„Dax über 20%“! So oder so ähnlich war es in diversen Tages- und Fachzeitungen rund um die Jahreswende zu lesen. Ja, es stimmt! Der deutsche Aktienindex
Dax hat das Jahr 2023 mit einer tollen Rendite von 20,3% beendet. Und schon lässt sich wieder ein Phänomen beobachten, das ich nur allzu gut kenne. Viele Anleger vergleichen jetzt ihre sämtlichen Kapitalanlagen mit der Dax-Rendite von 20% und fällen dann ihr Urteil darüber, ob es sich um gute oder um schlechte Investments handelt. Häufig werden dann auch noch die „vermeintlich schlechten“ Investments unverzüglich liquidiert und die Liquidationserlöse in die – gemäß der jüngsten Historie – „beste“ Anlage investiert.
Ehrlich gesagt ärgere ich mich jedes Mal, wenn mir ein solches Verhalten zu Ohren kommt, auch wenn es mir persönlich egal sein könnte. Anleger, die so agieren, begehen nicht nur einen schwerwiegenden Fehler, sondern zig verschiedene gleichzeitig. Und so kenne ich selbst auch keinen langfristig erfolgreichen Investor, der so agiert. Grund genug, dieses Thema in meiner heutigen Kolumne zu adressieren.
Das Jahr 2023 aus Sicht eines Aktienanlegers
Lassen Sie uns doch noch einmal das Jahr 2023 rekapitulieren. In der nachfolgenden Abbildung sind die Entwicklungen des Dax und des MSCI World NR Index im Jahresverlauf 2023 aufgeführt. Während der eine Index die typische Sicht eines deutschen Anlegers widerspiegelt, repräsentiert der andere die Entwicklung der internationalen Aktienmärkte (Anmerkung: die beiden Indizes unterscheiden sich dahingehend, dass beim Dax die Bruttodividenden in die Wertentwicklung eingerechnet sind und beim MSCI World die Nettodividenden).

Wie aus der Abbildung ersichtlich ist, sind die Aktienmärkte mit einer fulminanten Jahresauftakt-Rallye gestartet und haben das Jahr mit einer ebenso strammen Jahresend-Rallye wieder beendet. Die Monate dazwischen waren aber alles andere als entspannt. Vor allem Mitte des Jahres bis Ende Oktober ging es mit den Aktienmärkten ziemlich bergab.
Betrachtet man die ökonomischen und geopolitischen Rahmenbedingungen, war das Jahr 2023 für Aktienanleger alles andere als einfach und entspannend. So wurde auch dieses Jahr überschattet von dem grausamen Ukraine-Krieg, der mittlerweile schon so vielen Menschen Leid und Verdruss gebracht hat. Aber auch das Inflationsgespenst war insbesondere im ersten Halbjahr noch gegenwärtig, was mit entsprechenden Zinserhöhungen bekämpft wurde. Und da steigende Zinsen bekanntlich Gift für den Aktienmarkt sind, hat auch die Zinsentwicklung zu einer spürbaren Verunsicherung am Aktienmarkt beigetragen. Zum Super-Gau kam es dann am 7. Oktober 2023, als die islamistische Terrororganisation Hamas einen großangelegten Überraschungsangriff auf Israel begann und bewaffnete Hamas-Terroristen nach Israel eindrangen.
Diese unsicheren bzw. negativen Rahmenbedingungen führten dazu, dass der Dax vom 28. Juli bis zum 27. Oktober 2023 insgesamt 10,8% an Wert einbüßte, was gleichzeitig auch den größten Drawdown dieses Index im Jahr 2023 markierte.
Ein schwieriges Marktumfeld für risiko-kontrollierte Anlagestrategien
Investiert ein Anleger in den Dax oder auch den MSCI World (z.B. mithilfe eines entsprechenden ETFs), dann ist er stets zu 100% in den Werten des betreffenden Index investiert, was natürlich ein entsprechendes Risiko in sich birgt (z.B. Verlust des Dax von 78% (!) während des Platzens der Dotcom-Bubble).
