Aktivistische Investoren im Porträt: Daniel Loeb

Freitag, 20.10.17 11:49

Kalifornier, Surfer, Kunstsammler, Marathonläufer, Milliardär, Hedgefonds-Manager und Streithammel: Daniel Loeb ist ein Mann mit vielen Titeln, vielen Gesichtern, vielen Erfolgen und: vielen Feinden. Der 1961 geborene Hedgefonds-Gründer gilt in der Reihe der drei derzeit einflussreichsten “aktivistischen Investoren” – neben Carl Icahn und Paul Singer – als der vielleicht rabiateste.

 

Die von Kritikern gehassten und von Aktionären geliebten “Haie” der Wall Street haben eine ganz eigene Methode entwickelt, um die Kurse der Unternehmen, in die sie investieren, hochzutreiben. Sie kaufen Unternehmensanteile und versuchen anschließend massiv in die Firmenstrategie einzugreifen um am Ende ihres “Feldzuges” eine hohe Wertsteigerung zu erzielen. Gern genutzte Taktiken sind dabei Restrukturierungen, ein Wechsel im Management, Kostensenkungen oder die Veräußerung ganzer Geschäftsbereiche.

 

Eine äußerst kontrovers diskutierte Investmentstrategie, die nicht immer moralisch, wohl aber effizient ist. Durch ihr “mitmischen” im Management finden Loeb & Co. schnell das Haar in der Suppe, stellen kritische Fragen und drängen auf die Lösung brennender Probleme. Sobald sie das Unternehmen dann wieder auf Vordermann getrimmt und den Aktienkurs in die Höhe getrieben haben, machen Hedgefonds-Aktivisten meist Kasse und verkaufen ihre Anteile oft um ein Vielfaches des Einkaufspreises. Die Tatsache, dass Hedgefonds-Aktivisten keinen Stein auf dem anderen lassen, erkennen, wo’s “brennt” und damit den Wert des betroffenen Unternehmens steigern, macht sich letzten endes natürlich auch für Aktionäre bezahlt. Eine Anlagestrategie mit Doppelmoral...

 

Werdegang

 

Böse Zungen betiteln Daniel Loeb als “Soziopath der Wallstreet”, als einen der gefürchtetsten und zugleich erfolgreichsten Investoren unserer Zeit. Was ihn aufgrund seiner besonderen, psychischen Konstellation vermutlich kaum tangieren wird... Doch wer ist dieser Mann, der schon Yahoo, Sotherby’s und Sony aufmischte?

 

Die Großtante: Barbie Erfinderin. Sein Onkel: Mit-Gründer von Mattel. Sein Vater. Rechtsanwalt. Daniel Loeb: Gründer einer Skateboardfirma, Absolvent der Columbia University und Top-Investor. Der Unternehmergeist wurde Loeb bereits in die Wiege gelegt, seine persönliche Überzeugungskraft und sein “großes Mundwerk” trugen ihr Übriges dazu bei, um aus dem Uniabsolventen einen gefürchteten Finanzhai werden zu lassen. Schon zu Schulzeiten legte sich Daniel für ein paar Cent pro Tag einen Bodyguard-Freund zu, der das bekannte “Großmaul” vor Angriffen von Schulkameraden schützen sollte. Ein paar Jahre später entdeckte Loeb seine Liebe für Aktieninvestments - eine “winning combination” aus Charakter und Sachverstand, die den Third Point-Gründer zu großem Erfolg verhalf.

 

Erfolge

 

Loeb startete im Juni 1995 mit 3,3 Millionen Dollar, die er von Familie und Freunden geliehen hatte seinen eigenen Hedgefonds “Third Point Management”. 2017 verwaltete er ein Vermögen von über 13 Milliarden Dollar und machte mit einer durchschnittlichen Rendite von 15,8 Prozent seit der Gründung seines Fonds von sich reden. Eine Performance, die den S&P 500 mit einer Rendite von 7,8 Prozent im gleichen Zeitraum um Längen schlägt.

 

Zo Loebs berühmtesten Zielen zählen sein Einstieg bei Yahoo 2012 und Nestlé 2017. Beim US-Internet-Dino startete Loeb zuerst eine Hetz-Kampagne gegen den damals amtierenden Chef Scott Thompson und warf ihm vor, seinen Lebenslauf mit einem fiktiven Informatik-Abschluss geschmückt zu haben. Thomson verlor die Schlammschlacht nach wenigen Wochen und Daniel Loeb schlich sich mit drei Vorstandsposten in Yahoos Management ein. Im Juli 2013 wollte sich der Internet-Pionier von der “Heuschrecken-Invasion” wieder freikaufen und zahlte Loeb für sein Aktienpaket 1,16 Milliarden Dollar. Erworben hatte der Hedgefonds-Chef die Papiere weniger als zwei Jahre zuvor für nur 509 Millionen Dollar.

 

Neben amerikanischen Unternehmen beteiligt sich Third Point mittlerweile auch an europäischen Firmen wie zum Beispiel Nestlé. Im Juni 2017 hatte Loeb 40 Millionen Nestlé-Aktien für rund drei Milliarden Euro gekauft. Auf einen Schlag war Third Point einer der größten Aktionäre der Schweizer und stellte - wie erwartet - ambitionierte Forderungen an das Management. Mehr Marge, mehr Wachstum und ein stärkerer Fokus auf Netlés gewinnbringende Segmente wie Säuglingsnahrung, Kaffee oder Wasser sollten dem Schweizer Urgestein zu schnellerem Wachstum verhelfen. Ein Strategieschwenk, der die Phantasie der Anleger beflügelte: nach Bekanntwerden von Loebs Einstieg bei den Schweizern schnellte der Nestlé-Aktienkurs um bis zu 4,5 Prozent nach oben.

 

Der “Angriff” auf den weltgrößten Nahrungsmittelhersteller ist sicherlich einer von Daniel Loebs größten Coups, aber bestimmt nicht sein letzter. Als der Jüngste in der Riege der drei “Heuschrecken Investoren” hat Daniel Loeb vermutlich noch viel Zeit, um neue Spekulationsobjekte ausfindig zu machen und Unternehmen in seinem Sinne umzukrempeln.

 

 

 

 

 

 



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