Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
in Erzählungen wird Robin Hood meist als Wohltäter dargestellt, der von den Reichen nimmt und den Armen gibt. Auch die Marke des gleichnamigen US-Finanzdienstleisters Robinhood wurde auf dem Versprechen aufgebaut, „Finanzen für alle zu demokratisieren", indem der Neobroker Aktienhandel ohne Transaktionsgebühren ermöglicht. Vergangenen Donnerstag feierte das erst 2013 gegründete Unternehmen sein Börsendebüt an der Nasdaq – und sorgte dort für ebenso gemischte Gefühle, wie dessen gar nicht so gönnerhaftes Geschäftsmodell selbst.
Kontroverses Geschäftsmodell Doch was macht der Discount-Broker eigentlich genau? Die Robinhood-App ermöglicht den spielerischen, zugänglichen
Aktien-, Fonds-, Gold-, Krypto- und Optionshandel über das Smartphone zum Nulltarif. Bislang hat das Unternehmen damit mehr als 22 Millionen Nutzer auf seine Plattform gelockt, darunter auch viele junge Aktionäre, die in der Coronakrise erstmals Aktien gekauft haben. Mittlerweile verwaltet Robinhood rund 80 Milliarden Dollar Vermögen und zählt somit zu den größten Neobrokern weltweit.
Das Geschäftsmodell des Milliarden-Startups ist jedoch keineswegs so altruistisch, wie man aufgrund des Firmenversprechens annehmen könnte: Robinhood verkauft die Daten der Nutzer nämlich an sogenannte Marktet Maker wie Citadel Securities oder erhält für jeden vermittelten „Trade” Provisionszahlungen von anderen Handelsplätzen. Deshalb ist Robinhood mit Vorwürfen konfrontiert, Kunden zu möglichst vielen und mitunter auch riskanten Transaktionen zu animieren und teilweise wie ein Glücksspielanbieter mit „Gamification-Elementen” in der App zu arbeiten. Damit ist gemeint, dass Robinhood Trading einfach und spielerisch erscheinen lässt und sogar „Belohnungs-Elemente” verwendet, die den Nutzer zu immer neuen Käufen und Verkäufen verleiten können. So zum Beispiel im Fall von
Gamestop und anderen „Meme-Aktien”, die Kleinanleger wie die Lemminge Anfang des Jahres über Plattformen wie Robinhood gehandelt hatten – mit teils heftigen Kurskapriolen als Konsequenz.
Diese zweifelhaften Geschäftspraktiken rücken zunehmend ins Blickfeld der US-Aufsichtsbehörden, und auch die Bilanzkennzahlen reflektieren die Schwachpunkte des Unternehmens: Im Geschäftsjahr 2020 erzielte Robinhood noch einen kleinen Gewinn von sieben Millionen Dollar. Weil Robinhood in Q1 2021 aber aufgrund des Meme-Aktien-Booms zeitweise den Handel aussetzen musste, stand unterm Strich ein Verlust von 1,4 Milliarden Dollar. Und das, obwohl sich der Umsatz gegenüber dem Vorjahr von 128 Millionen auf 522 Millionen Dollar mehr als verdreifacht hatte.
IPO bereichert – die Robinhood-GründerAuch das Robinhood IPO vergangene Woche verlief ernüchternd: Der Ausgabepreis von 38 Dollar je Aktie lag am unteren Ende der vorher angepeilten Preisspanne, die bis 42 Dollar reichte. Am ersten Handelstag fiel dann der Aktienkurs um rund acht Prozent. Doch auch zum Preis von 38 Dollar pro Anteilsschein nahm Robinhood noch 2,1 Milliarden Dollar ein und erreichte eine Marktkapitalisierung von 32 Milliarden Dollar. Damit betrug das Vermögen von CEO Vlad Tenev und Mitgründer Baju Bhatt, die jeweils rund acht Prozent am Unternehmen besitzen, nach dem IPO jeweils über zwei Milliarden Dollar.
Dass der Handel mit Wertpapieren oder Fonds ein lukratives Geschäft sein kann, ist klar. Sowohl für Investoren selbst, die von attraktiven Kapitalmarktchancen profitieren können, als auch für Plattformen, die Transaktionen ausführen. Doch auch hier gilt es, auf
langfristig erfolgreiche Champions statt auf spekulative Start-ups zu „bauen”. Eine erfolgreiche Champions-Alternative ist zum Beispiel die
LSE Group (London Stock Exchange), die selbst börsennotiert ist und im Zehn-Jahres-Mittel +25% Rendite p.a. erzielte. Mehr über alle insgesamt 100 „Reichmacher Aktien”, die ihrem Versprechen auch nachkommen, erfahren Sie in
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Ich wünsche Ihnen einen entspannten, erfolgreichen Börsentag,
Ihre Miss boerse.de