Einlagefazilität

Was ist die Einlagefazilität?

Die Einlagefazilität (englisch: Deposit Facility) ist eines der drei zentralen Leitzinssätze der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie bezeichnet den Zinssatz, zu dem Geschäftsbanken überschüssige Liquidität über Nacht bei der EZB parken können. Die Einlagefazilität bildet zusammen mit dem Hauptrefinanzierungssatz und dem Spitzenrefinanzierungssatz das Zinskorridor-System der EZB und stellt de facto die untere Grenze für den kurzfristigen Geldmarktzins (z.B. €STR) dar.

Funktion innerhalb des Zinskorridors der EZB

Die EZB steuert die Geldmarktzinssätze durch drei Instrumente:

  • Spitzenrefinanzierungssatz: Obere Grenze – Banken können sich hier teurer Geld leihen.
  • Hauptrefinanzierungssatz: Mittlerer Zinssatz, zu dem die wöchentlichen Refinanzierungsgeschäfte stattfinden.
  • Einlagefazilität: Untere Grenze – Banken erhalten hier Zinsen auf überschüssige Einlagen.

Seit Oktober 2008 ist die Einlagefazilität unbegrenzt nutzbar. Banken können also beliebige Beträge bei der EZB anlegen und erhalten dafür den jeweils gültigen Einlagefazilitätszinssatz gutgeschrieben. Dadurch kann der Geldmarktzins (€STR) nie deutlich unter den Einlagefazilitätssatz fallen – Banken würden sonst ihr Geld lieber bei der EZB parken.

Historische Entwicklung und aktuelle Sätze (Stand: 20. November 2025)

Die Einlagefazilität war lange Zeit bei 0%, wurde jedoch in der Niedrigzinsphase ab 2014 negativ:

  • Juni 2014: −0,10%
  • September 2019: −0,50%
  • Juli 2022: Ende der Negativzinsen (wieder auf 0%)
  • September 2024: 3,25%
  • Juni 2025: 2,75%
  • Oktober 2025: 2,50% (nach der letzten EZB-Sitzung)

Aktuell (November 2025) liegt die Einlagefazilität bei 2,50%, der Hauptrefinanzierungssatz bei 2,65% und der Spitzenrefinanzierungssatz bei 2,90%. Der Korridor ist damit asymmetrisch und nur 40 Basispunkte breit (früher meist 100 Basispunkte).

Bedeutung für Tagesgeld- und Festgeldzinsen

Die Einlagefazilität hat direkten Einfluss auf die Zinsen, die Privatkunden für Tagesgeld und kurzfristige Festgelder erhalten:

  • Sinkt die Einlagefazilität → Banken bekommen weniger für überschüssiges Geld → Tagesgeldzinsen fallen.
  • Steigt die Einlagefazilität → Banken können überschüssige Liquidität gewinnbringend bei der EZB anlegen → Konkurrenzdruck führt zu höheren Tagesgeldangeboten für Privatkunden.

Besonders in 2023 und 2024 stiegen die besten Tagesgeldzinsen zeitgleich mit der Einlagefazilität auf über 4%, weil viele Banken (vor allem ausländische Anbieter über Plattformen wie WeltSparen oder Raisin) um Einlagen konkurrierten, statt ihr Geld bei der EZB zu 4,00% (damaliger Höchststand) zu parken.

Unterschied zur Federal Funds Rate und anderen Zentralbanken

Im Gegensatz zur US-Notenbank Fed, die nur einen Zielkorridor hat und überschüssige Liquidität über „Interest on Excess Reserves“ (IOER) verzinst, ist die Einlagefazilität der EZB eine echte Fazilität mit unbegrenztem Volumen und festem Zinssatz. Sie ist damit das effektivste Instrument der EZB, um den unteren Zinsboden zu kontrollieren.

Auswirkungen auf Anleihen, Aktien und Immobilien

Eine hohe Einlagefazilität wirkt wie eine implizite Straffung der Geldpolitik:

  • Kurzfristige Anleihenrenditen steigen mit.
  • Aktien (vor allem Wachstumswerte) leiden unter höheren risikolosen Zinsen.
  • Immobilienfinanzierungen werden teurer, da sich Bauzinsen oft am Geldmarkt orientieren.

boerse.de-Schlussfolgerung

Die Einlagefazilität ist der wichtigste kurzfristige Leitzins der EZB und bildet die untere Begrenzung des Geldmarktzinses. Sie bestimmt maßgeblich, wie attraktiv Tages- und Festgeldanlagen für Privatanleger sind und wie teuer sich Banken untereinander Geld leihen. Wer die Entwicklung der Einlagefazilität beobachtet, versteht schnell, warum die besten Tagesgeldzinsen steigen oder fallen – und kann rechtzeitig umschichten, bevor die EZB den nächsten Zinsschritt bekanntgibt. In der aktuellen Phase sinkender Leitzinsen (Stand November 2025 bei 2,50%) lohnt es sich besonders, noch bestehende hohe Festgeldzinsen längerfristig zu sichern.



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