„Blasen sehen anders aus – Aktienmärkte durchlaufen eine völlig normale technische Korrektur!“

Montag, 26.02.18 15:13

Interview mit Thomas Müller, Herausgeber boerse.de-Aktienbrief

boerse.de: Anfang Februar war in den Massenmedien von einem Börsen-Crash die Rede. Waren das Vorzeichen für das Platzen einer Blase an den Aktienmärkten?

Thomas Müller: An den Finanzmärkten ging es in den vergangenen Wochen heftig zur Sache, wobei aber strikt zwischen platzenden Blasen und technischen Korrekturen zu unterscheiden ist. Bekanntlich entwickeln sich immer wieder Preis- und damit Spekulationsblasen, die eines gemeinsam haben: Sie platzen. Bis zum Zusammenbruch sind die Verläufe sehr ähnlich, ganz egal ob es sich um die US-Häuserpreise (bis 2007), Internet-Klitschen (bis 2000) oder Tulpenzwiebeln handelt.



boerse.de: Wie kann es zu solchen irrationalen Entwicklungen kommen?

Thomas Müller: Wenn sich Blasen aufpumpen, steigen die Preise mit den Umsätzen immer schneller, und irgendwann entkoppelt sich die Preisfindung mehr und mehr von der Realität. Es strömt verstärkt „dummes Kapital“ in den immer heißer laufenden Markt, wobei diese unbedarften Käufer – die von der scheinbar automatischen Geldvermehrung angesogen werden – nach der „greater fool“-Theorie davon ausgehen, dass sich noch dümmere Anleger finden werden, die zu noch höheren Preisen kaufen. Irgendwann gibt es aber keine (potenziellen) Käufer mehr, worauf die Preise abstürzen und sich Reichtums-Träume in Luft auflösen. So geht es momentan Bitcoin-Anlegern, wobei der US-Ökonom Nouriel Roubini Bitcoins als größte Blase in der Geschichte der Menschheit bezeichnete.

boerse.de: 2017 starteten die US-amerikanischen Indizes eine historisch beispiellose Rekordjagd. Auch der Dax kletterte bis Anfang 2018 auf neue All-Time-Highs. Sind das Indizien für eine Übertreibung?

Thomas Müller: Niemand weiß, in welcher Phase sich die Aktienmärkte ohne die Kapitalfehlleitung in die mehr als 1000 Kryptowährungen, um die sich eine obskure Glücksritter-Industrie gebildet hat, heute befinden würden. Doch der Hype um Digitalwährungen zeigt, dass die Börsen noch Welten von einer Blase entfernt sind. Überlegen Sie selbst, mit wie vielen Menschen Sie in den vergangenen Monaten über Bitcoin & Co. gesprochen haben und mit wie vielen über die positiven Zukunftsaussichten der Börse... Natürlich kommt irgendwann wieder ein Aktien-Hype, aber erst auf einem deutlich höheren Kursniveau. Denn die Masse der potenziellen Käufer ist noch nicht an der Börse investiert, aber genau die braucht es für das Entstehen einer Blase am Aktienmarkt.

boerse.de: Von Crash-Propheten wird unter anderem das zurzeit verhältnismäßig hohe Bewertungsniveau von Aktien ins Treffen geführt. Sind Kurs-Gewinn-Verhältnisse von über 25, wie bspw. aktuell im Dow Jones, zu rechtfertigen?

Thomas Müller: Bitcoins haben einen inneren Wert von null, während der innere Wert von Aktien durch den Trend der Unternehmensgewinne bestimmt wird, wobei die Frage der „angemessenen“ Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGVs) wohl so alt ist wie die Börse selbst. Dabei unterliegen auch Aktienmarkt-KGVs Trends, die wiederum ein Resultat der Zinskonstellation sind. Wie Sie vielleicht wissen, prognostiziere ich seit Jahren weiter ansteigende KGVs. Denn je niedriger die Anleiherenditen, desto höhere Aktien-KGVs sind möglich, wie das Fed-Modell zeigt. So erlaubt eine Anleihenrendite von 6% ein KGV von 17, bei 5% sind es 20 und bei 3% eben 33.

boerse.de: Demnach haben die Aktienmärkte weiterhin Luft nach oben?

Thomas Müller: Für uns als Trendfolger spiegeln KGVs natürlich keine Rolle, doch der Blick auf die Aktienmarkt-KGVs lässt Kurspotenziale erahnen. Und das ist der Grund, weshalb Digitalwährungen gerade platzen, während die Aktienmärkte eine völlig normale technische Korrektur durchlaufen, die absehbar war.

boerse.de: So gesehen also ein guter Zeitpunkt für Aktienkäufe?

Thomas Müller: In meinem Editorial vom 18. Januar schrieb ich, dass der vorläufige Hochpunkt im Dow Jones in Sichtweite sein müsste (weil der Index damals 14% über dem GD200 notierte). Die Jahrestiefs sollten im Januar/Februar entstehen, sodass sich die Börsen eigentlich nach Plan entwickeln. Daher gilt es jetzt zu überlegen, welche Champions-Schnäppchen demnächst ins Depot gelegt werden sollten. Als Hilfestellung dafür kann hier kostenlos der neue Report „Dividenden-Champions“ sowie das Buch „Defensiv-Champions“ in der aktualisierten 7. Auflage angefordert werden. Denn unsere Favoriten sind garantiert blasenfrei …



boerse.de: Herr Müller, vielen Dank für das Gespräch!



P.S.: Thomas Müller ist seit 1987 Verleger, Gründer und Vorstand der TM Börsenverlag AG, Gründer und Geschäftsführer der boerse.de Finanzportal GmbH sowie Herausgeber vom boerse.de-Aktienbrief. Zudem ist Thomas Müller Initiator des boerse.de-Champions-Defensiv-Index (BCDI) und des BCDI-Aktienfonds (WKN: A2AQJY).






Alle Kolumnen erhalten Sie ganz bequem im Newsletter boerse.de-Aktien-Ausblick, Deutschlands großem Börsen-Newsletter mit mehr als 100.000 Lesern. Hier kostenfrei anfordern ...

Unsere Mission