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Berkshire Hathaway beginnt bald eine neue Ära, in wenigen Wochen wird Warren Buffett die operative Führung an seinen Nachfolger Greg Abel übergeben. Ich finde es spannend, welche Weichen die Investmentlegende bis dahin noch stellt. Hinweise liefern die Pflichtmeldungen an die US-Börsenaufsicht SEC, insbesondere das quartalsweise eingereichte Formular 13F. Hier wird offengelegt, welche US-notierten Aktien im jeweils vergangenen Vierteljahr gekauft oder verkauft wurden. Am deutlichsten ins Auge fällt dabei ein neuer Titel aus dem Technologiebereich:
Einstieg bei Alphabet
Im dritten Quartal hat Berkshire Hathaway rund 17,9 Millionen Aktien von
Alphabet erworben. Der Champion ist mit einem Portfolioanteil von 1,6% nun der zehntgrößte Wert im Bestand. Angesichts der Größenordnung des Engagements (rund 4,3 Milliarden Dollar zu Ende September) liegt es nahe, dass der 95-Jährige selbst dahintersteht und nicht einer seiner Investmentmanager. Schon vor Jahren hatte Buffett eingeräumt, es sei ein schwerer Fehler gewesen, nicht frühzeitig in Alphabet investiert zu haben. Kurz vor der Übergabe des Staffelstabs hat er dieses Versäumnis nun korrigiert.
Das kalifornische Unternehmen dominiert mit Google den Markt für Suchmaschinen. Der Großteil der Umsätze wird über Werbeerlöse aus dem gesamten Ökosystem erzielt – inklusive YouTube, dem Android-Betriebssystem sowie dem Chrome-Browser. Diese Plattformen bilden zusammen ein einzigartig verzahntes Netzwerk mit enormer Reichweite. Jenseits des Werbegeschäfts investiert der Konzern aber auch in zahlreiche Zukunftstechnologien:
Dazu zählt zum Beispiel das Cloud-Geschäft. Alphabet ist hier neben Amazon und Microsoft einer der drei großen Anbieter. Mit DeepMind betreibt der Champion zudem eines der renommiertesten KI-Forschungslabore. Der Fokus liegt auf universell einsetzbaren Modellen, die etwa in der Medizin, Energieoptimierung oder beim Training anderer Google-Dienste Anwendung finden können. Auch die Sprachmodelle der Gemini-Reihe stammen aus diesem Bereich. Mit Waymo ist Alphabet Pionier in Sachen selbstfahrender Fahrzeuge. In ausgewählten Regionen der USA (z.B. Phoenix und San Francisco) betreibt das Unternehmen bereits fahrerlose Robotaxi-Dienste.
Trotz dieser Breite gelingt es Alphabet, die Gewinnmargen auf einem konstant hohen Niveau zu halten, was für die starke operative Effizienz spricht. Die Aktie gewann in den vergangenen zehn Jahren im Mittel 22% p.a. an Wert.
Zukäufe bei Domino’s und Chubb
Bei einem weiteren Champion wurde zugekauft, die Beteiligung an Domino’s ist nun um 13% größer (Wert: 1,3 Milliarden Dollar zu Ende September). Hier wurde die Entscheidung vermutlich von Todd Combs oder Ted Weschler getroffen, die Buffett seit 15 bzw. 14 Jahren unterstützen. Domino's gehört zu den weltweit führenden Pizzaketten. Das Geschäft basiert auf einem Franchise-Modell, ein Großteil der Filialen wird von unabhängigen Partnern geführt. Diese Struktur ermöglicht es dem Champion, hohe Margen zu erzielen und gleichzeitig mit vergleichsweise geringen Investitionen neue Märkte zu erschließen. Innerhalb der vergangenen Dekade legte die Aktie um durchschnittlich 12% pro Jahr zu.
