Das würde gegenüber dem 2016er-Jahresschluss bei 11.481 ein Plus von gerade einmal 1,3% bedeuten. Auch für den Dow Jones wird im Schnitt ein Plus von nur 2% erwartet, und der Euro Stoxx würde sogar mit 0,1% lediglich auf der Stelle treten. Das ist natürlich absurd.
 

boerse.de: Wie kommt es Ihrer Meinung nach zu dermaßen unrealistisch niedrigen Vorhersagen?
 

Thomas Müller: Es ist ein bekanntes Phänomen, dass Analysten ungern gegen den Strom schwimmen. Anstatt mit einer eigenen abweichenden Meinung möglicherweise völlig daneben zu liegen, bleiben Analysten im Interesse der eigenen Karriere grundsätzlich lieber in der Prognose-Herde. Daher werden bei solchen Jahresschätzungen über den Daumen einfach 6% bis 8% vom jeweils aktuellen Punktestand aufgeschlagen, nach schlechten Börsenphasen kann es auch weniger sein und nach guten etwas mehr.

 

boerse.de: 2016 war aber doch gar kein so schlechtes Börsenjahr.
 

Thomas Müller: Genau. Deshalb sind diesmal die Jahresprognosen gründlich danebengegangen. Denn das durchwachsene Börsenjahr 2016 fiel erst aufgrund der Jahresend-Rallye vom Dezember positiv aus. Dabei überboten Dax (6.12.) und Euro Stoxx (20.12.) erst im Laufe des Dezember die 2015er-Jahresschlusskurse. Da das außerordentlich kräftige Dezemberplus von 8% in den Jahresprognosen keine Berücksichtigung fand kam es zu dermaßen kurios niedrigen Erwartungen für 2017.
 

boerse.de: Sie rechnen also mit viel stärker steigenden Kursen?
 

Thomas Müller: Ich denke, dass es den Börsen leichtfallen wird, positiv zu überraschen. 2017 wird ein weit besseres Börsenjahr als es die fragwürdigen Bankenprognosen vermuten lassen.
 

boerse.de: Welche Performance trauen Sie dem Dax in diesem Jahr zu?
 

Thomas Müller: Ich sehe beste Chancen, dass der Dax 2017 um mehr als 10% steigen wird. Ausgehend vom 2016er-Jahresschlusskurs würde das einen Dax-Stand per Jahresende oberhalb von 12.629 Punkten bedeuten. Zwischenzeitlich sollten sogar noch wesentlich höhere Notierungen möglich sein.
 

boerse.de: Was stimmt Sie so optimistisch?
 

Thomas Müller: Die Börsenzyklen signalisieren das Jahreshoch im Zeitraum zwischen August und Anfang Oktober. Dazu kommt die langfristige charttechnische Konstellation, die früher oder später in den Lehrbüchern der Technischen Analyse zu finden sein wird. Werfen wir einen Blick auf die Dax-Kursentwicklung:

 

 
 

Wie ich bereits in meinem Aktienbrief-Editorial vom 30. Dezember 2013 geschrieben hatte, befinden wir uns seit dem Anstieg über die 8000-Punkte-Marke in  einer neuen Aktien-Ära. Denn damit ist der deutsche Leitindex aus einer 13 Jahre dauernden Seitwärtsbewegung nach oben ausgebrochen. Dabei lässt sich aus der Differenz vom 2003er-Tief bei 2200 Punkten und dem Ausbruchsniveau bei 8000 Punkten aus charttechnischer Sicht eine Zielzone von 13.800 Punkten ableiten.
 

boerse.de: Ist das nach der 2016er-Jahresend-Rallye realistisch?
 

Thomas Müller: Durchaus. Schauen wir uns an wie sich der Dax weiterentwickelt hat:

 

 

Nach dem 2013er-Ausbruch über 8000 kletterten die Notierungen 2013/2014 recht rasch bis an die 10.000er-Marke. Mit diesem Widerstand kämpfte der Dax ein Jahr lang, bis 2015 der nächste Rallye-Schub zum bisherigen All-Time-High bei 12.375 führte. Bei der darauffolgenden Korrektur testete der deutsche Leitindex im Februar sowie Juni/Juli 2016 geradezu mustergültig die vom 2009er-Tief ausgehende langfristige Aufwärtstrendgerade, die sich aus den Jahrestiefs von 2009 und 2011 bilden lässt. Eine perfektere Bestätigung kann es gar nicht geben! Dazu kommt, dass im August die vom 2015er-All-Time-High ausgehende Abwärtstrendgerade geknackt und dann nach einem Pullback die wieder steigende 200-Tage-Linie idealtypisch getestet wurde.
 

boerse.de: Mit welchem Dax-Fahrplan rechnen Sie für 2017?
 

Thomas Müller: Bis in den Sommer hinein erwarte ich steigende Kurse. Dabei hat der Dax erstmals die Möglichkeit, mein 2013 avisiertes Ziel von 13.800 Punkten zu erreichen und sogar bis 14.000 vorzustoßen. Darauf dürfte dann eine gesunde Korrektur bis 12.500/12.000 folgen. Insgesamt eröffnen sich 2017  großartige Gewinnchancen.
 

boerse.de: Was bedeutet das für den boerse.de-Champions-Defensiv-Index (BCDI)?
 

Thomas Müller: In den zweieinhalb Jahren seit der Börseneinführung am 1. Juli 2014 hat der boerse.de-Champions-Defensiv-Index (BCD) um +36,3% zugelegt und damit gegenüber dem Dow Jones um 108% und im Vergleich mit dem Dax sogar um 116% besser abgeschnitten. Daher dürfte der Anstieg beim BCDI bis Sommer etwas weniger spektakulär ausfallen, als bspw. im Dax. Doch da Defensiv-Champions ihre Überlegenheit vor allem in Schwächephasen ausspielen, ist mit wesentlich geringeren Rückschlägen während der Herbstkorrektur zu rechnen. Unter dem Strich sollte der BCDI den Dax 2017 erneut klar outperformen, weshalb Anleger mit dem BCDI-Zertifikat (DT0BAC) überproportional vom guten Börsenjahr 2017 profitieren werden.


boerse.de:
Herr Müller, vielen Dank für das Gespräch!

  

Thomas Müller ist seit 1987 Verleger, Gründer und Vorstand der TM Börsenverlag AG, Gründer und Geschäftsführer der boerse.de Finanzportal GmbH sowie Herausgeber vom boerse.de-Aktienbrief. Zudem ist Thomas Müller Initiator des boerse.de-Champions-Defensiv-Index (BCDI) und des BCDI-Aktienfonds (WKN: A2AQJY).

 




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