Papst Franziskus übt Kritik an der Finanzwelt: “Geld soll dienen, nicht regieren”

Donnerstag, 24.05.18 15:26
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

während viele Investoren Warren Buffett als „den Papst” anbeten, meldete sich kurz vor Pfingsten das echte Kirchenoberhaupt, Papst Franziskus, zu Wort, um die Spieler der Finanzwelt auf den rechten Weg zurückzuführen. Mit „urbi et orbi”, dem Ablass ihrer Sündenstrafen, hatte seine Grundsatzpredigt allerdings wenig zu tun. Vielmehr nahm Franziskus Banken, Unternehmen und Spekulanten streng ins Gebet und übte herbe Kritik an unmoralischem Kapitalismus und riskanten Finanzprodukten.

Nichts gelernt aus der Finanzkrise?

In dem vom Papst abgesegneten Papier des Vatikans wird vor allem die unbelehrbare Finanzwelt an den Pranger gestellt, die rund zehn Jahre nach der Finanzkrise immer noch an den gleichen Symptomen leidet, wie zuvor. Wörtlich heißt es in dem Dokument: „Manchmal hat es sogar den Anschein, als wäre ein oberflächlicher, kurzsichtiger Egoismus zurückgekehrt, der das Gemeinwohl missachtet und nicht daran interessiert ist, Wohlstand zu schaffen und zu verbreiten.” Der Kapitalismus behält die Oberhand, einige wenige erwirtschaften Profit auf Kosten der Allgemeinheit, ganzen Ländern und deren Einwohner. Dabei hätte die Finanzkrise eine Chance sein können, eine neue Welt von Unternehmen zu entwickeln, „die größeren Wert auf ethische Prinzipien legt und die Finanzgeschäfte neuen Regeln unterwirft, um ausbeuterischen und spekulativen Absichten einen Riegel vorzuschieben".

Missstände der Finanzwirtschaft

Konkret warnt der Vatikan vor Finanzprodukten wie Derivaten, die Investorenlegende Warren Buffett schon vor Jahren als „Massenvernichtungswaffe” betitelte. Solche Hochrisiko-Geschäfte, die einer Wette auf die zukünftige Entwicklung von Aktien oder anderen Anlageformen gleichkommen, seien in den Augen des Papstes höchst unethisch. Gleichzusetzen mit einer Art Zeitbombe. Früher oder später werde diese Bombe explodieren und die Gesundheit der Märkte vergiften. Ähnlich kritisch äußerte sich das Kirchenoberhaupt zu Steueroasen, die primär der Geldwäsche dienten, Credit Default Swaps, Schattenbanken und Offshore-Geschäften. Weil solch spekulative und intransparente Finanzgeschäfte Märkten und Marktteilnehmern Schaden zufügen könnten, müssten diese viel strenger reguliert werden.

Verantwortungsvolles Investieren

In dem Grundsatzpapier appelliert der Vatikan allerdings auch an die Vernunft jedes Einzelnen, der mit seinem Anlageverhalten ein Steinchen zu einer gerechteren Wirtschaftsordnung beitragen kann. Statt kurzfristigem Profit, sollten Investoren und Unternehmen ein langfristiges, „kritisches und verantwortungsvolles Konsum- und Sparverhalten“ an den Tag legen. Ein Appell, dem wir uns gerne anschließen.

Ich wünsche Ihnen einen entspannten, erfolgreichen Börsentag,

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