Spotify steht in den Startlöchern: wird das der Börsengang des Jahres?

Freitag, 02.03.18 11:07


IPO-Liebhaber aufgepasst: Musik-Streamingdienst Spotify reichte gestern seinen Börsenprospekt bei der New Yorker Börsenaufsicht ein und gab damit den Startschuss zum vielleicht spannendsten Tech-Stock-Debüt des Jahres. Viele Anleger fragen sich, ob der schwedische Newcomer das nächste Netflix (+ 17.899 Prozent seit dem 27.02.2002) oder doch eher der nächste Snap (- 33,33 Prozent seit dem 02.03.2017) wird. Mit Blick auf die aktuellen Geschäftszahlen liegt der Verdacht nahe, dass Spotify möglicherweise zur zweiten Kategorie gehören wird.

Starkes Wachstum, aber…

Der größte Musik-Streamingdienst der Welt zählt mit 71 Millionen zahlenden Kunden deutlich mehr, als Konkurrent Apple Music (36 Millionen Abonnenten). Im vergangenen Jahr erzielte Spotify 4,1 Milliarden Euro Umsatz und damit 39 Prozent mehr, als im Vorjahreszeitraum, doch die Verluste wuchsen ebenso massiv. 2017 stand ein Minus von 1,24 Milliarden Euro in den Büchern, nach 539 Millionen im Jahr 2016 und gerade mal 230 Millionen im Jahr davor. Verantwortlich für die sorgen erweckenden Verluste ist der enorme Konkurrenzkampf mit Apple.

Den Amerikanern gelang es, innerhalb von nur drei Jahren auf eine Kundenzahl zu kommen, für die Spotify fast zehn Jahre gebraucht hat. Bei einem anhaltend hohen Wachstumstempo könnte Apple, den schwedischen Konkurrenten Schätzungen zufolge, bereits im Sommer 2018 überholen. Kein gutes Omen für den Börsengang, zumal auch Spotifys Strategieschwenk Fragen aufwirft: um mehr Geld in die eigenen Kassen zu spülen, führte der Streamingdienst ein Familien-Preismodell á la Netflix ein, bei dem bis zu sechs Nutzer für 15 Dollar im Monat Musik “unlimited” hören können. Ein Modell das sich, gekoppelt an eine Preiserhöhung, für Netflix bezahlt gemacht hat, bei Spotify aber nach hinten losgehen könnte. Seit der Einführung des neuen Tarifs sank der monatliche Erlös pro Abo-Kunde auf zuletzt 5,24 Euro. Im vierten Quartal 2015 waren es noch gut sieben Euro gewesen.

Direktplatzierung: ein Risiko

Spotify muss sparen, auch beim Börsengang. Deshalb wählten die Schweden für den Ende März geplanten IPO eine Art IKEA-Selbstbau-Lösung. Aktien werden unter dem Namen SPOT direkt platziert ohne die übliche, aber kostspielige Unterstützung von Konsortialbanken wie Morgan Stanley oder Goldman Sachs, die Spotify nur beratend zur Seite stehen. Somit entfällt auch der gängige Preisbildungsprozess unter Beteiligung der Investmentbanken. Ein riskantes Unterfangen, zumal Aktionäre am Tag der Erstnotiz völlig frei über den Startpreis der SPOT-Aktie entscheiden können. Zwischen ein - und dreistelligen Beträgen kann alles geboten werden, was zu erheblichen Preisschwankungen führen könnte.

Wie Sie sich bestimmt schon denken können, ist der Spotify-Börsengang nichts für schwache Nerven. Die unsichere Preisbildungsphase, die zu erwartende, hohe Volatilität und die generell schwachen Unternehmenszahlen machen Spotify zu einem äußerst riskanten Anlage-Experiment. Und wie Sie vielleicht schon wissen, fehlt Spotify ein wesentliches Kriterium um in den Kreis der boerse.de-Aktienbrief-Champions aufgenommen zu werden, eine mindestens 10-jährige Kurshistorie. Denn erst dann lassen sich echte Champions identifizieren, die mit höheren Renditen und geringeren Rücksetzern aufwarten, als 99,9 Prozent aller börsennotierten Aktien. Das klingt wie Musik in Ihren Ohren? Dann sichern Sie sich jetzt Ihre Aktienbrief-Gratisausgabe!

Ich wünsche Ihnen einen entspannten, erfolgreichen Börsentag,

Ihre Miss boerse.de

Miss boerse.de gehört zum Team des Aktien-Ausblicks, Deutschlands großem Börsen-Newsletter mit mehr als 100.000 Lesern. Der Aktien-Ausblick informiert von Montag bis Samstag über...

Unsere Mission