Xiaomi Börsengang: Das war wohl niX.

Dienstag, 10.07.18 15:42
Mit dem gestrigen Börsengang machte der chinesische Smartphone-Hersteller Xiaomi seinem Namen alle Ehre. Das Wortspiel aus “Xiao” und “mi” bedeutet auf Deutsch nämlich soviel wie “kleiner Reis”. Tatsächlich backte der Börsenneuling - wie wir hierzulande sagen würden - “kleine Brötchen”: Statt der erhofften zehn Milliarden US-Dollar spülte der IPO-Flop nur 4,7 Milliarden US-Dollar in Xiaomis Taschen. Das Unternehmen wird momentan mit 54 Milliarden US-Dollar bewertet. Ebenfalls weit weniger, als die von Xiaomi-Gründer Lei Jun Anfang des Jahres proklamierten 200 Milliarden US-Dollar. Verwunderlich, sollte man doch meinen, dass ein Tech-IPO in Zeiten fortschreitenden Digitalisierung beste Erfolgschancen hat...

Heikles Marktumfeld
Xiaomis Unternehmensgeschichte liest sich fast wie ein Märchen - nur bislang ohne Happy End. Das erst 2010 gegründete Unternehmen war bereits 2013 kurzzeitig Marktführer für Smartphones in China. Ein Jahr später stand der junge Konzern nach Apple und Samsung auf dem dritten Platz der weltweit größten Hersteller. Momentan belegt Xiaomi immer noch Rang vier, musste sich aber Konkurrenten Huawei geschlagen geben. Genau das ist der Unsicherheitsfaktor, der viele Anleger von einer Investition in den Börsenneuling abhält. Der Smartphone-Markt ist äußerst wettbewerbsintensiv. Während bis vor ein paar Jahren Apple und Samsung einsame Spitzenreiter waren, liefern sich jetzt immer mehr Hersteller einen erbitterten Kampf um Marktanteile und technologischen Vorsprung.

Gerade bei Letzterem kann Xiaomi allerdings nicht punkten: die Chinesen kupfern von der Konkurrenz ab, investieren kaum in Forschung und Entwicklung und besitzen wenig wertvolles, geistiges Eigentum. Der chinesische Tausendsassa konzentriert sich dagegen auf die Produktion von Smartphones zu Dumpingpreisen und erweiterte seine Produktpalette im Lauf der Jahre um Reiskocher, Fitness-Uhren, Elektrofahrräder, Fernseher und Lautsprecher. Ein buntes Warenangebot, das eigentlich für Diversifizierung sorgen sollte, aufgrund der geringen Gewinnmargen von rund acht Prozent (zum Vergleich: Apple bringt es auf 60 Prozent) allerdings zur Bedrohung werden könnte. Sobald der Umsatz aus dem dominanten Smartphone-Geschäft einbricht, könnte Xiaomis gesamtes Geschäftsmodell, das ohnehin schon auf wackligen Beinen steht, torpediert werden.

Rote Zahlen
Während die boerse.de-Aktienbrief-Champions Apple und Samsung Milliarden verdienen und eine hervorragende 10-Jahres-Performance von +894 Prozent (Apple) bzw. +458 Prozent (Samsung) vorweisen, schreibt Xiaomi tiefrote Zahlen. Der Verlust summierte sich 2017 auf umgerechnet 5,75 Milliarden Euro. Hinzu kommt, dass Xiaomi rund 70 Prozent des Umsatzes auf dem Heimatmarkt erwirtschaftet und Mühe hat, trotz neu eröffneter “Mi Stores” in Europa Fuß zu fassen. Ob der Spagat zwischen Ost und West dennoch gelingt, steht momentan in den Sternen. Ebenso, wie Xiaomis langfristiger Geschäftserfolg. Denn wie sagen die Chinesen so schön? "Wer ein hohes Haus bauen will, muss lange am Fundament verweilen.”

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen entspannten, erfolgreichen Börsentag,

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