Commerzbank: Droht jetzt der Absturz?

Mittwoch, 02.08.17 14:11
Die Commerzbank-Aktie startete mit Minus 2,3 Prozent in den Handelstag. Ein Verlust, der so in etwa das interne Klima der Großbank nach der Zahlenvorlage widerspiegelt: frostig. Obwohl die “Bank an Ihrer Seite” schon vor Wochen eine Gewinnwarnung ausgesprochen hatte, schlug den Investoren die Differenz zwischen 207 Millionen Euro Gewinn im Vorjahreszeitraum versus 637 Millionen Euro Verlust, die momentan zu Buche stehen, heute ordentlich auf den Magen
 
Zwar hat die Commerzbank eine gute Entschuldigung für ihr schwaches Abschneiden parat, doch das Licht am Ende des Tunnels ist momentan nur mit einem Fernglas zu erkennen.

Teure Sparmaßnahmen

“Transformation” heißt das Zauberwort, das für Deutschlands zweitgrößte Bank sowohl Sparmaßnahmen, als auch einen Strategiewechsel in Richtung “Digitalisierung” bedeutet. Mittels Stellenstreichungen, der Schließung vieler Bankfilialen und dem Verkauf des 220 Millionen Euro teuren Commerzbank-Towers an Samsung versuchen die Frankfurter, sich wieder auf die “Habenseite” zu hieven. Doch die Umbaumaßnahmen kosten mehr Zeit, aber dafür (etwas) weniger Geld, als erwartet. Bis der Neustrukturierung Früchte trägt, könnten noch zwei Jahre vergehen. Die Kosten, die mit dem Abbau von rund und 9.600 Stellen verbunden sind, belaufen sich allerdings auf insgesamt “nur” 807 Millionen Euro, statt der ursprünglich für 2017 und 2018 kalkulierten 1,1 Milliarden Euro.

Container-Krise

Neben den Zins-Sorgen, die die gesamte Branche belasten, muss sich die Commerzbank noch mit ein paar “hausgemachten” Problemchen rumschlagen: Der Gewinnung von Neukunden und dem Abbau von Altlasten. Um das operative Geschäft wieder auf Vordermann zu trimmen, hat die Commerzbank viel Geld für die Neukundengewinnung in die Hand genommen. Vorstandschef Martin Zielke meinte dazu stolz: „Im Kundenwachstum liegen wir über Plan, auch weil wir investiert haben“. Doch der Gewinn von 500.000 Neukunden seit Oktober wird sich erst später rechnen, wie Zielke eingesteht: „Bis sich das in Ertragswachstum niederschlägt, wird aber noch etwas Zeit vergehen.“ Eine Periode von etwa eineinhalb Jahren gilt hierbei als realistisch.

Zum Däumchen drehen bleibt dennoch keine Zeit, denn der Abbau fauler (sprich: ausfallgefährdeter) Schiffskredite erfordert noch einen langen Atem. Schon seit Jahren entpuppt sich die Krise in der Schifffahrt als Milliardengrab für Geldinstitute, da viele Reedereien seit der Finanzkrise 2008 in schwerem Fahrwasser verkehren und Kredite häufig nicht mehr zurückzahlen können. Der Commerzbank gelang es immerhin, ihr faules Kreditvolumen von 18,8 Milliarden Euro im Jahr 2012 um mittlerweile rund zwei Drittel zu reduzieren. Bis Jahresende sollen gar nur noch drei Milliarden Euro an verbleibenden Schiffskrediten in den Büchern stehen.

Commerzbank 4.0

Aber lassen wir die Vergangenheit einmal ruhen und blicken wir in die Zukunft der Commerzbank, die ihren Strategieschwenk einer Industrierevolution “4.0” gleichsetzt. Klingt irgendwie nach Hightech, ist es aber nur bedingt. “Commerzbank 4.0” soll einen Großteil der internen Prozesse digitalisieren, den freundlichen Filialmitarbeiter entbehrlich machen und damit zu weiteren Kostensenkungen beitragen. Bis 2020 soll der Umbau des Kreditinstitutes dann endgültig in trockenen Tüchern sein.

Anleger kaufen das Commerzbank-Papier einstweilen nach dem Prinzip Hoffnung: Die Aktie gewann seit Jahresbeginn über 50 Prozent an Wert und ein Ende der Rallye ist laut vieler Experten noch nicht in Sicht. Die Umbaumaßnahmen, das gemächlich steigende Zinsniveau, der Abbau fauler Kredite und das Interesse kapitalkräftiger Großinvestoren könnten (mit Betonung auf dem Konjunktiv) der Commerzbank tatsächlich in die Hände spielen. Denn die Banken-Branche ist seit der Finanzkrise hohen Kursschwankungen ausgesetzt. Das wird vor allem deutlich, wenn Sie einen Blick auf das tiefrote Renditedreieck der Commerzbank werfen.

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