Nachbörslicher Handel

Was ist nachbörslicher Handel?

Der nachbörsliche Handel bezeichnet den Handel mit Wertpapieren außerhalb der regulären Börsenöffnungszeiten. Dieser Handel findet auf elektronischen Plattformen statt und ermöglicht es Anlegern, Aktien, ETFs oder andere Finanzinstrumente bereits vor Börseneröffnung oder nach Börsenschluss zu kaufen oder zu verkaufen. Besonders aktive Marktteilnehmer nutzen den nachbörslichen Handel, um schnell auf Unternehmensmeldungen, Quartalszahlen oder wirtschaftliche Ereignisse zu reagieren.

Definition und Hintergrund

Traditionelle Börsenplätze wie Xetra, die New York Stock Exchange oder die Nasdaq haben feste Handelszeiten. Da jedoch viele kursrelevante Informationen erst nach Handelsschluss veröffentlicht werden, hat sich der nachbörsliche Handel als Ergänzung etabliert. Er wird vor allem durch elektronische Handelssysteme und multilaterale Handelssysteme (MTFs) ermöglicht, die unabhängig von den offiziellen Börsenzeiten Transaktionen durchführen.

Wie funktioniert der nachbörsliche Handel?

Der Ablauf des nachbörslichen Handels unterscheidet sich nur geringfügig vom regulären Handel, jedoch gelten besondere Bedingungen:

  • Elektronische Plattformen: Der Handel findet über spezialisierte Systeme wie Lang & Schwarz oder Tradegate statt.
  • Geringere Liquidität: Da weniger Marktteilnehmer aktiv sind, können geringere Umsätze zu stärkeren Preisschwankungen führen.
  • Breitere Spreads: Die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs kann deutlich größer sein.
  • Schnelle Reaktionen: Anleger können unmittelbar auf wichtige Meldungen reagieren, etwa Unternehmenszahlen oder Zinsentscheidungen.

Beispiel: Veröffentlicht ein US-Technologiekonzern wie Apple nach Börsenschluss seine Quartalszahlen, reagieren viele Anleger direkt im nachbörslichen Handel auf die neuen Informationen.

Vorteile des nachbörslichen Handels

Der nachbörsliche Handel bietet Anlegern mehrere Chancen, insbesondere bei zeitkritischen Entwicklungen:

  • Reaktionsgeschwindigkeit: Nachrichten können sofort eingepreist werden, lange bevor der reguläre Handel öffnet.
  • Flexibilität: Berufstätige Anleger profitieren von erweiterten Handelszeiten.
  • Erweiterte Möglichkeiten: Strategien wie das Traden von Earnings-Reaktionen sind nur durch verlängerte Handelszeiten möglich.

Nachteile und Risiken

Trotz der Vorteile birgt der nachbörsliche Handel auch bedeutende Risiken:

  • Niedrige Liquidität: Weniger Teilnehmer führen zu unberechenbaren Kursbewegungen.
  • Hohe Spreads: Transaktionen können zu schlechteren Konditionen ausgeführt werden.
  • Volatile Kurse: Besondere Ereignisse können starke Ausschläge verursachen, die nicht repräsentativ für den nächsten Handelstag sind.

Viele Anleger beobachten daher nachbörsliche Kurse lediglich, ohne sofort aktiv zu handeln, um Fehlinterpretationen oder Fehlausführungen zu vermeiden.

Beispiele für den nachbörslichen Handel

Beispiel 1: In den USA veröffentlichen viele Unternehmen ihre Quartalszahlen nach Handelsschluss. Die Kurse reagieren oft sofort im nachbörslichen Handel, während der reguläre Markt diese Bewegung erst am nächsten Tag nachvollzieht.

Beispiel 2: Zinsentscheidungen der US-Notenbank (Fed) finden häufig nach europäischem Börsenschluss statt. Die Auswirkungen auf Indizes und Währungen sind meist zuerst im nachbörslichen Handel sichtbar.

Abgrenzung zum vorbörslichen Handel

Der nachbörsliche Handel umfasst ausschließlich Transaktionen nach Ende des regulären Börsentages. Der vorbörsliche Handel hingegen findet vor Öffnung der Börsen statt. Beide Phasen gehören zusammen zu den erweiterten Handelszeiten und besitzen ähnliche Chancen und Risiken.

boerse.de-Schlussfolgerung

Der nachbörsliche Handel erweitert die Flexibilität und Reaktionsmöglichkeiten der Anleger, da sich wichtige Nachrichten oft außerhalb der Börsenzeiten ereignen. Allerdings erfordert er aufgrund geringerer Liquidität und höherer Volatilität besondere Vorsicht und Erfahrung. Wer Chancen und Risiken versteht, kann den nachbörslichen Handel gezielt als Ergänzung zum regulären Börsenhandel nutzen.



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