Gamma-Faktor

Was ist der Gamma-Faktor?

Der Gamma-Faktor ist eine Kennzahl aus der Finanzwelt, speziell aus dem Bereich der Optionen und Derivate. Er beschreibt die Sensitivität des Delta eines Optionsscheins oder einer Option in Bezug auf Veränderungen des Preises des Basiswerts. Das Delta gibt an, um wie viel sich der Preis eines Optionsscheins verändert, wenn der Kurs des Basiswerts um eine Einheit steigt. Gamma misst nun, wie stark dieses Delta selbst auf Kursänderungen reagiert. Damit ist der Gamma-Faktor ein „zweiter Ableitungswert“ und ein zentraler Bestandteil des sogenannten „Greeks“-Systems in der Optionsbewertung.

Definition und Berechnung

Mathematisch wird Gamma als die erste Ableitung des Delta in Bezug auf den Kurs des Basiswerts definiert. Ein hohes Gamma zeigt an, dass das Delta stark auf Kursbewegungen des Basiswerts reagiert, während ein niedriges Gamma auf eine geringe Änderung des Delta hinweist. Das Gamma ist besonders wichtig für Trader, die Optionen aktiv handeln, da es hilft, das Risiko dynamisch zu steuern und die Preisbewegungen von Optionen genauer einzuschätzen.

Beispiel: Angenommen, ein Call-Optionsschein auf die Siemens-Aktie hat ein Delta von 0,5 und ein Gamma von 0,1. Steigt der Kurs der Aktie um 1€, erhöht sich das Delta auf 0,6, was bedeutet, dass der Optionsschein empfindlicher auf weitere Kursänderungen reagiert.

Bedeutung für Anleger und Trader

Der Gamma-Faktor ist ein entscheidendes Werkzeug für professionelles Risikomanagement im Optionshandel. Ein hohes Gamma bedeutet, dass das Delta stark schwankt, was sowohl Chancen als auch Risiken erhöht. Optionen, deren Strike-Preis nahe am aktuellen Kurs des Basiswerts liegt, weisen typischerweise ein hohes Gamma auf. Weiter entfernte Optionen haben ein niedrigeres Gamma und reagieren weniger stark auf Kursänderungen.

Für Händler, die „Delta-neutral“ arbeiten möchten, ist das Gamma besonders relevant. Delta-Neutral-Strategien zielen darauf ab, das Portfolio so abzusichern, dass kleine Kursbewegungen des Basiswerts keinen Einfluss auf den Gesamtwert haben. Durch die Beobachtung des Gamma-Faktors können Trader ihre Positionen regelmäßig anpassen, um die Neutralität beizubehalten und Risiken zu steuern.

Zusammenhang mit anderen Kennzahlen (Greeks)

Gamma gehört zusammen mit Delta, Vega, Theta und Rho zu den sogenannten „Greeks“, die zur Analyse von Optionen dienen. Während Delta die unmittelbare Preisempfindlichkeit angibt, beschreibt Gamma die Änderung des Delta. Vega misst die Sensitivität gegenüber Volatilitätsänderungen, Theta den Zeitwertverlust und Rho die Abhängigkeit von Zinsänderungen. Zusammen ermöglichen diese Kennzahlen ein umfassendes Risikoprofil für Optionen.

Praktische Anwendung

Trader nutzen den Gamma-Faktor, um das Risiko von Optionsportfolios gezielt zu steuern. Ein hohes Gamma erfordert häufigere Anpassungen der Delta-Positionen, insbesondere in volatilen Märkten. Gleichzeitig bieten Optionen mit hohem Gamma Chancen auf schnelle Gewinne, da kleine Kursbewegungen des Basiswerts eine überproportionale Wirkung auf den Optionspreis haben. Daher ist das Verständnis von Gamma sowohl für aktive Trader als auch für institutionelle Anleger, die komplexe Optionsstrategien einsetzen, unerlässlich.

boerse.de-Schlussfolgerung

Der Gamma-Faktor ist eine zentrale Kennzahl im Optionshandel, die die Sensitivität des Delta eines Optionsscheins beschreibt. Er hilft Anlegern, die Preisbewegungen von Optionen genauer einzuschätzen und das Risiko im Portfolio zu steuern. Ein gutes Verständnis von Gamma ermöglicht es, Chancen zu nutzen und Verluste zu minimieren, insbesondere bei dynamischen Marktbedingungen. In Kombination mit den anderen Greeks ist der Gamma-Faktor ein unverzichtbares Instrument für professionelles Risikomanagement im Derivatehandel.



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