Gamma ist eine zentrale Kennzahl im Bereich der Optionen und Derivate und gehört zu den sogenannten „Greeks“. Es beschreibt die Sensitivität des Delta eines Optionsscheins oder einer Option in Bezug auf Veränderungen des Kurses des Basiswertes. Während das Delta angibt, um wie viel sich der Preis eines Optionsscheins verändert, wenn der Basiswert um eine Einheit steigt, misst Gamma, wie stark sich dieses Delta selbst verändert. Gamma liefert somit eine zweite Ableitung und ist entscheidend für das Risikomanagement von Optionspositionen.
Gamma wird mathematisch als die erste Ableitung des Delta in Bezug auf den Basiswert definiert. Ein hohes Gamma zeigt an, dass das Delta stark auf Kursbewegungen des Basiswerts reagiert, während ein niedriges Gamma auf eine geringe Veränderung des Delta hinweist. Die Berechnung erfolgt über komplexe Modelle wie das Black-Scholes-Modell, das insbesondere bei europäischen Optionen Anwendung findet.
Beispiel: Ein Call-Optionsschein auf die Siemens-Aktie hat ein Delta von 0,5 und ein Gamma von 0,1. Steigt der Aktienkurs um 1€, erhöht sich das Delta auf 0,6. Das bedeutet, dass der Optionsschein künftig empfindlicher auf weitere Kursbewegungen reagiert. Für Trader ist dies ein wichtiges Signal, um Positionen dynamisch anzupassen.
Gamma ist vor allem für aktive Trader und professionelle Investoren von Bedeutung. Optionen, deren Strike-Preis nahe am aktuellen Kurs des Basiswerts liegt, weisen typischerweise ein hohes Gamma auf. Optionen weit entfernt vom Strike-Preis haben ein geringeres Gamma und reagieren weniger stark auf Kursänderungen. Ein hohes Gamma signalisiert sowohl Chancen auf schnelle Gewinne als auch ein erhöhtes Risiko, da kleine Kursänderungen des Basiswerts überproportional auf den Optionspreis wirken.
Trader, die „Delta-neutral“ arbeiten, nutzen Gamma, um das Portfolio regelmäßig anzupassen. Delta-Neutral-Strategien zielen darauf ab, dass kleine Kursbewegungen des Basiswerts keinen Einfluss auf den Gesamtwert des Portfolios haben. Durch die Beobachtung des Gamma-Faktors können Trader die Neutralität erhalten und das Risiko steuern.
Gamma ist Teil der sogenannten Greeks, zu denen Delta, Vega, Theta und Rho gehören. Während Delta die unmittelbare Preisempfindlichkeit angibt, beschreibt Gamma die Veränderung dieses Delta. Vega misst die Sensitivität gegenüber Volatilitätsänderungen, Theta den Zeitwertverlust einer Option und Rho die Abhängigkeit vom Zinssatz. Zusammen ermöglichen diese Kennzahlen eine umfassende Analyse und Bewertung von Optionen, wodurch Risiken besser kontrolliert und Chancen gezielt genutzt werden können.
In der Praxis dient Gamma der Risikosteuerung und der Strategieoptimierung. Ein hohes Gamma erfordert häufige Anpassungen der Delta-Positionen, insbesondere in volatilen Märkten. Gleichzeitig eröffnet es Chancen auf schnelle Gewinne, da kleine Bewegungen des Basiswerts überproportional auf den Optionsschein wirken. Institutionelle Anleger setzen Gamma gezielt ein, um komplexe Optionsportfolios zu optimieren und Absicherungsstrategien zu entwickeln.
Gamma ist eine zentrale Kennzahl im Optionshandel, die die Veränderung des Delta in Bezug auf den Basiswert beschreibt. Sie ermöglicht eine präzisere Einschätzung der Preisbewegungen von Optionen und hilft Anlegern und Tradern, Risiken zu steuern und Chancen zu nutzen. In Kombination mit den anderen Greeks ist Gamma unverzichtbar für professionelles Risikomanagement im Derivatehandel und für fundierte Handelsentscheidungen.