Der Firmenwert, auch als Goodwill bezeichnet, repräsentiert den immateriellen Wert eines Unternehmens, der über den bilanzierten materiellen Vermögenswerten hinausgeht. Er entsteht beispielsweise durch starke Marken, ein etabliertes Kundenportfolio, ein funktionierendes Management, geistiges Eigentum oder langfristige Verträge. Der Firmenwert spielt insbesondere bei Unternehmensübernahmen, Fusionen und Bewertungen eine zentrale Rolle und zeigt, wie viel ein Käufer bereit ist, über den Substanzwert eines Unternehmens hinaus zu zahlen.
Der Firmenwert wird häufig bei Akquisitionen berechnet und ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Kaufpreis eines Unternehmens und dem Buchwert seiner materiellen Vermögenswerte abzüglich Schulden:
Firmenwert = Kaufpreis − (materielle Vermögenswerte − Schulden)
Beispiel: Ein Unternehmen wird für 500 Mio.€ übernommen. Die materiellen Vermögenswerte betragen 350 Mio.€ und die Verbindlichkeiten 50 Mio.€. Der Firmenwert beträgt somit 500 Mio.€ − (350 Mio.€ − 50 Mio.€) = 200 Mio.€.
Der Firmenwert ist ein wichtiger Indikator für den immateriellen Wert eines Unternehmens. Er zeigt, wie stark ein Unternehmen über seine greifbaren Vermögenswerte hinaus geschätzt wird. Ein hoher Firmenwert deutet oft auf starke Markenbekanntheit, treue Kunden, Innovationskraft oder ein qualifiziertes Management hin. Unternehmen mit einem hohen Firmenwert können leichter Investoren gewinnen, bessere Kreditkonditionen erhalten und sich am Markt behaupten.
In der Bilanz wird der Firmenwert als immaterieller Vermögenswert ausgewiesen. Er wird nicht planmäßig abgeschrieben, sondern regelmäßig auf Werthaltigkeit überprüft, ein Verfahren, das als Impairment-Test bezeichnet wird. Sinkt der erwartete Nutzen aus dem Firmenwert, muss eine außerplanmäßige Abschreibung vorgenommen werden, was den Jahresüberschuss reduziert.
Die Bewertung des Firmenwerts ist besonders relevant bei der Analyse von Konzernen wie der Siemens-Aktie, die durch zahlreiche Akquisitionen und Beteiligungen geprägt sind. Ein hoher Firmenwert kann hier auf wertvolle Übernahmen, Patente oder technologisches Know-how hinweisen, während ein sinkender Firmenwert auf Wertverluste oder gescheiterte Integrationen hindeuten kann.
Ein praktisches Beispiel ist die Übernahme eines Technologiekonzerns durch Siemens. Der gezahlte Kaufpreis lag deutlich über den materiellen Vermögenswerten, sodass ein signifikanter Firmenwert in der Bilanz entstand. Analysten prüfen anschließend, ob der Firmenwert gerechtfertigt ist, indem sie den zukünftigen Nutzen der Akquisition analysieren. Bei erfolgreichen Integrationen steigert der Firmenwert den Unternehmenswert, bei Fehlentwicklungen kann er zu Abschreibungen und Gewinnbelastungen führen.
Der Firmenwert ist ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensbewertung, der den immateriellen Wert über die materiellen Vermögenswerte hinaus abbildet. Für Anleger liefert er wichtige Hinweise auf die Marktposition, Innovationskraft und Akquisitionsstrategie eines Unternehmens. Eine sorgfältige Analyse des Firmenwerts, insbesondere im Zusammenhang mit Impairment-Tests, hilft, Chancen und Risiken realistisch einzuschätzen und fundierte Anlageentscheidungen zu treffen.