Der Absturz der Promi-Fonds

Montag, 26.09.16 08:03
An Herrn Dennis Kremer von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung:
Ihr Artikel „Der Absturz der Promi-Fonds“ i

Sehr geehrter Herr Kremer,

normalerweise lese ich nur noch seriöse Zeitungen und schaue nicht mehr in FAS und FAZ. Am 4.9. habe ich mir natürlich ein Exemplar geholt. Sie hatten mich interviewt und wollten an diesem Tag einen Artikel darüber veröffentlichen. Ich hatte zunächst erhebliche Bedenken, mit Ihnen zu sprechen, aber ihre freundliche Art hat mich bewogen, Ihnen eine Chance zu geben.

Ich bin mit der F.A.Z. aufgewachsen. Die Zeitung lag jeden Tag auf dem Schreibtisch meines Vaters. Schade, dass FAS und F.A.Z. aufgrund des ökonomischen Drucks so verkommen sind. Anscheinend ist ihre Zeitung so abhängig von Werbekunden, dass sie nicht mehr objektiv über die Finanzbranche berichten können. Hierüber habe ich immer wieder geschrieben. Schon im März 2010 habe ich in meiner Kolumne „Schande, Schande, F.A.Z.!“ darauf aufmerksam gemacht, dass der Finanzteil Ihrer Zeitung immer mehr zu einem Werbeteil für die Finanzbranche wird.
Im Jahr 2014 habe ich noch einmal auf Bitten von Frank Schirrmacher einen längeren Essay für die F.A.Z. geschrieben. Aber da lebte eben auch Frank Schirrmacher noch.

Anscheinend wollten Sie sich mit Ihrem Artikel über Dirk Müller und mich persönlich profilieren und hatten Ihre effekthascherische Story schon im Kopf, als Sie mich anriefen. Ich durfte bestenfalls als Lieferant von aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten dienen.

- Von "Absturz" zu sprechen, wenn es sich um eine zeitweilige Underperformance handelt, ist niveaulos und billig. Immerhin steht der Fonds mehr als deutlich im Plus.

- Seit Beginn meiner öffentlichen Investorenlaufbahn habe ich den MSCI World geschlagen - und gehöre damit, wie Sie es selbst als angehender Fachjournalist eigentlich wissen sollten, zu den 20 % besten Fondsberatern.

- Es wäre seriöser Journalismus, wenn sich Ihr Blatt den Produkten widmet, mit denen Privatanlegern durch systematischen Betrug das Geld aus der Tasche gezogen wird, z.B. Mittelstandsanleihen, strukturierten Aktienanleihen und Ähnlichem. Warum berichten Sie darüber nicht? Hat Ihr Blatt so viel Angst den einen oder anderen Werbekunden zu vergraulen?

- Ich habe nicht "meine Bekanntheit genutzt", um Geld einzusammeln, sondern war nachweislich bereits vor meiner Bekanntheit im Herbst 2008 Fondsberater. Das ist eine schlichtweg  falsche und zudem böswillige Behauptung. Das Wachstum fand durch Performance statt, genauso, wie es jetzt eine Quittung für die zeitweilige Underperformance gibt. Ich muss mich Monat für Monat am Markt beweisen und das seit mittlerweile fast 9 Jahren.

- Seit nahezu 15 Jahren beschäftige ich mich mit Value Investing. 2007 gehörte ich zusammen mit Managern der besten unabhängigen deutschen und schweizerischen Fondsboutiquen zu den Gründern des gemeinnützigen Zentrums für Value Investing e.V.

Ich verstehe, dass Sie sich als Jungjournalist bei der FAZ profilieren wollen. Aber das kann man meines Erachtens auch mit seriösem Journalismus tun.
Meinen Lesern empfehle ich auf jeden Fall grundsätzlich Publikationen, die nicht so abhängig von Werbekunden sind wie FAS und FAZ.

Mit freundlichen Grüßen,


*Prof. Dr. Max Otte*

Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder der Redaktion dar.

Den Titel als Dipl.-Volksw. erhielt Max Otte 1989 durch den erfolgreichen Abschluss des Studiums an der Universität Köln. 1991 erlangte er den Titel Master of Arts in Public Affairs an der...

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