Finger weg von Pennystocks und Freiverkehrsaktien!

Montag, 15.10.12 18:06
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

ein Prozess wegen Kursmanipulation am Landgericht Stuttgart hat wieder einmal gezeigt, welch perfider Methoden sich kriminelle Aktienpusher bedienen. Der Prozess endete mit einem Schuldspruch, wobei über die Mitglieder eines Betrügernetzwerks, unter ihnen der einschlägig vorbestrafte Finanzjournalist Sascha O. sowie ein ehemaliger Focus-Redakteur, teilweise Haftstrafen und saftige Geldbußen verhängt wurden. Die Vorgeschichte:

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Angeklagten im Mai und Juni 2006 Aktien des US-Goldminenunternehmens De Beira in verschiedenen Medien empfohlen haben, ohne den eigenen Aktienbesitz offenzulegen. Diese Masche ist typisch für das sogenannte Scalping. Dabei decken sich Aktienpusher jeweils mit wertlosen Pennystocks ein. Denn diese Aktien notieren im Centbereich, also unter einem Euro bzw. Dollar, wodurch geringste absolute Kursänderungen schon zu Verdoppelungen oder Vervielfachungen führen können. Am beliebtesten sind unbekannte Minenaktien, für die dann eine tolle Story erfunden wird. Beispielsweise heißt es dann so: „Das Unternehmen XY steht vor einem sensationellen Fund.“ Sobald Anleger auf diese Geschichte reinfallen und den Aktienkurs kurzfristig in die Höhe treiben, realisieren die Aktienpusher ihre Gewinne, während die getäuschten, gutgläubigen Investoren auf wertlosen Papieren sitzen bleiben. Auf diese Weise haben die oben genannten Herren ca. 38 Millionen Euro Gewinn eingestrichen. Was wir daraus lernen können:

Gundsätzlich müssen bei Pennystocks die Alarmglocken läuten. Ich rate Ihnen, von solchen Werten strikt die Finger zu lassen, da hier die Gefahr der Kursmanipulation riesengroß ist. Auch Aktien, die im Open Market, also dem Freiverkehr an der Börse, gehandelt werden, dürfen für Investments meines Erachtens niemals infrage kommen. Denn diese Unternehmen haben kaum irgendwelche Veröffentlichungspflichten, weshalb es so gut wie unmöglich ist, eine seriöse fundamentale Einschätzung vorzunehmen. Das gleiche gilt für den Entry Standard. Dieses Börsensegment wurde geschaffen, um Unternehmen einen schnellen, kostengünstigen und unbürokratischen Zugang zum Kapitalmarkt zu ermöglichen. Aufgrund der hier nur rudimentär vorhandenen Informationen (oft wird nicht einmal ein Börsenprospekt aufgelegt) sind solche Aktien aus Privatanlegersicht keine Überlegung wert. Ich empfehle Ihnen:

Schauen Sie, dass nur Aktien, die im Regulierten Markt (früher: Amtlicher Markt) gehandelt werden, in Ihr Depot wandern. Denn für diese gelten wesentlich strengere gesetzlich geregelte Zulassungsvoraussetzungen und Folgepflichten, wobei die Unternehmen im Regelfall (begründete Ausnahmen sind möglich) mindestens seit drei Jahren bestehen, über mehr als 1,25 Millionen Euro Eigenkapital verfügen müssen und der Streubesitzanteil 25 Prozent nicht unterschreiten darf. Unterschieden wird im Regulierten Markt zwischen General Standard und Prime Standard, wobei im Premiumsegment das höchste Transparenzlevel gegeben ist. Zu den Veröffentlichungspflichten zählen:

• Veröffentlichung von Ad-hoc-Mitteilungen: Dabei müssen Insiderinformationen (wie z.B. bevorstehende Übernahmen, größere Investitionen, Überschreiten von Anteilsschwellen in 5%-Schritten etc.) unverzüglich veröffentlicht werden. Die Pflicht zur Ad-hoc-Publizität soll dem Missbrauch von Insiderkenntnissen entgegenwirken und die Markttransparenz im Sinne des Anlegerschutzes erhöhen.
• Anwendung internationaler Rechnungslegungsstandards (IFRS/IAS oder US-GAAP)
• Veröffentlichung eines Zwischenberichts (Halbjahresbericht)

Prime-Standard-Werte müssen folgende zusätzliche Transparenzanforderungen erfüllen:
• Abschluss nach internationalen Rechnungslegungsstandards (IFRS oder US-GAAP)
• Veröffentlichung von Quartalsberichten auch in Englisch
• Pflege eines Unternehmenskalenders
• Durchführung mindestens einer Analystenkonferenz pro Jahr
• Veröffentlichung von Ad-hoc-Mitteilungen zusätzlich in englischer Sprache.

Wenn Sie sich auf Aktien aus dem Regulierten Markt konzentrieren und hier noch ein Schwergewicht auf Prime-Standard-Werte legen, dann haben Sie schon ein gutes Schutzschild gegen Aktienpusher aufgebaut. Denn aufgrund des hohen Transparenzlevels dieser Werte ist es für Betrüger praktisch unmöglich, irgendwelche Märchen aufzutischen, um Kurse zu manipulieren. Glauben Sie lieber den Turnaround-Storys, die überprüfbar und plausibel sind, folgen Sie den Trends und achten Sie auf ein striktes Risikomanagement. Dermaßen gewappnet können Sie sich auf langfristig phantastische Gewinne bei einem herausragenden Chance-Risiko-Verhältnis freuen.

Mit den besten Empfehlungen
Ihr

Thomas Driendl
Chefredakteur
Turnaround-Trader


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