FRANKFURT/MAILAND (dpa-AFX) - Überraschende Wende im Übernahmeringen um die Commerzbank : Die
Unicredit steigt zum größten Aktionär der Commerzbank vor dem deutschen Staat auf und zieht damit erneut den Ärger der zweitgrößten deutschen Privatbank auf sich. "Dieser Schritt ist erneut nicht mit der
Commerzbank abgestimmt", erklärte das Frankfurter Institut.
Die
Unicredit hatte am Dienstagabend mitgeteilt, dass sie ihre direkte Aktienbeteiligung an der
Commerzbank und damit ihre Stimmrechte von knapp unter 10 Prozent auf rund 20 Prozent verdoppelt hat.
boerse.de-Aktien-Ausblick:
Wie es an den Börsen jetzt weitergeht!
Hier gratis anfordern ... Dazu wandelte sie gut die Hälfte der von ihr gehaltenen Finanzinstrumente in Aktien um und überholt somit den Bund als bisher größten
Commerzbank-Aktionär. Der Bund hält gut 12 Prozent der Anteile an dem
Dax-Konzern .
Die restlichen rund 9 Prozent, auf die die
Unicredit über Finanzinstrumente Zugriff hat, will die Mailänder Großbank nach eigenen Angaben "zu gegebener Zeit" ebenfalls in Aktien umwandeln. Aufsichtsbehörden wie die Europäische Zentralbank (EZB) und die deutsche Finanzaufsicht Bafin haben diesen Schritt bereits genehmigt.
Kommt es zur erneuten Aufstockung der direkten Aktienbeteiligung, wäre die
Unicredit nahe an der Schwelle von 30 Prozent, ab der sie gesetzlich verpflichtet wäre, den übrigen
Commerzbank-Aktionären ein offizielles Übernahmeangebot zu unterbreiten.
Der nun erfolgte Schritt kommt überraschend: Noch vor Kurzem hatte Unicredit-Chef Andrea Orcel gesagt, die Unicredit sei "weit entfernt" von einem Übernahmeangebot für die Commerzbank. Die Zukunft der Unicredit sei auch ohne Übernahmen "sehr rosig". Zudem ist der Aktienkurs der
Commerzbank seit dem Einstieg der
Unicredit im Herbst stark gestiegen, was eine Übernahme verteuern würde.
Briefe an die Bundesregierung
Bei der
Commerzbank stößt die
Unicredit seit Monaten auf heftigen Widerstand. Sowohl das Management um Vorstandschefin Bettina Orlopp als auch die Arbeitnehmervertreter lehnen eine Übernahme ab.
Zuletzt hatte sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in einem Brief an Commerzbank-Konzernbetriebsratschef Sascha Uebel hinter die Bank gestellt: Die Bundesregierung setze auf eine "starke und unabhängige
Commerzbank".
Erst kürzlich hatte Orcel in Briefen an Merz und Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) erneut für die Vorteile eines Zusammenschlusses von
Commerzbank und
Unicredit geworben, war aber damit abgeblitzt./als/ben/stw/DP/stw
Quelle: dpa-AFX