Berkshire Hathaway hat im zweiten Quartal erneut erheblich die Apple-Position reduziert. Nachdem im ersten Vierteljahr bereits 13% der Anteile des Technologie-Champions verkauft worden waren, veräußerte die Investmentholding von Warren Buffett von den verbliebenen Anteilscheinen nun weitere 49%.
Anhand des Beispiels Coca-Cola hatte ich Ihnen gerade erst erläutert, dass die Lieblingshaltefrist der Investmentlegende „für immer“ ist. Die vor über 30 Jahren aufgebaute Position des Softdrinkherstellers wurde nie angefasst. Bedeutet daher der Verkauf der
Apple-Aktien, dass Buffett Zweifel am Unternehmen hat?
Apple bleibt trotz Verkäufen größte Position im Portfolio
Meiner Ansicht nach ist diese Sorge unbegründet. Auf der Hauptversammlung von
Berkshire Hathaway – also bereits nach der Veräußerung der ersten Charge – hatte Buffett klargestellt, dass Apple weiterhin die größte Position im Depot bleibe, solange keine außergewöhnlichen Umstände eintreten würden. Er erläuterte noch einmal, dass er kein Stockpicker sei, sondern sich an hervorragenden Unternehmen beteilige. Coca-Cola (macht derzeit 9% des Investmentportfolios von Champion Berkshire Hathaway aus) sei ein „wundervolles Geschäft“, American Express (12%) ebenso, und für Apple (30%) gelte diese Aussage noch einmal mehr.
Für mich klingen folgende Beweggründe für den Verkauf der Anteile am plausibelsten, wobei sicherlich mehrere Faktoren eine Rolle gespielt haben dürften:
Rebalancing als plausibler Grund für den Verkauf
Ein kurzer Rückblick für den Kontext: Berkshire Hathaway hatte die Position von etwa einer Milliarde Apple-Aktien von 2016 bis 2018 aufgebaut. Das entsprach zum Ende der Kaufphase einem Depotanteil in Höhe von etwa 28%. Splitbereinigt betrug der Kaufkurs ca. 35 US-Dollar je Anteilsschein. In den darauffolgenden Jahren wurden immer mal wieder Anteile veräußert und erworben, bis zum Jahresende machten ca. 905 Millionen Apple-Aktien 49% des Investmentportfolios von Berkshire Hathaway aus.
Buffett, für den größten Teil seines Investorenlebens dafür bekannt, Technologie-Werte zu meiden, war nun in dieser Branche deutlich übergewichtet. Mehr noch: Fast die Hälfte des Anlagevolumens steckte in einer einzigen Aktie. Ein solch hoher Anteil macht das Portfolio anfälliger für Risiken. Vor diesem Hintergrund ist die Reduktion auf nun 30% sehr nachvollziehbar, also einer Gewichtung, mit der Buffett von Beginn an einverstanden war. Apple ist damit immer noch die – mit deutlichem Abstand – größte Position.
Wir empfehlen Anlegern ebenfalls regelmäßiges Rebalancing, und natürlich sollte das Depot grundsätzlich diversifiziert sein. Orientieren können sich Anleger dabei an der Branchen-Gewichtung des boerse.de-Champions-Index (BCI). Mein Tipp: Im „Leitfaden für Ihr Vermögen “, den Sie
hier kostenlos und unverbindlich anfordern können, erhalten Sie dazu ausführliche Informationen.
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Gewinnmitnahmen und steuerliche Überlegungen
Apple-Aktien haben in den vergangenen Jahren erheblich an Wert gewonnen. Im Mittel verbuchten Anleger eine Rendite von 23,6% per annum bei einem Investment in den Technologie-Champion. Aus Sicht eines Value-Investors ist Apple nun sicherlich derzeit kein Schnäppchen. Ob Buffett jedoch eine deutliche Überbewertung gesehen hat und diese Gewinne mitnehmen wollte, fällt in den Bereich der Spekulation.
Möglicherweise haben auch steuerliche Betrachtungen eine Rolle gespielt, wie die Investmentlegende auf der diesjährigen Berkshire-Hauptversammlung angedeutet hatte: Seit Januar 2018 zahlen Kapitalgesellschaften in den USA auf Gewinne nur noch 21%, statt vorher 35%. Das könnte sich wieder ändern, denn US-Präsident Biden hat im Zuge des Haushaltsplans für das Jahr 2025 eine Erhöhung der
Kapitalertragssteuer vorgeschlagen, um das Haushaltsdefizit auszugleichen.
Cash-Reserven von Berkshire Hathaway wachsen
Berkshire Hathaways Barreserven sind mittlerweile auf 277 Milliarden Dollar gewachsen, geparkt sind diese Mittel zum größten Teil in US-Staatsanleihen. Auf der Hauptversammlung hatte Buffett erklärt, dass es ihm unter den aktuellen Bedingungen nichts ausmache, die Liquidität zu erhöhen. Er betrachtet dies als eine attraktive Alternative im Vergleich zu den verfügbaren Optionen auf den Aktienmärkten. Hier spielt auch die Größe der Holding eine Rolle, was es zunehmend schwierig macht, auch in Zukunft überdurchschnittliche Renditen zu erwirtschaften. Laut Buffett gibt es nur noch eine Handvoll Unternehmen in den USA, die bei einer Übernahme zu einem entscheidenden Performance-Gewinn beitragen könnten. Dieses Problem haben Sie als Privatanleger nicht, Ihnen steht das gesamte Investmentuniversum offen – wobei Sie sich natürlich auf Qualitätswerte konzentrieren sollten.
Insgesamt repräsentiert die Cash-Position 25% der Assets von Berkshire Hathaway. Bei der Analyse der Entwicklung der Barreserven in der Vergangenheit lässt sich feststellen, dass Warren Buffett bei Kurseinbrüchen stets eine gut gefüllte Kasse hatte, um dann zum Schnäppchenkurs zuzuschlagen. Er weiß: jeder Crash ist ein Geschenk. Auch wir raten, Barmittel für solche Zwecke aufzubauen. Eine vernünftige Asset-Allocation könnte beispielsweise aus 50% Börsenanteil, 30% Gold und 20% (Crash-)Cash bestehen. Detaillierte Informationen zu diesem Thema (und vielen weiteren Themen) finden Sie im „
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Auf gute Investments!
Ihre
Katja Zacharias
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