herzlichen Dank für Ihr Feedback auf mein vorangegangenes Editorial mit dem Titel „
Die Aktie AppLovin mit 220% im Depot! Aber …“. Für mich ist es immer eine große Freude, wenn einer meiner Beiträge auf breites Interesse stößt und zum Nachdenken anregt. Wenngleich man sich natürlich immer über eine positive Zustimmung freut, so ist aber auch konstruktive Kritik sehr wichtig. Nur so ist ein Autor in der Lage, auch zukünftig Themen zu adressieren, die für möglichst viele Leser von Interesse sind. Auf mein vorangegangenes Editorial kam der durchaus berechtigte Hinweis, dass ich weder in diesem Beitrag noch in meinen vorherigen auf die aktuell vorherrschenden wirtschafts- und geopolitischen Risiken eingegangen bin, was auch stimmt.
Ehrlich gesagt bin ich aber davon ausgegangen, dass sich unsere bzw. insbesondere auch meine Sicht der Dinge aus den zahlreichen Publikationen erschließen lässt, die Sie aus unserem Hause kennen [Anmerkung: Zu nennen sind hier insbesondere der täglich erscheinende Newsletter Aktien-Ausblick, der 14-täglich erscheinende
boerse.de-Aktienbrief oder aber unsere Kultpublikation „Der Leitfaden für Ihr Vermögen“, dessen aktualisierte 61. Auflage Sie kostenlos und völlig unverbindlich unter diesem
LINK anfordern können]. Anscheinend ist dies jedoch nicht der Fall. Vor diesem Hintergrund möchte ich das Thema „Investieren in wirtschafts- und geopolitisch unsicheren Zeiten“ gerne in diesem Editorial – und auch noch in nachfolgenden – aufgreifen.
Schon mal vorab …
Bereits an dieser Stelle möchte ich festhalten, dass es wirtschafts- und geopolitische Risiken immer schon gegeben hat und sicherlich auch immer geben wird. Das Einzige, was variiert, ist das Ausmaß bzw. die Intensität. Würde ich nur dann investieren, wenn die Welt frei von jeglichen wirtschafts- und geopolitischen Spannungen ist, dann hätte ich bis heute definitiv gar nicht investiert. Denken Sie bitte noch an das vorangegangene Jahr 2024, das von so grausamen Krisen- und Kriegsherden wie dem Nahostkonflikt bzw. dem Ukrainekrieg überschattet wurde. Trotz dieses schwierigen Umfelds hatten sich die Aktienmärkte 2024 hervorragend entwickelt. Betrachtet man die aktuellen Diskussionen, so haben dies leider offensichtlich viele Anleger schon wieder vergessen …
Auf die Ausgangssituation kommt es an
Um vor dem Hintergrund der aktuellen weltpolitischen Situation sachgerechte Investmentempfehlungen geben zu können, ist meines Erachtens unbedingt die individuelle Ausgangsbasis eines Anlegers zu berücksichtigen. Handelt es sich beispielsweise um einen vergleichsweise jungen Anleger mit langem Anlagehorizont, bei dem der Vermögensaufbau im Vordergrund, steht oder etwa um einen Investor fortgeschrittenen Alters, dessen vorrangiges Ziel im Vermögenserhalt über die nächsten zehn bzw. 15 Jahre liegt. Darüber hinaus ist auch von Bedeutung, ob wir von langfristigen, strategischen Investments sprechen oder von kurzfristigen Trading-Aktivitäten. Lassen Sie uns nachfolgend (und auch in den nächsten Editorials) die verschiedenen Investmentsituationen im Lichte der aktuellen wirtschaftspolitischen Spannungen analysieren.
Wie sieht es bei langfristigen, strategischen Investments aus?
Gemäß der
boerse.de-Investment-Philosophie [
LINK] sollte jedes Depot wie eine Pyramide aufgebaut sein, deren Fundament aus langfristigen Defensiv-Investments besteht.

Als Defensiv-Investments sehen wir primär die auf Champions-Aktien basierenden vier boerse.de-Fonds, die in einem nächsten Schritt durch einzelne, ausgewählte Champions-Aktien ergänzt werden können. Champions-Aktien sind Qualitätswerte, die mithilfe der bereits im Jahre 2002 entwickelten boerse.de-Performance-Analyse ausgewählt werden. Dass es hierbei um eine langfristige Betrachtung geht, erkennt man allein schon daran, dass für eine Beurteilung auf Basis der Performance-Analyse eine mindestens zehnjährige Kurshistorie der zu bewertenden Aktien erforderlich ist. Die jeweils einhundert aktuellen Champions-Aktien werden quartalsweise bezüglich ihrer Zusammensetzung überprüft.
Entscheidend ist, dass wir eine Anlage in unsere Champions-Aktien weniger als Aktieninvestments, sondern vielmehr als „Unternehmensinvestments“ betrachten. Wir investieren in tolle Unternehmen, die über ein solides, langfristig erfolgreiches Geschäftsmodell verfügen und gleichzeitig eine exponierte, kaum einholbare Positionierung im Markt aufweisen [Anmerkung: Warren Buffet hat in diesem Zusammenhang den Begriff des sogenannten „Burggrabenunternehmens“ geprägt]. Hierbei handelt es sich überwiegend um Unternehmen, die Produkte herstellen bzw. Dienstleistungen erbringen, die aus dem täglichen Leben kaum bzw. auch gar nicht mehr wegzudenken sind. Angefangen von lebensnotwendigen Nahrungsmitteln und Medikamenten, bis hin zu hochmodernen Computer- und Kommunikationssystemen, die heute genauso zum täglichen Leben dazugehören.
