„Nur Aktien schützen vor Inflation!“

Freitag, 07.04.17 16:51
Interview mit Thomas Müller, Herausgeber boerse.de-Aktienbrief

boerse.de: Der Verbraucherpreisindex ist im Februar um 2,2% gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Wie dramatisch ist diese Entwicklung?

Thomas Müller: Die Inflation verhält sich oftmals wie eine Flasche Ketchup – erst kommt lange nichts und dann sehr viel auf einmal. Nachdem 2016 die Inflation um die Nulllinie gependelt war, folgte erst im Dezember der Sprung von 0,8% auf 1,7%, und per Januar waren es 1,9%. Nun steht erstmals seit über vier Jahren wieder eine Zwei vor dem Komma.

boerse.de: Müssen Anleger Angst vor steigender Inflation haben?

Thomas Müller: Inflation ist eine Ur-Angst der Deutschen. Entsprechend wurden und werden mit dem Etikett „Inflationsgesichert“ hunderttausende Anleger in Schrottimmobilien, überteuerte Geschlossene Fonds und andere Geldvernichtungsmöglichkeiten getrieben. Dabei gibt es eine leicht zu verstehende, kostengünstige sowie absolut flexible Geldanlage, die nicht nur der Inflation trotzt, sondern allen Krisen dieser Welt.

boerse.de: Und welche wäre das konkret?

Thomas Müller: Aktien! Ganz grundsätzlich haben Aktien einen eingebauten Inflationsschutz, denn Unternehmen reagieren auf Inflation durch Preiserhöhungen. Das führt sogar zu steigenden Gewinnen, sofern Firmen über eine Preissetzungsmacht verfügen. Verschiedene Studien belegen, dass Inflationsraten um die fünf Prozent zu überdurchschnittlichen Aktienrenditen führen. Bei höherer Inflation kippt dieser Effekt und wandelt sich mehr und mehr ins Negative, da die Reallöhne dann sinken, womit Verbraucher an Kaufkraft verlieren. Das ist aber momentan nicht das Thema.

Aktienmärkte gewinnen langfristig 9% p.a.!

boerse.de: Stimmt. Der Dax notiert zurzeit im Bereich des Allzeithochs. Das wird aber in der medialen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen und Aktien als Schutz vor Inflation kommen in der Berichterstattung praktisch nicht vor. Warum ist das so?

Thomas Müller: Medien lieben negative Schlagzeilen, und wann immer die Börsen husten, werden daraus Titel-Stories, während neue All-Time-Highs höchstens Randnotizen sind. Bei jedem Börsen-Crash – und der nächste kommt bestimmt – werden medial die Risiken der Märkte breitgetreten. Doch es wird nicht erklärt, dass allen Krisen wieder neue Höchstkurse folgen und somit Crash-Kurse Kauf-Kurse sind. Werfen wir dazu einen Blick auf den ältesten Aktienindex der Welt, den Dow Jones:

Dow Jones-Krisenchart


Trotz aller negativen Ereignisse wie Kriege, Katastrophen, Krisen holte der Dow Jones sämtliche Rückschläge wieder auf und kletterte anschließend auf neue Höchststände. Im Schnitt verbessert sich der US-Leitindex um 6,5% jährlich. Dazu kommen Dividenden, womit sich langfristig – ebenso wie beim Dax – eine  Rendite von 9% p.a. errechnet.

boerse.de: Dennoch scheuen die deutschen Anleger Aktien wie der Teufel das Weihwasser. Fehlt es an Wissen?

Thomas Müller: Ja definitiv! Das zeigen auch die Ergebnisse einer jüngst veröffentlichten repräsentativen Umfrage der Aktion „Pro Aktie“. Demzufolge weiß ein Drittel der Deutschen nicht, dass es sich bei einer Aktie um eine Beteiligung an einem Unternehmen handelt. Und nicht einmal vier von zehn Deutschen ist bekannt, dass es neben der Wertentwicklung noch einen weiteren Renditebestandteil gibt. Es kann sogar nur noch ein Fünftel sagen, dass dies die Dividende ist. Auch unter ehemaligen und derzeitigen Aktienbesitzern gibt nur knapp ein Viertel bzw. die Hälfte der Befragten die richtige Antwort. Also frei nach Heinrich Heine: „Denk ich an Deutschlands Aktionäre in der Nacht“ …
Überdurchschnittliche Rendite bei unterdurchschnittlichem Risiko!

boerse.de: Was ist Ihre Botschaft?

Thomas Müller: Aktien eröffnen die höchste Gewinnperspektive – ob mit oder ohne Inflation. Und auch die weitverbreitete Ansicht, dass höhere Erträge mit einem höheren Risiko einhergehen, ist schlichtweg falsch, selbst wenn die Finanztheorie etwas anderes behauptet. Denn unsere Defensiv-Champions und der boerse.de-Champions-Defensiv-Index (BCDI) beweisen, dass unterdurchschnittliche Risiken zu überdurchschnittlichen Renditen führen können. Vergleichen wir Dax, Dow Jones und den bis 1999 zurückberechneten BCDI. Sie erkennen:

Vergleichschart: BCDI – Dax – Dow Jones


Seit Ende 1999 bis 31. März 2017 ging es für den BCDI um 905,6% nach oben. Damit übertrafen unsere Top-Defensiv-Champions den Dax (+77,0%) und Dow Jones (+79,7%) um das Zwölf- bzw. Elffache. Wo gibt es sonst rechenbare „10%+x p.a.“ im Durchschnitt? Also keine Angst vor Inflation, denn bei moderat steigenden Preisen wächst auch das „x“ …

boerse.de: Herr Müller, vielen Dank für das Gespräch!

Thomas Müller ist seit 1987 Verleger, Gründer und Vorstand der TM Börsenverlag AG, Gründer und Geschäftsführer der boerse.de Finanzportal GmbH sowie Herausgeber vom boerse.de-Aktienbrief. Zudem ist Thomas Müller Initiator des boerse.de-Champions-Defensiv-Index (BCDI) und des BCDI-Aktienfonds (WKN: A2AQJY).

Unsere Mission