Einheitskurs

Was ist der Einheitskurs?

Der Einheitskurs (auch Einheitsbewertung oder Einheitsnotierung) ist ein an den Börsen verwendetes Verfahren zur Preisfeststellung, bei dem sämtliche Kauf- und Verkaufsaufträge eines Handelstages zu einem einzigen Kurs ausgeführt werden. Im Gegensatz zum fortlaufenden Handel (Continuous Trading), bei dem Aufträge laufend zu wechselnden Kursen ausgeführt werden, erfolgt beim Einheitskurs nur eine Preisfeststellung pro Tag – meist mittags oder zum Handelsschluss.

Ziel ist es, einen ausgewogenen Preis zu finden, zu dem das größte Ordervolumen ausgeführt werden kann (Maximalausführungsprinzip) und der verbleibende Überhang an Kauf- oder Verkaufsaufträgen möglichst klein bleibt.

Wann und wo wird der Einheitskurs angewendet?

Der Einheitskurs wird vor allem bei weniger liquiden Wertpapieren eingesetzt:

  • Kleine und mittelgroße Aktien im General Standard und Scale-Segment der Deutschen Börse
  • Viele Anleihen und Zertifikate
  • Früher auch im Amtlichen Handel und Geregelten Markt

Seit der Einführung von Xetra gilt der Einheitskurs vor allem im Parketthandel der Regionalbörsen (z.B. München, Hamburg, Stuttgart) sowie im Segment Scale für junge und mittelständische Unternehmen.

Arten des Einheitskurses

  • Mittlerer Einheitskurs: Wird meist einmal täglich (oft um 12:00 oder 13:00 Uhr) ermittelt.
  • Schlusskurs im Einheitskursverfahren: Wird am Ende des Handelstages festgestellt und dient als Referenzkurs für Fonds, Indizes und Steuerberechnungen.
  • Eröffnungskurs im Einheitskurs: Selten, aber z.B. bei Börsengängen oder Wiederaufnahme des Handels.

Wie wird der Einheitskurs ermittelt?

Die Börse sammelt alle Limit- und Market-Orders bis zum Feststellungszeitpunkt. Der Kurs wird dann so gewählt, dass:

  • Das größte Volumen ausgeführt werden kann
  • Der nicht ausgeführte Überhang (Restaufträge) minimal ist
  • Bei mehreren möglichen Kursen derjenige gewählt wird, der dem Referenzkurs (z.B. Vortageskurs) am nächsten liegt

Beispiel: Liegen Kaufaufträge bis 100€ und Verkaufsaufträge ab 98€ vor, wird der Einheitskurs oft bei 99€ oder 99,50€ festgesetzt – je nachdem, wo das meiste Volumen passt.

Vor- und Nachteile des Einheitskurses

  • Vorteile:
    • Verhindert extreme Kurssprünge bei geringer Liquidität
    • Schützt vor Manipulation durch große Orders
    • Faire Preisfindung durch Sammlung aller Aufträge
  • Nachteile:
    • Keine laufende Handel möglich – Anleger müssen bis zur Kursfeststellung warten
    • Hohe Kurssprünge von einem Tag zum nächsten möglich
    • Weniger transparent als fortlaufender Handel

Bedeutung für Privatanleger

Wer Aktien aus dem Scale-Segment oder kleinere Regionalwerte kauft oder verkauft, handelt fast immer im Einheitskurs. Die Order wird dann erst zur nächsten Kursfeststellung (oft mittags) ausgeführt – oft deutlich vom Vortageskurs abweichend. Deshalb sind Limit-Orders besonders wichtig, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden.

boerse.de-Schlussfolgerung

Der Einheitskurs ist ein bewährtes Verfahren, um auch bei geringer Liquidität faire und stabile Preise zu gewährleisten. Während im fortlaufenden Xetra-Handel die meisten DAX- und MDAX-Werte gehandelt werden, bleibt der Einheitskurs für Tausende kleinerer Aktien, Anleihen und Zertifikate die Regel. Privatanleger sollten bei solchen Werten immer mit Limit ordern und die Kursfeststellungszeiten im Blick behalten – nur so lässt sich das Risiko von unerwarteten Ausführungskursen minimieren.



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