Um rund 16% verstärkt wurde zudem die Position bei Chubb (boerse.de-Aktien-Rating A), einem der größten Anbieter im Bereich der Schaden- und Unfallversicherungen (Wert: 8,8 Milliarden Dollar). Das Unternehmen mit juristischem Sitz in Zürich und operativem Hauptquartier in New York deckt über 50 Länder mit seinem Angebot ab, von klassischen Industrieversicherungen über Policen für vermögende Privatkunden bis hin zu Spezialversicherungen für bestimmte Nischenrisiken. Die Branche gehört zur klassischen „Spielwiese“ von Warren Buffett.
Rebalancing bei den Kerninvestments
Im dritten Quartal trennte sich der Superinvestor von weiteren 15% seiner Apple-Aktien. Der Technologie-Champion bleibt jedoch mit einer Gewichtung von knapp 23% (60,7 Milliarden Dollar zu Ende September) die größte Beteiligung im Berkshire-Portfolio. Ein kurzer Rückblick zur Einordnung: Berkshire Hathaway hatte eine Position von etwa einer Milliarde
Apple-Aktien von 2016 bis 2018 aufgebaut. In den darauffolgenden Jahren wurden immer mal wieder Anteile veräußert und erworben, bis Ende 2023 machten ca. 905 Millionen Apple-Aktien 49% des Investmentportfolios von Berkshire Hathaway aus.
Ein solch hoher Anteil macht das Portfolio anfälliger für Risiken. Vor diesem Hintergrund – vor allem aber auch hinsichtlich einer „sauberen" Übergabe an Greg Abel – ist die Reduktion nachvollziehbar. Parallel dazu wurde auch das Engagement bei der Bank of America (boerse.de-Aktien-Rating A) um etwa 6% verkleinert, mit 29,3 Milliarden Dollar bleibt das Finanzinstitut die drittgrößte Position von Berkshire Hathaway.
Wir empfehlen Anlegern ebenfalls regelmäßiges Rebalancing und natürlich sollte das Depot grundsätzlich diversifiziert sein. Im „
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Möglicher Ausbau des Japan-Engagements
Aus einem weiteren, im November bei der SEC eingereichten Dokument geht hervor, dass Berkshire mehrere neue Yen-Anleihen im Umfang von 210,1 Milliarden Yen platziert hat. Ich vermute, dass diese Mittel dazu benutzt werden, um die seit 2019 aufgebauten Investments in die japanischen Handelskonzerne Itochu (Champion), Mitsui, Marubeni, Mitsubishi (alle drei boerse.de-Aktien-Rating AA), und Sumitomo (boerse.de-Aktien-Rating A) weiter auszubauen. Der Kniff, der Privatanlegern leider nicht zur Verfügung steht: Die zu zahlenden Zinsen der Yen-Anleihen sind niedriger als die
Dividenden, die Berkshire aus seinen japanischen Beteiligungen erhält – und weil Finanzierung und Erträge beide in Yen anfallen, ist das Währungsrisiko vollständig neutralisiert.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass sich die Holding breiter aufstellt. Zudem verfügt Berkshire Hathaway mittlerweile über einen Cash-Bestand von rund 382 Milliarden Dollar (größtenteils geparkt in US-Staatsanleihen), der auf produktiven Einsatz wartet. Hier geeignete Kandidaten zu finden, wird jedoch zunehmend schwieriger.
Ihr Vorteil als Privatanleger
Buffett ist zwar durchaus optimistisch. In der Summe würden Berkshires Firmen über moderat überdurchschnittliche Aussichten verfügen, schrieb der 95-Jährige in seinem jüngst veröffentlichten Brief zu Thanksgiving. In zehn oder zwanzig Jahren werde es allerdings zahlreiche Unternehmen geben, die sich besser entwickelt haben, die Größe fordere ihren Tribut.
Das Problem haben Sie als Privatanleger nicht, Ihnen steht das gesamte Investmentuniversum offen, wobei Sie sich natürlich auf Qualitätswerte konzentrieren sollten. Bei der Auswahl geeigneter Unternehmen helfen wir Ihnen im
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Auf gute Investments!
Ihre
Katja Zacharias
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