Um diese Risiken bestmöglich zu steuern, gibt es Investmentlösungen, die auf einer risiko-kontrollierten Anlagestrategie basieren. Diese Anlagestrategien sind am besten vergleichbar mit Versicherungen. In normalen oder guten Marktphasen verursachen sie für den Anleger Kosten (zumeist in Form einer etwas geringeren Performance), liefern dafür im Extremfall (also bei Crashs und großen Kurseinbrüchen) eine Absicherung nach unten.
Solche Absicherungsstrategien funktionieren insbesondere in solchen Markphasen sehr gut, in denen sich klar ein positives oder aber auch ein negatives Aktienjahr herauskristallisiert (also ein möglichst klarer Aufwärts- oder Abwärtstrend vorherrscht). Schwierig sind insbesondere solche Marktphasen wie 2023. Während zu Jahresbeginn und zu Jahresende deutliche Aufwärtstrends zu beobachten waren, war der Markt in der Mitte des Jahres durch seitwärts laufende oder auch abwärts gerichtete Kursbewegungen gekennzeichnet.
Die Anlagestrategie Champions-BOTSIdefensiv
Ein solch risiko-kontrolliertes Anlagekonzept stellt beispielsweise die Champions-BOTSIdefensiv Anlagestrategie dar. Für selbsthandelnde Anleger steht diese Strategie als
digitaler Börsendienst zur Verfügung, der die entsprechenden Kauf- und Verkaufsempfehlungen transparent und einfach per Internet liefert. Darüber hinaus ist die Strategie auch im
boerse.de-Weltfonds für Privatanleger und im
boerse.de Depotmanagement für institutionelle Anleger (ab 500.000 Euro Anlagesumme) verfügbar.
Die Strategie setzt auf verschiedenen Stufen zur Risikokontrolle auf. Zum einen kommen als Aktieninvestments ausschließlich Champions-Werte in Betracht, also die laut der boerse.de-Performance-Analyse langfristig erfolgreichsten und sichersten Aktien der Welt. Zum anderen besteht das Gesamtportfolio aus zwei Teil-Depots, die zu Jahresbeginn jeweils auf 50:50 rebalanced werden und nur moderat miteinander korreliert sind (was zu einem weiteren Risikoreduktionseffekt führt). Das eine Teildepot umfasst die 13 Champions-Favoriten von Thomas Müller, die sich durch einen besonders hohen Champions-Qualitätsstandard auszeichnen. Dieses Depot wird durchgängig, also unabhängig von der Marktentwicklung, gehalten.
Im Rahmen des zweiten Teildepots wird in bis zu 15 Champions-Werte investiert, die sich durch einen stark ausgeprägten Aufwärtstrend auszeichnen. Werden keine 15 Top-Werte identifiziert, dann wird eben in eine geringere Anzahl investiert und die damit nicht gebundenen Mittel werden in Cash geparkt. Die Auswahl erfolgt dabei vollkommen automatisiert mithilfe des sog. BOTSI®-Anlageroboters, wobei BOTSI® für „Best of Trends System Investment“ steht. Im Extremfall, d.h. es wird keine einzige Champions-Aktie mit einem nachhaltigen Aufwärtstrend identifiziert, wird das komplette Anlagevolumen dieses zweiten Teildepots solange in Cash gehalten, bis wieder entsprechende Titel gefunden werden. Die Anzahl an gehaltenen Top-Positionen spiegelt somit die Unsicherheit in den jeweiligen Marktphasen wider.
Risikomessung mithilfe der Champions-BOTSIdefensiv Strategie
Die nachfolgende Abbildung zeigt, in wie vielen Titeln das BOTSI-gesteuerte zweite Teilportfolio im Jahresverlauf 2023 investiert war. Da die Strategie monatlich neu angepasst wird, ergeben sich insgesamt zwölf Zeitpunkte, an denen die Anzahl an investierten Top-Titeln festgelegt wird.

