
Unternehmen wie Börsen-Shootingstar Beyond Meat, die vegane oder vegetarische Produkte anbieten, profitieren vom herrschenden Zeitgeist: eine fleischlose und damit verantwortungsbewusste Ernährung liegt im Trend. Während bis vor ein paar Jahrzehnten Vegetarier und Veganer noch zur “Öko”-Randgruppe zählten, ist (überwiegender) Fleischverzicht mittlerweile “hip” und findet immer mehr begeisterte Anhänger. Laut Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung gaben 1983 nur rund 0,6 Prozent der deutschen Bevölkerung an, vegetarisch zu leben. Heute macht die Anzahl der Konsumenten, die aus unterschiedlichen, hauptsächlich ethischen, Beweggründen auf Lebensmittel mit tierischen Bestandteilen verzichten, knapp zehn Prozent unserer Bevölkerung aus. Wobei die “Dunkelziffer” derer, die ihren Fleischkonsum in den vergangenen Jahren deutlich reduziert haben und die Frikadelle auch mal gegen einen Getreidebratling eintauschen, vermutlich wesentlich höher liegt. Ein wachsender Markt, der auch für Anleger Chancen auf “nachhaltige” Renditen eröffnen könnte.
Was sind Veggie-Aktien?
Starten wir erstmal mit der für diesen Artikel gültigen Definition für “Veggie-Aktien”: Konzerne, wie beispielsweise der US-Nahrungsmittelgigant
Tyson Foods, der zwar einige vegetarische Produkte im Angebot haben, sein Hauptgeschäft aber mit Fleischwaren aus Massentierhaltung macht, ziehen wir nicht in Betracht. Stattdessen fokussieren wir uns auf drei Unternehmen, die sich ausschließlich auf die Produktion oder den Vertrieb veganer bzw. vegetarischer Lebensmittel spezialisiert haben. Mit sehr unterschiedlichen Resultaten...
Fleischlose Aktien - fette Rendite?Beyond MeatErst vergangene Woche machte der US-Fleischersatz-Hersteller
Beyond Meat von sich reden: Der IPO-Shootingstar, der erst im Mai das Börsenparkett betrat, legte erste, offizielle Geschäftszahlen vor und belehrte Skeptiker der Fleischlos-Ära eines Besseren. In Q1 kletterte der Umsatz im Jahresvergleich um satte 215 Prozent auf 40,2 Millionen Dollar - Analysten hatten mit 39 Millionen Dollar gerechnet. Der Reingewinn stieg auf 10,8 Millionen Dollar, die Marge auf unglaubliche 27 Prozent - wobei Beyond Meat 2019 sogar über 30 Prozent für machbar hält. Eine Entwicklung, die nach mehr schmeckt. Deshalb “schoss” die Beyond Meat Aktie am Tag der Zahlenvorlage um +20 Prozent in die Höhe. Seit dem Börsendebüt am 2. Mai dürfen sich Anleger gar über eine Gesamtperformance von +90 Prozent freuen.
Koninklijke WessanenDoch warum in die Ferne schweifen? Auch unsere niederländischen Nachbarn sind fleischlos-glücklich. Das bereits 1765 gegründete Unternehmen Koninklijke Wessanen führt rund 15 Bio-Marken (darunter Allo, Clipper und Zonnatura) und konzentriert sich auf die Herstellung von Milch-Ersatzprodukten, Getreideerzeugnissen, Süßwaren, Brotaufstrichen und Getränken. Wessanen vertreibt Waren in über 91 Länder weltweit und strebt die europäische Marktführerschaft an. Die niederländische Veggie-Aktie erzielte seit Januar +42 Prozent Rendite. Allerdings musste Wessanen 2018 nach Vorlage schwacher Geschäftszahlen einen historischen Kurssturz von -35 Prozent verdauen. Auch wird der Konzern aller Wahrscheinlichkeit nach bis Herbst von der französischen Investmentholding PAI Partners übernommen. Mit derzeit unkalkulierbaren Konsequenzen für Mitarbeiter und Investoren...
Hain CelestialDas bereits 1957 gegründete Unternehmen führt Bio-Lebensmittel und Körperpflegeprodukte, die in den USA, Kanada und Europa vertrieben werden. Zu den bekanntesten Konzern-Marken zählen Celestial Tea, Rose’s und Happy Soya.
Hain Celestial deckt eine große Bandbreite an Nahrungsmitteln und Produkten für den täglichen Bedarf ab und beliefert sowohl große Einzelhändler wie
Wal-Mart, als auch kleinere Öko-Supermärkte. Das primär durch Akquisitionen gewachsene Unternehmen verzeichnete in den vergangenen Jahren allerdings eine ungesunde Entwicklung: Bilanzierungsprobleme führten zu einem massiven Kursrutsch der Aktie, die seit Juni 2018 rund 25 Prozent an Wert verlor und erst seit Anfang 2019 mit +34 Prozent wieder im “grünen Bereich” tendiert.
Vermutlich wird die Bio-Branche in den kommenden Jahren gesunde Wachstumsraten verzeichnen, von denen jedoch nicht allen Marktteilnehmern gleichermaßen profitieren. Große Konzerne wie
Danone oder
Nestlé “schlucken” vermehrt kleine Spezialisten oder bringen eigene Veggi-Produkte auf den Markt, die dank enormer Marketingbudgets schneller den Weg in die Supermärkte finden, als vergleichbare Produkte unbekannterer Anbieter. Beyond Meat, Hain Celestial oder Koninklijke Wessanen eignen sich aufgrund der herrschenden Konsolidierungswelle allenfalls als spekulative Depotbeimischung. Das “gesunde” Fundament Ihrer nachhaltigen Vermögensplanung sollte dagegen aus langfristig erfolgreichen Defensiv-Champions wie Nestlé und den
100 boerse.de-Aktienbrief-Champions bestehen, die allesamt mit einer mindestens zehnjährigen, erfolgreichen Kurshistorie bei besonders geringen Rücksetzern überzeugen. Qualitätsmerkmale, die bei Veggie-Aktien (noch) nicht auf der Zutatenliste stehen...
Ich wünsche Ihnen ein entspanntes Wochenende,
Ihre Miss boerse.de