Sind die größten Dividendenzahler auch die besten Investments?

Donnerstag, 12.09.24 16:52
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

das ist Musik in den Ohren von Einkommensinvestoren: Laut der britischen Investmentgesellschaft Janus Henderson wurden im zweiten Quartal des laufenden Jahres weltweit insgesamt 606 Milliarden Dollar ausgeschüttet, so viel wie noch noch nie zuvor. Die Aussichten sind zudem weiter sehr gut, die britische Investmentgesellschaft geht inzwischen davon aus, dass die Ausschüttungen im Gesamtjahr statt wie bisher angenommen um 5% nun um 6,4% auf insgesamt 1,74 Billionen Dollar steigen werden.

In Summe passt es also, doch bleibt die Frage nach der Auswahl der passenden Dividenden-Werte fürs eigene Depot. Daher ist interessant, dass in der Studie auch die 20 Unternehmen mit den absolut höchsten Ausschüttungssummen ermittelt wurden. Ein Check-Up, ob sich diese auch für Langfristinvestoren eignen:

Hohe Ausschüttungssumme gleich hohe Investmentqualität?



Schauen wir auf die Spitze der Rangliste: Platz eins belegt HSBC mit einer Ausschüttungssumme von 11,7 Milliarden Dollar im zweiten Quartal. Das ist schon eine Ansage, und mit einer Dividendenrendite von 7,1% erscheint die Bank mit Sitz in London auf den ersten Blick zudem verführerisch attraktiv. Der Schein trügt jedoch, in den vergangenen zehn Jahren lag die Kursrendite der Anteilsscheine bei 0% p.a., es handelt sich also um eine waschechte Depotbremse. Daumen herunter also gleich beim Spitzenplatz.

Viel besser ist es um Platz zwei bestellt (8,8 Milliarden Dollar), bei dem es sich um ein echtes Champions-Urgestein handelt: Nestlé genießt bereits seit der ersten Aktienbrief-Ausgabe durchgehend den Status der nach der Performance-Analyse erfolgreichsten und sichersten Aktien der Welt. Bei dem Schweizer Nahrungsmittel-Giganten (geoPAK10 4%, Dividendenrendite 3,4% handelt es sich aufgrund des deutlich unterdurchschnittlichen Risikos (Verlust-Ratio 1,51) um das Paradebeispiel eines Defensiv-Champions. Der Wert gehört unter anderem zu den 30 Dividenden-Champions, die mit 60% Fondsanteil das Basisinvestment-Portfolio des boerse.de-Dividendenfonds bilden.

Das drittplatzierte Unternehmen (6,3 Milliarden Dollar) gehört wiederum zur Kategorie „mangelhafte Investmentqualität“. Trotz einer attraktiven Dividendenrendite in Höhe von 4,1% kann China Mobile nicht punkten, Aktionäre verbuchten mit dem Mobilfunkanbieter aus dem Reich der Mitte innerhalb der vergangenen Dekade im Mittel einen Kursverlust von 2% per annum. Scheibchenweise wurde hier Wert vernichtet.

Ein erstes Zwischenfazit lässt sich also bereits ziehen. Anhand der absoluten Höhe der Gewinnausschüttung und der Höhe der Dividendenrendite kann die Investmentqualität eines Unternehmens nicht bestimmt werden. Trotzdem finden sich in der Rangliste der 20 Firmen mit den höchsten Ausschüttungen auch noch einige hochwertige Titel:

Viel Freud bei französischen und amerikanischen Werten



Wer ein bisschen Luxus in seinem Depot haben wollte, ist innerhalb der vergangenen Dekade mit LVMH gut gefahren. Im Mittel 17% p.a. schraubte sich der Kurs des französischen Champions in diesem Zeitraum nach oben. Das französische Unternehmen profitiert vom Snob-Effekt: Kunden kaufen die Produkte wegen des damit verbundenen Prestiges, Preisanstiege suggerieren daher eine Höherwertigkeit und erhöhen die Nachfrage. Die aktuelle Dividendenrendite liegt bei 2,1%, im zweiten Quartal schüttete der Luxusgüterkonzern 4 Milliarden Dollar an Gewinnen aus und belegt damit Rang 17.