Wie aus der Abbildung ersichtlich ist, war die Anlagestrategie nur zum Jahresende in den maximal 15 Titeln investiert. Besonders auffällig ist dabei, dass in dem schwierigen und unsicheren Monat Oktober eine Anlage in nur neun Werte erfolgt ist. Dementsprechend wurde das Anlagevolumen von sechs Positionen in Cash geparkt, womit der unsicheren Situation am Aktienmarkt Rechnung getragen wurde. Auffällig ist auch, dass die Strategie zu Jahresbeginn 2023 mit nur sieben Aktienpositionen gestartet ist, was auf die unsichere Situation der vorangegangenen Monate zurückzuführen war.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Jahr 2023 – trotz eines versöhnlichen Jahresausklangs – von hohen Unsicherheiten an den Aktienmärkten geprägt war, was sich in einem konservativen Verhalten der risiko-kontrollierten Anlagestrategie Champions-BOTSIdefensiv widergespiegelt hat.
Am Jahresende 2023 hat die Anlagestrategie Champions-BOTSIdefensiv eine Rendite von 16,8% p.a. erwirtschaftet (Anmerkung: die renditereduzierende Management-Vergütung ist hier noch nicht eingerechnet, ebenso wie die renditesteigernden Dividendenerträge).
Der berühmte Vergleich von Äpfeln mit Birnen
So weit, so gut. Aber nun kommen viele Anleger auf die Idee, die Rendite dieser risiko-kontrollierten Anlagestrategie mit der höheren Rendite des Dax zu vergleichen, um dann darauf basierend den Schluss zu ziehen, dass der Dax doch das bessere Investment sei. Und genau an dieser Stelle werden Äpfel mit Birnen verglichen. Der Dax ist zu 100% in Aktien investiert – in guten wie in schwierigen Marktphasen. Und so ist es auch logisch, dass sich in einem guten Aktienjahr eine solche Anlagestrategie risiko-kontrollierten Investmentlösungen als überlegen erweist.
Das Problem liegt nur darin, dass wir erst zum Jahresschluss gesehen haben, dass der Dax mit einer tollen Jahres-Performance abschließt. Während des Jahresverlaufs war dieses Ergebnis alles andere als absehbar. Vor allem der Kriegsausbruch im Gazastreifen hat bei mir schon die allerschlimmsten Befürchtungen für ein deutlich negatives Aktienjahr 2023 hervorgerufen, zumal auch alle weiteren Faktoren (Inflations- und Zinsentwicklung, Ukraine-Konflikt etc.) eindeutig auf eine negative Entwicklung hingedeutet haben.
Für einen risikobewussten Anleger (wozu auch ich mich zähle) war zum damaligen Zeitpunkt eine konservative und risiko-kontrollierende Anlagestrategie genau das Richtige. Sich dann im Nachgang ein besser gelaufenes Anlageinstrument herauszusuchen und seine eigenen Anlagen damit zu vergleichen, ist alles andere als sinnvoll. Bei einer ex post Betrachtung findet man immer Investments, die besser gelaufen sind als die eigenen.
Wenn schon, dann aber sauber vergleichen …
Wenn Sie den Vergleich suchen, dann achten Sie bitte darauf, dass Sie nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Und wenn eine risiko-kontrollierte Anlagestrategie in dem Vergleich mitberücksichtigt werden soll, dann sollte auch das Risiko in die Beurteilung miteinfließen. Ein intuitives und leicht verständliches Risikomaß ist der maximale Drawdown, der den größten Wertverlust in der betrachteten Periode misst. Beim Dax ist dieser im Jahr 2023 in dem Zeitraum vom 28.07.2023 bis zum 27.10.2023 aufgetreten. In dieser Zeitspanne hat der Dax 10,8% an Wert eingebüßt. Im Vergleich hierzu lag der maximale Wertrückgang bei der Strategie Champions-BOTSIdefensiv bei 7,5% (aufgetreten vom 15.09.2023 bis zum 27.10.2023). Der Rücksetzer fiel hier also deutlich geringer aus.
