Volkswirtschaftliche Kennzahlen

Die kleinen "Rädchen", mit denen man von höherer Stelle aus die Konjunktur in geordnete Bahnen zu lenken versucht, werden als volkswirtschaftliche Indikatoren bezeichnet. Deren Bezeichnungen sind jedermann geläufig - ihre hohe Relevanz für die persönlichen Anlageentscheidungen zumeist aber nicht.

Denn diese Indikatoren sind es, die - über den ganz groben Rahmen der konjunkturellen Zyklen hinaus - das entweder positive oder negative Umfeld für die Börsen generieren. Die wichtigsten Größen, an denen Sie abwägen können, ob ein Investment zu diesem Zeitpunkt grundsätzlich Sinn macht oder nicht, stellen wir Ihnen hier vor.

Konjunkturprogramme

Die Frage wurde ja bereits in den Raum gestellt: Wie kommt die Konjunktur nach einer Rezession wieder richtig in Fahrt? Neben den "gesund geschrumpften" Unternehmen sind zumeist zusätzliche Stimulanzien erforderlich, bis die gesamte Wirtschaft wieder ein Wachstum vorweisen kann. Die oft verleugneten, aber in aller Regel dennoch vorhandenen Konjunkturprogramme sind es, die diese positiven Effekte auf die Volkswirtschaft ausüben sollen.

Die öffentliche Hand vergibt in diesen Phasen - also gegen Ende einer Rezession - verstärkt Aufträge an die Privatwirtschaft, zum Beispiel im Wohnungs- oder Straßenbau und dem Verteidigungssektor, um deren Produktion anzukurbeln und die Arbeitslosigkeit zu verringern. Bleiben diese Fördermaßnahmen aber aus, entsteht eine Situation wie in 1996:

Bedingt durch die Wiedervereinigung und die scharfen Kriterien für die nahende Währungsunion vermochte der Bund aufgrund leerer Kassen keine Hilfestellung zu geben. Das Ergebnis:

Trotz "rechnerischem" Aufschwung bleibt die Konjunktur schwach, immer noch gehen Unternehmen in Konkurs, die Zahl der Arbeitslosen nimmt sogar zu, anstatt sich zu verringern.

Konsequenz für den Anleger:

Für ein Investment eignen sich nur Unternehmen, die von solchen Hilfestellungen unabhängig sind, und die Abschwung- und Rezessionsphase erfolgreich meistern konnten - sofern Konjunkturprogramme ausbleiben. Dennoch bleibt Vorsicht angeraten. Eine genaue Beobachtung ist dahingehend erforderlich, ob sich nicht den Aufschwung bedrohende Faktoren etablieren.

Ansonsten aber wählt man bevorzugt Aktien aus den Bereichen Stahl, Wehrtechnik oder insbesondere der Baubranche, da diese ganz zu Beginn eines Aufschwungs von derartigen Konjunkturprogrammen profitieren können.

Zinspolitik

Das vorrangige Ziel des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) gemäß Artikel 2 der Satzung des Europäischen Systems der Zentralbanken und der Europäischen Zentralbank (ESZB-Satzung) ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten. Soweit dies ohne Beeinträchtigung des Zieles der Preisstabilität möglich ist, unterstützt das ESZB die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Gemeinschaft, um zur Verwirklichung der Ziele der Gemeinschaft beizutragen.

Die Beeinflussung der Konjunktur, ob durch bremsende oder stimulierende Maßnahmen, gehört dagegen nicht zu ihren Aufgaben - zumindest nicht direkt. Denn wie Sie bereits in der Beschreibung des Konjunkturzyklus gesehen haben, ist die Inflation eng mit den einzelnen Phasen verknüpft. Kaum kommt der Aufschwung richtig in Fahrt, pflegen die Preise zu steigen, also die Inflation anzuziehen. Verringert sich aber die Wirtschaftsleistung im Zuge eines Abschwunges, so schwächt sich die Inflationsrate zusehends ab, da die Unternehmen die Preise senken müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Und in diesem Zusammenhang spielt die EZB eine durchaus entscheidende Rolle.

Das wichtigste Instrument der EZB zur Inflationsbekämpfung ist die Zinspolitik. Das Niveau der am Markt gebotenen und verlangten Zinsen ist (über mehrere Etappen, die für uns hier nicht von Bedeutung sind) von den Leitzinsen abhängig.

Ober- und Untergrenze für die Schwankungen des Geldmarktzinses stellen die Spitzenrefinanzierungsfazilität sowie die Einlagenfazilität dar. Der wichtigste Leitzins ist der Zins für die von den nationalen Zentralbanken im Rahmen von Standardtendern durchgeführten Hauptrefinanzierungsgeschäfte.

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