Trump 2.0: Was tun in wirtschafts- und geopolitisch unsicheren Zeiten?

Freitag, 11.04.25 16:50
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

wie ich in meinem vorangegangenen Editorial „Erfolgreiche Vermögensverwaltung – Teil 7: Was tun in wirtschafts- und geopolitisch unsicheren Zeiten?“ avisiert hatte, wollte ich Ihnen in diesem Editorial eigentlich zeigen, wie wir im Rahmen der einzelkontenbasierten Vermögensverwaltung myChampionsPREMIUM regelbasiert entscheiden, wann sich der Aktienmarkt in einer Normal-Phase und wann in einer Krisen-Phase befindet. Je nach dem wird dann in das etwas offensiver ausgerichtete Strategie-Portfolio oder das deutlich konservativer aufgestellte Krisen-Portfolio investiert.

Aufgrund der aktuellen Marktverwerfungen, hervorgerufen durch die irrwitzige Zollpolitik des amtierenden US-amerikanischen Präsidenten Donald J. Trump, möchte ich dieses spezielle Thema gerne auf ein nachfolgendes Editorial verlagern und stattdessen zu den aktuellen Marktentwicklungen Stellung beziehen. Vor diesem Hintergrund richtet sich dieses Editorial bewusst an all unsere Leser und Kunden, unabhängig davon, ob Sie die Empfehlungen aus dem boerse.de-Aktienbrief selbst umsetzen, in die boerse.de-Fonds investieren oder aber auch Kunde einer einzelkontenbasierten boerse.de-Vermögensverwaltung sind. Aber lassen Sie uns Schritt für Schritt vorgehen [Anmerkung: Sollten Sie schon vorab wissen wollen, wie in der Vermögensverwaltung myChampionsPREMIUM regelbasiert zwischen einer Normal- und einer Krisen-Phase unterschieden wird, dann können Sie dies auch im kostenlosen und völlig unverbindlich erhältlichem White Paper „myChampionsPREMIUM: Die Vermögensverwaltung nach institutionellen Standards“ nachlesen].

Was ist passiert?



Nachdem das neue Jahr 2025 im Januar und Februar aus Börsensicht ganz gut gestartet war, trübte sich die Stimmung im März zunehmend ein. Maßgeblich hierfür waren insbesondere die von Donald Trump angekündigten Strafzölle. Als Trump dann am 2. April (Mittwoch) seine konkreten Strafzölle vorlegte, ging es Schlag auf Schlag an der Börse. So gab der MSCI World Net Return Index (notiert in Euro) am 3. April um satte 5% nach, was sich dann am 4. April mit einer negativen Tagesrendite von -4,7% fortsetzte. Fakt ist, dass der international aufgestellte MSCI World NR Index (in Euro) seit Jahresanfang per 10. April 2025 14,2% an Wert eingebüßt hat.

Es ist nur allzu verständlich, dass sich viele Anleger im aktuellen Marktumfeld Sorgen um Ihre Kapitalanlagen machen und gar mancher auch über einen Totalausstieg aus dem Aktienmarkt nachdenkt. Dies gilt insbesondere dann, wenn die gefühlt stündlich hereinbrechenden Negativmeldungen aus der Presse von Investoren aufgesogen werden wie Wasser von einem ausgetrockneten Schwamm.

Die größte Gefahr …



Meines Erachtens besteht die größte Gefahr für Anleger in so turbulenten Marktphasen darin, getrieben von den jüngsten Kursverlusten und flankiert von einer schier unüberschaubaren Flut an negativen Pressenachrichten, spontane Schnellschuss-Entscheidungen zu treffen. Egal wie die finale Entscheidung aussehen mag – temporäres Umschichten in ein defensiv ausgerichtetes Portfolio, vollständiger Abverkauf, nichts tun oder auch Nachkauf aufgrund günstiger Einstiegsmöglichkeiten – entscheidend ist, dass die finale Lösung in Ruhe basierend auf rationalen Gründen ausgewählt wird. Es gibt kaum Schlimmeres, als sich kurz nach einer getroffenen Entscheidung über diese maßlos zu ärgern und das Rad wieder zurückdrehen zu wollen.

This Time is Different …



„This Time is Different: Eight Centuries of Financial Folly“ – so lautet der Titel des Bestsellerbuches der beiden US-amerikanischen Star-Ökonomen Carmen M. Reinhart und Kenneth S. Rogoff aus dem Jahre 2011. In diesem Klassiker haben die beiden Wirtschaftswissenschaftler Finanzkrisen der letzten acht Jahrhunderte akribisch analysiert und sind dabei zu dem Schluss gekommen, dass beim jeweiligen Auftreten einer neuen Finanzkrise eben doch nicht alles anders ist als die zig Male davor. Ganz im Gegenteil: Bestimmte Muster wiederholen sich immer wieder und wieder …

Im Rahmen meiner wissenschaftlichen Tätigkeit bin ich fast ausschließlich im Bereich der empirischen Kapitalmarktforschung aktiv. Hierbei werden mit ökonometrischen und statistischen Methoden historische Finanzmarktzeitreihen hinsichtlich bestimmter wiederkehrender Muster oder aber auch auf außergewöhnliche Phänomene, sogenannte Anomalien, untersucht.