Mithilfe sogenannter zweidimensionaler Performance-Maße lassen sich Rendite und Risiko gleichzeitig in einer Maßzahl berücksichtigen. Hierzu wird die durchschnittliche Rendite (häufig auch die Überschussrendite über dem risikolosen Zins) ins Verhältnis zum Risiko gesetzt. Wird als Risikomaß der maximale Drawdown gewählt, dann wird das zweidimensionale Performance-Maß als Calmar-Ratio bezeichnet.
Für den Dax berechnet sich die Calmar-Ratio somit wie folgt: 20,3⁄10,8=1,9. Für die Strategie Champions-BOTSIdefensiv lässt sich die Calmar-Ratio analog ermitteln, wobei sich hier ein Wert von 2,2 (16,8⁄7,5) ergibt. Bei einer simultanen Berücksichtigung von Rendite und Risiko, was auch den sachgerechten Weg darstellt, erweist sich die Anlagestrategie Champions-BOTSIdefensiv im Rahmen einer zweidimensionalen Performance-Messung gegenüber einer reinen Dax-Anlage somit als überlegen.
Hierbei gilt noch zu erwähnen, dass die Wahl des maximalen Drawdown als Risikomaß keineswegs den einzigen Weg darstellt. Es gibt noch viele weitere Risikomaße, die sich bei einer zweidimensionalen Performance-Messung einsetzen lassen. Zu nennen ist hierbei insbesondere die Volatilität, mit der das Risiko in dem zweidimensionalen Performance-Maß „Sharpe-Ratio“ quantifiziert wird.
Und das sollten Sie aus diesem Editorial mitgenommen haben …
Mir ist es persönlich sehr wichtig, dass Sie die folgenden Punkte aus diesem Beitrag mitgenommen haben:
- Lassen Sie sich nicht dazu hinreißen, die Renditen Ihrer Investments am Ende des Anlagejahres mit irgendwelchen Traumrenditen zu vergleichen, die gerade irgendwo durch die Presse geistern. Aus Sicht der schreibenden Zunft ist es verständlich, am Ende des Jahres die „Best-Performer“ ins Rampenlicht zu stellen. Sie werden ex post immer Anlagen finden, die sich besser entwickelt haben als Ihre eigenen. Am Ende des nächsten Jahres kann das schon wieder komplett anders aussehen.
- Wenn Sie Strategievergleiche durchführen, dann vergleichen Sie bitte nicht Äpfel mit Birnen. Wenn beispielsweise risiko-kontrollierte Anlagekonzepte im Vergleich berücksichtigt werden, dann ist es für einen fairen Vergleich unerlässlich, dass auch das Risiko mitberücksichtigt wird.
- Beurteilen Sie ein Anlagekonzept nicht anhand zu kurzer Zeitperioden. Ein Anlagehorizont von einem Jahr ist definitiv zu kurz, um eine Anlage final beurteilen zu können. Dass der Dax im vergangenen Jahr 20,3% an Wert zulegen konnte, ist toll. Im Jahr davor lag die Rendite dieses Index bei -12,4%. Da sah die Welt also noch ganz anders aus.
In diesem Sinne hoffe ich, dass Sie mit der Performance Ihrer Anlagen im Jahr 2023 soweit zufrieden sind, auch wenn die erzielten Renditen unter den hochgejubelten 20,3% lagen. Für 2024 wünsche ich Ihnen ein glückliches Händchen bei Ihren Kapitalanlageentscheidungen und – was meines Erachtens noch bedeutend wichtiger ist – viel Gesundheit und Glück für Sie selbst.
Auf bald,
Ihr Hubert Dichtl
PS: Die hier beschriebene Anlagestrategie Champions-BOTSIdefensiv wird im
boerse.de-Weltfonds und im einzelkontenbasierten
Depotmanagement umgesetzt.