BYD Mehr als nur ein Luftschloss?

Donnerstag, 04.01.18 17:53

„Build Your Dreams“ (dt. „Bau dir deine Träume“)… Der Firmenname des chinesischen Batterieproduzenten zeugt von großem Selbstvertrauen, der mediale Hype ist gegenwärtig hoch. Viele Anleger stehen unter Strom.

 

Doch kann BYD sein Versprechen halten? Wie steht es um den Wahrheitsgehalt der chinesischen Zahlen? Die Aktie ist in den letzten fünf Jahren immerhin um 254 Prozent gestiegen, davon ein Großteil in der jüngsten Vergangenheit. Ist hier noch mehr drin oder ist alles nur ein Luftschloss?

Das Unternehmen zählt unter anderem zu den weltgrößten Herstellern von Teilen und Modulen für Mobiltelefone. In dieser Analyse soll jedoch der Automobilbereich im Vordergrund stehen, da er erstens mit 55 Prozent den größten Umsatzanteil ausmacht und zweitens die Autobranche im Gegensatz zur Akkubranche (der Mobiltelefonie) vor größeren, teils gesellschaftlich nicht unbedeutenden Veränderungen steht.

Des Weiteren weist das Automobilsegment das höchste Umsatzwachstum auf. Seit 2007 hat sich der Umsatz mehr als verzehnfacht.

 

Mit Vollstrom voraus – Traum oder Alptraum?

BYD ist im Trend E-Mobilität sehr gut aufgestellt. Bei E-Bussen nimmt BYD eine führende Rolle ein und auch in einigen Städten der DACH-Länder sowie in London begegnen sich schon Busse von BYD – selbst als traditionelle Doppeldecker. Zudem verkauft BYD E-Pkw in China und hat mit Daimler ein Joint-Venture, um Autos unter der Marke DENZA auf den Markt zu bringen.

Die Elektroantriebe sowie Akkus von BYD haben sich schon bewährt und der Absatz wächst auch insbesondere und vor allem durch staatliche Subventionen rasant. Die Subventionen wie im E-Auto-Vorreiterland Norwegen, teilweise Deutschland und stärker China stellen einen Eingriff in den freien Markt dar (erhöhtes Risiko durch politische Abhängigkeit) und können ähnlich wie auch in der Solarbranche zu kompletten Verwerfungen am Markt führen, auch wenn E-Mobilität von politischer Seite gegenwärtig als das Allheilmittel angepriesen wird.

Insgesamt ist ein gegenwärtiger Technologievorsprung im Bereich E-Mobilität schwer über die Zeit zu retten. Einen „First-Mover“-Vorteil auszumachen, fällt doch eher schwer. Elektromotoren bestehen nicht wie Verbrennungsmotoren aus mehreren hunderten fein aufeinander abgestimmten Teilen und Baugruppen, welche in jahrzehntelanger Erfahrung ständig feinfühlig optimiert werden.

Sobald der Markt für Elektroantriebe eine ausreichende Größe hat, werden weitere Aspekte wie ein langjährig aufgebautes und gepflegtes Markenimage oder der Service zählen. In diesen Aspekten sind andere etablierte Hersteller besser aufgestellt.

 

Gründer, Manager und Ankeraktionäre

Der Gründer Wang Chuan-Fu stieg durch BYD zu einem der reichsten Chinesen auf und gilt dennoch als bodenständig und zahlt sich nur ein geringes Gehalt aus. Er ist aber nur der zweitgrößte Aktionär des Unternehmens. Noch vor ihm steht ein ganz anderer interessanter und bekannter Halter und das schon seit langem - er kommt nicht aus China.

 

Trotz des rasanten und beeindruckenden Umsatzwachstums gibt es Stolpersteine

Die Bilanz beherbergt einen Netto-Schuldenberg von rund 62 Mrd. RMB (entspricht ca. 8 Mrd. EUR), was mehr ist als die Höhe des vorhandenen Eigenkapitals. Damit liegt eine sehr hohe Verschuldung vor und das Fundament könnte in turbulenteren Zeiten ins Wackeln kommen.

Die durchschnittliche Nettomarge der letzten fünf Jahre ist mit 2,1 Prozent sehr dünn. Ebenso konnte BYD in der letzten Dekade nur in einem Jahr die durchschnittlichen Kapitalkosten operativ verdienen und somit einen Mehrwert für die Unternehmensanteilseigner schaffen. Diese Fakten spiegeln keinen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil wieder, auch wenn der Hype im Aktienkurs aktuell recht hoch ist.

Der kurzfristige Technologievorsprung von BYD wird gegenwärtig deutlich zu teuer bezahlt. Unter anderem ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 38 sowie die hohe Verschuldung bestätigen diese These.

 

Die Unternehmensqualität ist trotz intakter, zukunftsträchtiger Story mittelmäßig, die Risiken dafür hoch

Vor allem das Wachstum auf Pump vermittelt ein störendes Gefühl, auch wenn BYD als einer der ersten am Markt gilt. Der Wissens- und Erfahrungsvorsprung ist nicht unaufholbar, sodass in Zukunft die Wachstumsdynamik eher abnehmen sollte. Da es sich bei BYD um ein chinesisches Unternehmen handelt und diese in der Vergangenheit öfters durch Bilanztricksereien und anderweitige Kreativität aufgefallen sind, fällt es schwer Vertrauen aufzubauen.

 

Auf gute Investments,

Ihr

Alan Galecki
Analyst im Team von Max Otte

 

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Hinweis/Disclaimer:

Alan Galecki berät, beziehungsweise Unternehmen, an denen Alan Galecki beteiligt ist, beraten den PI Global Value Fund (WKN: A0NE9G) und den Max Otte Vermögensbildungsfonds (WKN: A1J3AM). Diese beiden Fonds könnten Positionen in Titeln halten, die in dieser Kolumne genannt sind.

Für den Fall, dass Leser dieser Kolumne Positionen in einen genannten Titel in einem Umfang erwerben, der dazu geeignet ist, den Preis des Titels zu beeinflussen, könnte der Verfasser dieser Kolumne und / oder einer beziehungsweise beide die Fonds im Falle der Veräusserung des Titels aus deren Portfolio nach einem solchen Kursanstieg vom Erwerb des Titels durch die Leser der Kolumne profitieren. Auch im Falle eines Verkaufs in einem entsprechenden Umfang durch Leser der Kolumne könnte der Verfasser dieser Kolumne und / oder einer beziehungsweise beide Fonds von fallenden Kursen durch günstigere Einstiegskurse im Falle eines späteren Kursanstiegs profitieren.

 

 



Den Titel als Dipl.-Volksw. erhielt Max Otte 1989 durch den erfolgreichen Abschluss des Studiums an der Universität Köln. 1991 erlangte er den Titel Master of Arts in Public Affairs an der...

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