Retracement

Was ist ein Retracement?

Ein Retracement bezeichnet in der technischen Analyse eine temporäre Kurskorrektur innerhalb eines bestehenden Trends. Es beschreibt also eine Gegenbewegung des Preises, die innerhalb eines übergeordneten Auf- oder Abwärtstrends stattfindet. Retracements sind ein zentrales Werkzeug vieler Trader und Analysten, um potenzielle Einstiegs- oder Ausstiegspunkte im Markt zu identifizieren und die Stärke eines Trends besser einschätzen zu können.

Bedeutung und Grundprinzip

Im Kern steht ein Retracement für eine natürliche Marktbewegung. Kein Kurs verläuft linear – auch in stabilen Trends kommt es regelmäßig zu kleineren Rücksetzern oder Erholungen. Diese Bewegungen sind Teil eines gesunden Marktverlaufs, da sie helfen, überkaufte oder überverkaufte Situationen zu korrigieren. Trader nutzen Retracements, um abzuschätzen, bis zu welchem Punkt ein Kurs wahrscheinlich zurückläuft, bevor der ursprüngliche Trend fortgesetzt wird.

Ein Beispiel: Steigt der Kurs der Siemens-Aktie stark an, kann ein Retracement in Form eines kurzfristigen Rückgangs auftreten, bevor der Aufwärtstrend weitergeht. Ein solcher Rücksetzer kann für Anleger, die den ersten Trendanstieg verpasst haben, eine günstige Einstiegsmöglichkeit bieten.

Retracements in der Praxis – Die Fibonacci-Methode

Eine der bekanntesten Methoden zur Bestimmung von Retracement-Niveaus ist das sogenannte Fibonacci-Retracement. Diese Technik basiert auf den mathematischen Verhältnissen der Fibonacci-Zahlenreihe. In der Chartanalyse werden bestimmte prozentuale Niveaus berechnet, die typischerweise bei 23,6 %, 38,2 %, 50 %, 61,8 % und 78,6 % liegen. Diese Marken werden im Chart eingezeichnet, um mögliche Unterstützungs- und Widerstandsbereiche zu erkennen.

Beispiel: Wenn ein Aktienkurs von 100 auf 150 Euro steigt, könnten potenzielle Retracement-Zonen bei 138,2 Euro (23,6 %), 130 Euro (38,2 %) oder 125 Euro (50 %) liegen. Trader beobachten, ob der Kurs an diesen Niveaus abprallt und den Trend fortsetzt – oder ob eine tiefere Korrektur droht.

Unterschied zwischen Retracement und Trendwende

Ein Retracement ist keine Trendwende. Während eine Trendwende einen grundlegenden Wechsel der Marktbewegung anzeigt – also beispielsweise von einem Aufwärts- in einen Abwärtstrend –, stellt ein Retracement nur eine zeitweilige Pause oder Korrektur innerhalb des Trends dar. Eine häufige Herausforderung für Anleger besteht darin, beide Phänomene zu unterscheiden. Oftmals zeigt sich erst im Nachhinein, ob es sich um ein bloßes Retracement oder eine tatsächliche Trendwende gehandelt hat.

Retracement im Trading

Trader nutzen Retracements vor allem, um Handelsstrategien zu planen. Häufig wird der Rücksetzer als Gelegenheit gesehen, in Trendrichtung einzusteigen („Buy the dip“ im Aufwärtstrend oder „Sell the rally“ im Abwärtstrend). Die Bestimmung relevanter Retracement-Niveaus hilft dabei, Stop-Loss-Orders und Gewinnziele zu setzen. Besonders in Kombination mit weiteren technischen Indikatoren wie dem Relative Strength Index (RSI) oder dem Moving Average kann ein Retracement wertvolle Hinweise auf mögliche Kursbewegungen liefern.

Beispiele aus der Praxis

Retracements finden sich in nahezu allen Anlageklassen – von Aktien über Devisen bis hin zu Rohstoffen. So zeigen beispielsweise starke Kursanstiege im Technologiesektor, wie etwa bei der Apple-Aktie, häufig kurzfristige Rücksetzer, die von Investoren gezielt zum (Nach-)Kauf genutzt werden. Ebenso kann im Rohstoffmarkt, etwa beim Goldpreis, ein Retracement auftreten, wenn Anleger Gewinne realisieren und neue Käufer auf tieferen Niveaus wieder einsteigen.

Psychologische Aspekte

Retracements spiegeln nicht nur technische, sondern auch psychologische Marktmechanismen wider. Viele Anleger neigen dazu, nach Kursanstiegen Gewinne mitzunehmen oder nach Rückgängen günstig einzusteigen. Diese kollektiven Reaktionen führen zu temporären Kursbewegungen, die als Retracement erkennbar werden. Das Verständnis dieser Dynamik hilft, Marktstimmungen besser einzuordnen und fundiertere Handelsentscheidungen zu treffen.

boerse.de-Schlussfolgerung

Ein Retracement ist ein unverzichtbares Konzept in der technischen Analyse und bietet Anlegern wertvolle Orientierung in einem volatilen Marktumfeld. Es hilft, Korrekturbewegungen von echten Trendwechseln zu unterscheiden und unterstützt eine disziplinierte Handelsstrategie. Besonders in Kombination mit Fibonacci-Niveaus und weiteren Indikatoren liefert die Beobachtung von Retracements entscheidende Hinweise auf potenzielle Einstiegs- oder Ausstiegspunkte. Für Anleger, die langfristig erfolgreich am Markt agieren möchten, ist das Verständnis und die Anwendung des Retracement-Konzepts daher von zentraler Bedeutung.



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