Ein Andienungsrecht ist das vertraglich vereinbarte Recht eines Investors oder Gläubigers, bestimmte Wertpapiere oder Basiswerte zu einem festgelegten Zeitpunkt oder innerhalb eines definierten Zeitraums an den Emittenten oder Stillhalter anzubieten, also „anzudienen“. Es wird häufig in Zusammenhang mit Optionen, Wandelanleihen, Aktienanleihen oder strukturierten Produkten verwendet. Das Andienungsrecht regelt dabei, wer die Initiative zur Lieferung oder Rücknahme des Basiswerts hat und unter welchen Bedingungen dies erfolgen kann.
Das Andienungsrecht dient vor allem der Absicherung und Flexibilität im Rahmen von Finanzprodukten. Es verschafft dem Inhaber die Möglichkeit, die Ausübung eines Anspruchs auf Lieferung oder Rücknahme zu steuern und somit wirtschaftliche Vorteile aus einer Position zu realisieren. Gleichzeitig ermöglicht es Emittenten oder Stillhaltern, den Ablauf der Transaktion zu planen, insbesondere bei physischer Lieferung des Basiswerts.
Ein klassisches Beispiel ist eine Aktienanleihe mit Barriere: Fällt der Kurs der zugrunde liegenden Aktie unter eine bestimmte Schwelle, kann der Emittent verpflichtet sein, dem Anleger Aktien zum vereinbarten Andienungspreis abzunehmen. Das Andienungsrecht liegt hierbei beim Anleger, der entscheiden kann, ob er die Lieferung der Aktien an den Emittenten ausübt.
Auch bei Optionen kann das Andienungsrecht eine Rolle spielen: Bei bestimmten exotischen Optionen oder strukturierten Produkten besitzt der Inhaber das Recht, den Basiswert innerhalb einer Frist anzudienen, anstatt nur eine Barausgleichszahlung zu erhalten. So behält der Anleger Entscheidungsfreiheit und kann die Strategie an Marktbewegungen anpassen.
Das Andienungsrecht wird oft in Zusammenhang mit dem Andienungspreis genannt, der den Preis beschreibt, zu dem der Basiswert geliefert oder abgenommen wird. Während der Andienungspreis die wirtschaftliche Grundlage darstellt, regelt das Andienungsrecht die Initiativbefugnis – also wer das Recht hat, die Lieferung oder Abnahme in Gang zu setzen. Zusammen bestimmen beide Elemente den Ablauf und die Ausgestaltung der Transaktion.
Für Anleger ist das Andienungsrecht von zentraler Bedeutung, da es Einfluss auf Rendite, Risiko und Liquidität hat. Wer ein Andienungsrecht besitzt, kann seine Position flexibel steuern und potenzielle Verluste minimieren. Besonders bei strukturierten Produkten, die physisch erfüllt werden, stellt das Andienungsrecht sicher, dass der Anleger die Kontrolle über die Ausübung hat und nicht automatisch zur Lieferung oder Abnahme verpflichtet wird.
Das Andienungsrecht ist ein wesentliches Element in der Gestaltung von Optionen, Aktienanleihen und strukturierten Produkten. Es gibt dem Inhaber die Möglichkeit, die Lieferung oder Abnahme eines Basiswerts aktiv zu steuern und damit Chancen und Risiken gezielt zu managen. Für Anleger stellt das Andienungsrecht daher eine wichtige Option dar, die Flexibilität und Kontrolle über ihre Investments erhöht.