Gold und Silber – Auf die edlen Alternativen setzen!

Montag, 08.11.10 16:00

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

Gold, Silber oder Seltene Erden? In den vergangenen Tagen konnte sich der interessierte Anleger auf diversen Veranstaltungen besonders intensiv informieren, so auf der Rohstoffmesse in Frankfurt und gleich anschließend auf der Edelmetall- und Rohstoffmesse in München. Es war viel los in der bayerischen Landeshauptstadt, wo sich nicht nur zahlreiche Explorationsunternehmen und Produzenten – meist aus Amerika – präsentierten, sondern wo man auch seine wertinstabilen Euros gleich in edelstes Metall eintauschen konnte. Barren und Münzen gingen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Interessant aber nicht zuletzt die Diskussionsbeiträge, in denen Experten für die nötige Stimmung zugunsten der wieder entdeckten Anlageklasse sorgten. Starke Unterstützung fanden nicht nur Gold und Silber, bei denen längst ein Meinungsstreit nach dem Motto „Wer hat noch das größte Preissteigerungspotenzial?“ eingesetzt hat, sondern auch Kupfer und seltene Metalle. Dass prominente Auguren aus USA für Gold beispielsweise ein Niveau von jenseits 5000 Dollar je Feinunze (derzeit rund 1400 Dollar) ankündigen, wird von Skeptikern mittlerweile nicht mehr mit ungläubigem Lachen quittiert. Und Silber, so hörte man, müsste sich in den kommenden Jahren mindestens noch verdrei- bis vervierfachen.

Aber sind wir Deutsche nicht schon längst ein Volk der Gold- statt Geld-Sparer? Eine positive Antwort nur auf den ersten Blick. Genaueres liefert eine neuartige Studie, die vergangene Woche von der Berliner Steinbeis-Hochschule veröffentlicht wurde. Der physische Goldbesitz der deutschen Bevölkerung beträgt demnach 235 Milliarden Euro. Dies entspricht 7500 Tonnen Gold und damit einem Würfel von etwa 7 mal 7 Metern. Das Gold zu Anlagezwecken nimmt einen relativ hohen Teil an den weltweiten Goldinvestments ein. Der Anteil des Goldschmucks ist im Gegensatz dazu vergleichsweise gering. Statistisch betrachtet besitzt jeder Deutsche 111 Gramm Gold. Das entspricht einem Gegenwert von rund 3500 Euro. Davon entfallen 52 Gramm auf Schmuck und 58 Gramm auf physische Goldanlagen. Der Goldbesitz ist allerdings ungleich in der Bevölkerung verteilt. Sowohl der Anteil der Goldbesitzer als auch die gehaltene Goldmenge wächst mit steigendem Einkommen bzw. Vermögen an. Für Gold spricht, dass mehr als die Hälfte der Befragten mit einer weiterhin steigenden Attraktivität von Goldinvestments rechnet.

Noch ein paar Zahlen aus dieser erstmaligen Untersuchung: Die insgesamt bislang weltweit geförderte Goldmenge liegt bei knapp 163.000 Tonnen. Die gesamte von der deutschen Bevölkerung gehaltene Goldmenge, in Form von Schmuck und physischen Anlagen (wie beispielsweise Barren oder Münzen), beläuft sich auf circa 7500 Tonnen. Dies entspricht einem Gegenwert von circa 235 Milliarden Euro bzw. 5 Prozent an der weltweiten Goldfördermenge. Ein interessanter Aspekt ist, dass die von der Bevölkerung gehaltene Goldmenge den Goldbesitz der Bundesbank, die im Besitz von knapp 3500 Tonnen Gold ist, um mehr als das Doppelte übersteigt.

Allerdings haben nicht alle deutschen Bürger in der Vergangenheit Gold erworben oder ererbt. Mit 63 Prozent besitzt über die Hälfte der Privatpersonen Goldschmuck. Physische Anlagen besitzt dagegen nur jeder Vierte, was aber immerhin 18 Millionen Bundesbürgern entspricht. Etwa 58 Prozent der Studienteilnehmer gehen von einer steigenden Attraktivität von Goldinvestitionen aus. Auch die Bereitschaft zukünftig Gold zu erwerben ist, bezogen auf die aktuelle Verbreitung von Goldanlagen in der Bevölkerung, positiv. Dazu eine Hochrechnung: Bei einem Anstieg des zu Anlagezwecken gehaltenen Goldbesitzes aus Gründen der Diversifikation auf 10 Prozent des Geldvermögens, würde dies einer Zunahme um circa 10.600 Tonnen bzw. 330 Milliarden Euro entsprechen.

Was anfänglich wie viel aussieht und tatsächlich auch einen preisbedingt hohen Wert repräsentiert, erweist sich bei näherem Hinsehen und unter Einbeziehung z.B. von geerbtem Schmuck als eher bescheidene Menge. Daraus und aus der Einstellung der befragten Bundesbürger kann man die Schlussfolgerung ziehen, dass ein anhaltend fester Preistrend der Edelmetalle durch weiter zunehmende Anlagekäufe seitens der privaten Anleger unterstützt würde – Käufe nicht nur durch Inder und Chinesen, sondern eben auch durch Privatanleger aus den alten Industrienationen. Droht damit dem edlen Metall ebenfalls eine Blase als Folge weltweiter Unsicherheit durch Staatsverschuldung, Notenbank-Geldproduktion und Inflationsangst? Das zeichnet sich (noch) nicht ab. Deshalb neige ich zur Empfehlung, Edelmetalle im Depot ähnlich hoch zu gewichten wie Aktien. Gefährlich wird es vermutlich erst dann, wenn die Preiskurven außerordentlich steil nach oben schießen sollten. Umgekehrt dürfte es herbe Preisrückschläge geben, falls sich die Finanzwelt überraschend entspannt und die Geldsorgen verfliegen. Aber auch das ist (noch) nicht in Sicht.

Machen Sie weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr

Hermann Kutzer

 

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