Und was hat das alles mit Trump 2.0 zu tun?



Nun mögen Sie sich fragen, was dies alles mit den aktuellen Markverwerfungen, insbesondere hervorgerufen durch die völlig chaotische Zollpolitik des amerikanischen Präsidenten Donald Trump im Rahmen seiner zweiten Amtszeit („Trump 2.0“), zu tun hat.

Um die aktuellen Kurseinbrüche möglichst objektiv beurteilen zu können, wollen wir an dieser Stelle (analog zu einem empirischen Wirtschaftsforscher) einen Blick in den Rückspiegel wagen, um zu sehen, wie sich denn die Aktienmarktkurse in der Vergangenheit verhalten haben. Hat es so rapide Rücksetzer in der Vergangenheit schonmal gegeben, wurden sie wieder aufgeholt, und welche Auswirkungen hatten sie auf die längerfristige Performance? All diese Fragen lassen sich anhand einer empirischen Analyse der historischen Kursverläufe klar beantworten. Und das Positive ist dabei, dass wir hier keine Prognosen bzw. geschätzten Werte analysieren, sondern real aufgetretene historische Kurse, die sich objektiviert durch Nachfrage und Angebot am Markt gebildet haben.

Eine systematische Analyse des Verlustpotenzials



Zur Analyse verwenden wir den MSCI World Net Return Index notiert in Euro [Anmerkung: „Net Return“ bedeutet, dass die Dividendenzahlungen nach Abzug der Abgeltungssteuer wieder in den Index reinvestiert werden]. Ich möchte Ihnen den Index an dieser Stelle definitiv nicht als Anlage empfehlen, jedoch denke ich, dass er aufgrund seiner internationalen Ausrichtung eine gute Approximation für die Portfolios vieler Anleger darstellen dürfte.

In der nachfolgenden Abbildung ist der sogenannte Underwater-Chart des MSCI World Index über die letzten 20 Jahre abgebildet (konkret: Zeitraum vom 31. Dezember 2004 bis 10. April 2025).



In einem Underwater-Chart werden ausschließlich die Verlustphasen dargestellt. Sobald die blaue Linie die Null-Prozent-Schwelle erreicht, befindet man sich wieder in einer Gewinnphase, wobei diese bei einem Underwater-Chart eben bewusst ausgeblendet werden.

Wie aus der Abbildung ersichtlich ist, handelt es sich beim aktuellen Kursrückgang von 20,2% wahrlich um kein einmaliges Event [Anmerkung: Auf den Tiefststand von -20,2% am 8. April 2025 folgte die Ankündigung Donald Trumps, die hohen Strafzölle erst mal für 90 Tage auszusetzen, worauf die Kurse massiv anstiegen und der Rückschlag per 10. April 2025 dann -18,1% betrug, was in der Grafik schwer erkennbar ist].

In den vorangegangenen 20 Jahren hat es diverse Rücksetzer größeren Ausmaßes gegeben. Viele von Ihnen mögen sich noch an die globale Finanzmarktkrise erinnern, die einen Drawdown im MSCI World von sage und schreibe 53,4% hervorgerufen hat. Und auch der Corona-Crash (MSCI World Index mit -33,8%) mag vielen von Ihnen noch in guter Erinnerung sein. Fakt ist, dass es Krisenphasen am Aktienmarkt immer schon gegeben hat und auch immer geben wird! Die Kurse entwickeln sich halt nicht wie gewünscht an einer Perlenkette aufgereiht kontinuierlich nach oben. Aktienanleger müssen dies schlichtweg akzeptieren.

Und wie sieht es mit der Rendite aus?



Entscheidend ist aber doch, wie sich die temporären Rücksetzer auf die langfristige Performance auswirken. Die Kurse des MSCI World Index reichen bis zum 31. Dezember 1969 zurück. Beginnend ab diesem Zeitpunkt beträgt die Rendite dieses Index 9,5% p.a. per 10. April 2025. Klar, dieser Zeitraum ist natürlich auch für ausgesprochene Langfristanleger ziemlich lange. Betrachten wir die Wertentwicklung über die vorangegangenen 20 Jahre (also genau jener Zeitraum, der im oben gezeigten Underwater-Chart dargestellt ist), so steht hier eine durchschnittliche Rendite von 8,5% p.a. zu Buche. Und auch die Renditen über die vorangegangenen fünf Jahre mit 9,0% p.a. bzw. über die letzten zehn Jahre mit 9,7% p.a. können sich durchaus sehen lassen. In der nachfolgenden Tabelle sind die durchschnittlichen Jahresrenditen über die verschiedenen Zeiträume nochmals vergleichend gegenübergestellt.