Typische Champions-Aktien sind beispielsweise
Amazon oder auch
Microsoft, die 2024 Renditen von 53% bzw. 20% aufgewiesen haben. Und die ökonomische Begründung für diese außergewöhnlichen Wertzuwächse liegt schlichtweg darin, dass beide Unternehmen mit ihren überlegenen und erfolgreichen Geschäftsmodellen mittlerweile schon seit vielen Jahren milliardenschwere Gewinne einfahren.
Und hier drängt sich die alles entscheidende Frage auf, wie es denn mit solchen Unternehmen vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschafts- bzw. geopolitischen Unsicherheiten weitergeht. Ich persönlich kann mir sehr schwer vorstellen, dass Unternehmen wie Amazon, Microsoft bzw. auch die Unternehmen weiterer Champions-Aktien den aktuellen welt- bzw. geopolitischen Verwerfungen zum Opfer fallen und in der Versenkung verschwinden werden [Anmerkung: Wie erwähnt, handelt es sich hierbei um meine ganz persönliche Meinung]. Vor diesem Hintergrund werde ich mich in der aktuellen Marktsituation auch definitiv weder von meinen Champions-Aktien trennen noch von meinen darauf basierenden boerse.de-Fonds.
Langfristiger Vermögensaufbau oder Vermögensschutz?
Wie vorangehend erwähnt, ist auch der Anlagehorizont für das richtige Handeln an der Börse in unsicheren Zeiten entscheidend. Insbesondere bei jungen Anlegern mit einer langen Anlagedauer bietet sich ein Marktumfeld wie das aktuelle nahezu ideal an, um günstig in Aktien einzusteigen. Und auch wenn ich mich mit meinen 56 Lenzen garantiert nicht mehr zu den (ganz) jungen Anlegern zähle, so werde auch ich genau das tun. Es gibt noch einige Champions-Aktien, die in meiner „Champions-Sammlung“ fehlen. Hierbei handelt es sich um tolle Unternehmen mit langfristig etablierten Geschäftsmodellen, die tiefschwarze Gewinne schreiben und von deren Widerstandsfähigkeit in wirtschafts- und geopolitisch anspruchsvollen Zeiten ich absolut überzeugt bin.
Und wie sieht es mit solchen Anlegern aus, die über einen eher überschaubaren Investmenthorizont verfügen und bei denen der Vermögensschutz im Vordergrund steht? Dieses wichtige Thema möchte ich gerne umfassend in meinem nächsten Editorial adressieren. Wie Sie sehen werden, gibt es auch für diese Situation intelligente Lösungsansätze für unsichere Börsenzeiten. Zur Motivation sehen Sie nachfolgend die Year-to-Date-Renditen der vier boerse.de-Fonds (jeweils thesaurierende Tranchen) sowie des MSCI World Net Return Index als Vergleichsmaßstab (Stand per 12.03.2025):

Wie aus der Abbildung ersichtlich ist, weisen sowohl der
boerse.de-Aktienfonds (mit -4,8%) als auch der
boerse.de-Dividendenfonds (mit -0,2%) geringere Wertrückgänge in diesem Jahr auf als beispielsweise der MSCI World Index. Aber auch die aktuellen Rücksetzer des offensiv ausgerichteten
boerse.de-Technologiefonds und des
boerse.de-Weltfonds rechtfertigen aus meiner Sicht definitiv keine Weltuntergangsstimmung. Wie diese Zahlen zeigen, lässt sich auch durch eine entsprechende Neu- bzw. Umgewichtung der vier boerse.de-Fonds ein konservativer ausgerichtetes Risikoprofil erreichen, ohne gleich alle Aktien- bzw. Fondspositionen zu verkaufen.
Meines Erachtens besteht einer der größten Fehler darin, sich in einem Marktumfeld wie dem aktuellen, Hals über Kopf von allen Aktien- bzw. Aktienfondspositionen zu trennen und davon auszugehen, einfach wieder in den Markt zurückzukehren, wenn sich alles beruhigt hat. Das Problem ist nicht der Verkauf (mit zumeist entsprechenden Kursabschlägen), sondern der Wiedereinstieg! Sobald sich eine Entspannung auf der welt- bzw. geopolitischen Bühne zeigt, werden insbesondere die Kurse von zu Unrecht abgestraften wirtschaftlich soliden Unternehmen innerhalb kürzester Zeit dermaßen rasant ansteigen, dass für viele Anleger ein Neueinstieg aufgrund zu hoher Kurse dann wieder nicht in Betracht kommt.
Und damit erklärt sich genau jenes Phänomen, dass ich sehr häufig – insbesondere auch in meinem privaten Umfeld – beobachte. Viele prinzipiell bereitwillige Anleger sind schon seit Jahren nicht investiert, weil Ihnen entweder die aktuellen Börsenkurse zu hoch sind oder eben die aktuelle wirtschaftspolitische Lage zu unsicher ist. Dazu aber dann mehr in meinem nächsten Editorial …
In diesem Sinne hoffe ich, dass Sie auch in diesen wirtschafts- und geopolitisch anspruchsvollen Zeiten einen kühlen Kopf bewahren und sich des langfristigen Wertes Ihrer hoffentlich qualitativ hochwertigen Aktien- bzw. Aktienfondsinvestments bewusst sind.
Auf bald,
Ihr Hubert Dichtl