Delivery Hero: Droht jetzt der Dax-Abstieg?

Dienstag, 15.02.22 16:12
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

der Kurssturz von Delivery Hero erinnert so manchen Leser möglicherweise an den Wirecard-Skandal vor rund zwei Jahren: Vergangene Woche ging es als Reaktion auf enttäuschende Jahreszahlen für die Aktie des Essenslieferdienstes in nur drei Handelstagen rund 45% abwärts. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate stehen sogar -66% zu Buche. Der immense Kurseinbruch hatte jedoch nichts mit der aktuell turbulenten Marktsituation zu tun, sondern war primär „hausgemacht”.

Folgt Delivery Hero Wirecards Werdegang?



Kritiker bemängeln zu Recht, dass das erst seit 2017 börsennotierte Unternehmen Delivery Hero, das im Sommer 2020 ausgerechnet den insolventen Zahlungsabwickler Wirecard im Dax ersetzt hat, auf Basis der aktuellen Regeln nicht einmal mehr in die erste Börsenliga aufsteigen dürfte. Denn zum einen wurde in den vergangenen Tagen der Börsenwert von Delivery Hero auf aktuell nur noch rund elf Milliarden Euro pulverisiert. Blickt man auf die frei handelbaren Aktien, ergibt sich ein Wert des Dax-relevanten Streubesitzes von weniger als sieben Milliarden Euro. Damit droht dem Unternehmen im März der Abstieg in den MDax.

Zum anderen hat der Essenslieferant im laufenden Geschäft seit der Gründung 2011 noch nie einen Gewinn erwirtschaftet. Für eine Dax-Aufnahme muss ein Kandidat jedoch zwei Jahre in Folge einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erzielt haben. Auch die jüngsten Jahreszahlen geben Grund zur Sorge. 

Margenschwaches Liefergeschäft



Zwar zog der Gesamtwert der ausgelieferten Mahlzeiten 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 62 Prozent auf gut 35 Milliarden Euro an, und auch der Umsatz stieg um 89 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Doch der um Sondereffekte bereinigte Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) nahm ebenfalls um fast ein Drittel auf 781 Millionen Euro zu. Auch die operative Rendite auf den Bruttowarenwert fiel mit -2,2 Prozent schlechter aus als prognostiziert. Mit anderen Worten: Das Geschäftsmodell von Delivery Hero ist alles andere als profitabel.

Als Begründung nannte die Geschäftsführung hohe Investitionen in die weltweite Expansion und neue Geschäftsfelder. So will Delivery Hero künftig nicht nur Mahlzeiten, sondern auch Lebensmittel und andere Waren des täglichen Bedarfs ausliefern. Damit steigen allerdings sowohl die Lagerkosten als auch der Konkurrenzdruck vonseiten aggressiv expandierender Unternehmen wie Uber Eats, Getir oder Gorillas.

Delivery Hero peilt für das laufende Jahr nun eine leicht verbesserte Ebitda-Marge von bis zu 1,2 Prozent an. Bis 2030 soll diese Kennzahl dann bei plus fünf bis acht Prozent liegen. Unklar ist jedoch, woher die optimistische Prognose rührt, zumal sich der intensive Verdrängungswettbewerb in der Lieferdienstbranche noch weiter zuspitzen könnte.

Delivery Heros Kurssturz in Kombination mit einer schwachen Bilanz ruft jetzt auch die Finanzaufsicht auf den Plan. So teilte eine Bafin-Sprecherin vergangene Woche mit:

„Wir schauen uns das Handelsgeschehen routinemäßig an, das umfasst auch mögliche Verstöße gegen Transparenzpflichten".

Unabhängig vom Ergebnis der Ermittlungen sollten Anleger bei der Delivery-Hero-Aktie Vorsicht walten lassen. Zumal es langfristig erfolgreiche Champions-Alternativen aus dem Nahrungs- und Genussmittelsegment gibt, die seit über zehn Jahren hohe Renditen und besonders geringe Rücksetzer verbuchen: Mit Champions wie McDonald’s oder Yum! Brands profitieren Sie von den Marktchancen der Foodbranche, ohne sich „die Finger zu verbrennen”.

Ich wünsche Ihnen einen entspannten, erfolgreichen Börsentag,

Ihre Miss boerse.de

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