Basierend auf diesen empirischen Fakten stellt sich nun die Frage nach den daraus zu ziehenden Schlüssen.

Is this time really different?



Diese Frage lässt sich klar beantworten. Nein, die aktuellen Zeiten sind gemessen an den jüngsten Kursverläufen nicht anders als in der Vergangenheit. Auch wenn die Ursachen für die Rücksetzer an den Aktienmärkten komplett unterschiedlich sein mögen, gegeben hat es solche Rücksetzer schon immer. Und klar ist auch, dass es solche turbulenten Marktphasen immer wieder geben wird.

Meine ganz persönliche Meinung …



Donald Trump hat mit einem Fingerschnipp die Strafzölle eingeführt und damit einen abrupten Kursrutsch herbeigeführt. Mit einem weiteren Fingerschnipp hat er die hohen Strafzölle erstmal für 90 Tage auf Eis gelegt und damit einen massiven Kursanstieg ausgelöst.

Eines ist klar: Bei diesen Strafzöllen wird ganz Amerika verlieren. Dinge des alltäglichen Lebens werden extrem teuer werden (wenn sie denn überhaupt noch verfügbar sind), was insbesondere der „kleine Mann“ spüren dürfte. Aber auch amerikanische Firmen haben das Problem, bei gestiegenen Einkaufskosten mit ihren Preisen am Weltmarkt noch wettbewerbsfähig zu sein. Und wie sieht es mit Trumps superreichen Freunden aus? Nun gerade die haben es in den vorangegangenen Tagen live miterleben dürfen, wie schnell man um einige Milliarden ärmer werden kann. Welche Anhänger Donald Trumps sollten also von dieser Politik profitieren? Die Lösung des Problems ist aber denkbar einfach und liegt auf der Hand: Ein Fingerschnipp Donald Trumps mit der richtigen Botschaft würde schon genügen …

Ruhig bleiben und die richtigen Entscheidungen treffen



Wie ich Ihnen in diesem Editorial hoffentlich zeigen konnte, besteht kein Anlass für irgendwelche hektischen und unüberlegten Schnellschusshandlungen. „This time is not different“! Interessant ist zu beobachten, dass im Rahmen unserer einzelkontenbasierten Vermögensverwaltungen (möglich ab einer Anlagesumme von 500.000 Euro) viele Anleger die günstigen Kaufkurse ausnutzen und entweder neue Mandate abschließen oder bestehende aufstocken.

Und damit auch Anleger mit geringeren Investmentsummen von den (noch) günstigen Einstiegsmöglichkeiten profitieren können, hat mein langjähriger Freund Thomas Müller die Aktion „Trump-Konter“ spontan initiiert. Damit ist es Anlegern nun für einen zeitlich begrenzten Zeitraum möglich, bereits ab 50.000 Euro in die digitale Einzelkontenverwaltung myChampions100 zu investieren, was normalerweise erst ab einer Anlagesumme von 100.000 Euro möglich ist. Wie Sie vielleicht wissen, wird hier in alle 100 Champions-Aktien gleichzeitig investiert, wobei die quartalsweise Champions-Überprüfung bzw. die jährliche Gleichgewichtung vollständig automatisiert erfolgen. Nähere Informationen zur einzelkontenbasierten digitalen Vermögensverwaltung myChampions100 finden Sie auf dieser Internetseite, wobei Ihnen für Fragen sowie sonstige Anliegen auch unser Produktexperte Herr Christian Kämmerer (Tel. 08031 2033-504) jederzeit gerne zur Verfügung steht.

In diesem Sinne hoffe ich, dass ich mit meinem Editorial etwas Ruhe und Gelassenheit in Ihre aktuellen Überlegungen bezüglich Ihrer Kapitalanlage bringen konnte. Wenn die aktuellen Horrormeldungen ungefiltert und unreflektiert auf einen hereinprasseln, ist die Gefahr für unüberlegte und zumeist teure Kurzschlusshandlungen groß. Und das sollten Sie (bzw. wir, denn auch ich gehöre hier dazu) tunlichst vermeiden.

Auf bald,

Ihr Hubert Dichtl



Prof. Dr. Hubert Dichtl ist geschäftsführender Gesellschafter der dichtl research & consulting GmbH, einer Beratungsboutique, die sich auf die unabhängige Beratung institutioneller Kapitalanleger...


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