Die Nachbörse bezeichnet den Handel mit Wertpapieren, der nach dem offiziellen Börsenschluss stattfindet. Während auf den regulären Präsenz- oder elektronischen Börsen – wie etwa Xetra – feste Handelszeiten gelten, ermöglicht die Nachbörse Anlegerinnen und Anlegern, auch am Abend oder in den späten Nachmittagsstunden weiter aktiv zu handeln. Dieser Handel wird überwiegend über elektronische Plattformen, Market Maker oder spezialisierte Handelssysteme organisiert und gilt als zentraler Bestandteil des modernen Börsenumfelds, da er auf kurzfristige Nachrichten, Unternehmenszahlen oder makroökonomische Entwicklungen eine unmittelbare Reaktionsmöglichkeit bietet.
Da die offiziellen Börsenplätze geschlossen sind, findet die Kursbildung in der Nachbörse nicht durch ein zentrales elektronisches Orderbuch statt, sondern durch Market Maker bzw. Handelsplattformen, die eigene An- und Verkaufskurse stellen. Diese Kurse können teilweise deutlich von den Schlusskursen des regulären Handels abweichen, da die Liquidität geringer ist und bereits kleine Orders größere Kursbewegungen auslösen können.
Ein Beispiel: Veröffentlicht ein Unternehmen wie Apple nach Börsenschluss seine Quartalszahlen, kann der Aktienkurs unmittelbar nachbörslich stark reagieren – oft deutlich bevor der reguläre Handel am nächsten Tag beginnt. Dadurch entsteht ein Zeitvorteil für Anlegerinnen und Anleger, die schnell auf neue Informationen reagieren wollen.
So attraktiv die Nachbörse in bestimmten Situationen auch erscheinen mag, birgt sie gleichzeitig erhöhte Risiken. Das größte Risiko ergibt sich aus der geringen Liquidität. Da weniger Marktteilnehmer aktiv sind, steigen die Spreads – also die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs – oftmals deutlich an. Dadurch können Kauforders teurer werden als im regulären Handel, und Verkaufsorders erzielen unter Umständen schlechtere Preise.
Zudem sind die Kursbewegungen in der Nachbörse häufig extrem volatil. Schon kleine Ordervolumina können starke Ausschläge erzeugen. Für unerfahrene Anleger ist das Risiko, zu ungünstigen Kursen zu handeln, hier deutlich größer.
Ein klassisches Beispiel für starke Kursbewegungen in der Nachbörse sind die US-Earnings-Saisons. Viele große Technologiekonzerne veröffentlichen ihre Quartalszahlen erst nach Handelsschluss an der Wall Street. Dadurch entstehen häufig kräftige Kursreaktionen, die erst am nächsten Tag in den regulären Handel einfließen.
Auch makroökonomische Ereignisse – etwa unerwartete Zinsentscheidungen oder geopolitische Entwicklungen – können den nachbörslichen Handel beeinflussen. So kommt es immer wieder vor, dass Indizes wie Nasdaq 100 oder S&P 500 in den Futures-Märkten bereits deutlich ausschlagen, bevor der klassische Börsenhandel wieder öffnet. Diese Entwicklungen spiegeln sich dann oft in den Kursen der nachbörslich gehandelten Einzelaktien wider.
Die Nachbörse ist ein bedeutender Bestandteil des modernen Wertpapierhandels und bietet Anlegerinnen und Anlegern wichtige zusätzliche Möglichkeiten, auf aktuelle Ereignisse zu reagieren. Gleichzeitig ist sie aufgrund ihrer geringeren Liquidität und höheren Schwankungen anspruchsvoller und risikoreicher als der reguläre Handel. Wer in der Nachbörse aktiv wird, sollte daher die Funktionsweise genau kennen, Spreads sorgfältig beobachten und sich der potenziellen Chancen wie auch Risiken bewusst sein. Für informierte Anleger stellt die Nachbörse eine wertvolle Ergänzung zu den regulären Handelszeiten dar – insbesondere dann, wenn wichtige Unternehmensnachrichten oder politische Ereignisse außerhalb der üblichen Handelszeiten veröffentlicht werden.