Dem schönen Schein verpflichtet ist auch L’Oréal. Die Stärke des Beauty-Champions liegt in seinen verschiedenen Marken und deren Positionierung. Wettbewerber können zwar Kopien anbieten, L’Oréal ist jedoch bekannt für hohe Qualität, was zu einer loyalen Kundschaft führt. 10% p.a. legten die Anteilsscheine innerhalb der vergangenen zehn Jahre im Durchschnitt zu, die Dividendenrendite beträgt aktuell 1,8%. Mit fast 3,8 Milliarden Dollar Gewinnausschüttung schaffte es das Unternehmen auf Platz 20.

Auch die amerikanischen Technologie-Champions Microsoft und Apple gehören zum Kreis der größten Dividendenzahler. 5,6 Milliarden Dollar respektive 3,8 Milliarden Dollar erhielten die jeweiligen Aktionäre in Summe im zweiten Quartal, das reichte für die Plätze 7 und 19. Die aktuellen Dividendenrenditen belaufen sich auf 0,7% bzw. 0,5%, richtig Spaß gemacht hat allerdings die Kursentwicklung beider Unternehmen. Durchschnittlich 25% p.a. legten die Anteilscheine von Microsoft innerhalb der vergangenen Dekade zu, die Aktien von Apple schraubten sich jährlich um 23% nach oben. Nun zu einem eher traurigen Kapitel:

Und viel Leid bei deutschen Titeln



BMW (3,9 Milliarden Dollar, Platz 18) und Mercedes (6,1 Milliarden Dollar, Platz 4) gehören ebenfalls zu den weltweit größten Ausschüttern. Sie sind Bestandteil einer Schlüsselbranche, etwa 770.000 Menschen arbeiten in der deutschen Autoindustrie. Laut Statistischem Bundesamt entfielen im vergangenen Jahr 17% der deutschen Exporte allein auf Autos und Teile. Doch die Konzerne stecken in einer handfesten Krise, ein schwacher Absatz, und die hohen Kosten für den Umstieg auf den E-Antrieb lassen die Gewinne dahinschmelzen wie Speiseeis an einem sonnigen Tag. Mercedes meldete im ersten Halbjahr fast 16% weniger Profit, bei BMW ging es um knapp 15% nach unten. Beide Konzerne haben ihre Gewinnziele für das Gesamtjahr bereits nach unten korrigiert, BMW gerade frisch am Dienstag.

Aus Investorensicht machen diese Unternehmen schon länger keine Freude, hier hatte ich Ihnen die Ursachen erläutert. Mercedes war mit einer durchschnittlichen Kursrendite von 0% per annum innerhalb der vergangenen Dekade eine echte Depot-Bremse, die Dividendenrendite von 9,5% ist reine Optik. BMW-Aktionäre verbuchten im gleichen Zeitraum im Mittel ein Kursplus von mageren 1% per annum, die aktuelle Dividendenrendite von 8,4% ist ebenfalls nur schöner Schein.

Die Studie von Janus Henderson fördert allerdings noch einen weiteren bitteren Fakt zu Tage: Deutschland ist das einzige Industrieland, in dem die Dividendensumme im zweiten Quartal gesunken ist. Den größten negativen Einfluss hatte der Pharmariese Bayer, der seine Dividende um 95% gekürzt hat, um der mit Übernahme von Monsanto verbundenen Schulden Herr zu werden.

Entscheidend: grundsätzliche Investmentqualität gepaart mit Dividenden-Kontinuität



Wichtig ist, dass ein Unternehmen die Ausschüttungen konstant halten oder steigern kann – und dies setzt stabile Gewinne voraus. Dividenden sorgen nur dann für ein laufendes Zusatzeinkommen (und bei Wiederanlage zu einem Renditeboost), wenn sie verlässlich gezahlt werden und es sich um Aktien mit einer langfristig positiven Kursentwicklung handelt. Solche Werte finden Sie im boerse.de-Aktienbrief, die meisten unserer durch Anwendung der Performance-Analyse ermittelten Champions beteiligen ihre Aktionäre direkt am Gewinn.

Auch im boerse.de-Dividendenfonds wird diese Strategie verfolgt. Unternehmen können eine noch so hohe Dividendenrendite aufweisen – wenn sie nicht als Qualitätstitel eingestuft werden oder auf unserer Watchlist weit oben stehen, kommen sie für das Fonds-Portfolio nicht in Betracht. Falls Sie mehr zur Umsetzung wissen möchten, finden Sie alle Details im kostenlosen White Paper „Die Anlagestrategie des boerse.de-Dividendenfonds: Konzeption und Funktionsweise“ von Priv.-Doz. Dr. Hubert Dichtl und Thomas Müller.

Auf gute Investments!

Ihre

Katja Zacharias

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