Langweilig, aber lukrativ: Diese Dividenden-Champions überzeugen durch unspektakuläre Geschäftsmodelle

Donnerstag, 06.03.25 17:04
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

die Welt wirkt derzeit auf mich wie ein riesiges Schachbrett, auf dem ständig neue Züge gemacht werden, während sich die Regeln dabei laufend verändern. Geopolitische Spannungen nehmen deutlich zu, alte Bündnisse werden hinterfragt. Wohin sich all das entwickeln wird, bleibt ungewiss. Gleichzeitig dringt Künstliche Intelligenz immer tiefer in unseren Alltag vor und wird ihn langfristig prägen. Technologischer Fortschritt ist zweifellos faszinierend, doch in Zeiten ständiger Umbrüche sind Ruhe und Beständigkeit ein Balsam für die Seele.

Gerade beim Investieren setze ich daher auf Langeweile. Und hinter qualitativ hochwertigen Dividendenaktien stehen häufig etablierte Unternehmen mit soliden, unspektakulären Geschäftsmodellen und einer langjährigen Erfolgsgeschichte. Während die Welt gefühlt immer schneller rotiert, sind regelmäßige Dividenden kleine (oder, je nach Anlagesumme oder -dauer auch größere) Sicherheitsanker. Hier ein paar Beispiele solcher Dividenden-Champions, deren Geschäftsmodelle mir gerade aufgrund ihrer „Langweiligkeit“ gefallen.

Langweilige Flüssigkeiten, klingelnde Kassen – Graco und Sherwin-Williams



Graco ist auf die Herstellung und den Vertrieb von Systemen spezialisiert, die Flüssigkeiten verteilen. Der Champion bietet eine breite Palette von Artikeln, die in verschiedenen Industrien und Anwendungen eingesetzt werden, wie etwa Farbspritzgeräte, Materialdosiersysteme und Pumpen. Der Begriff „Flüssigkeit“ ist dabei sehr weit gefasst, darunter fällt unter anderem der Lack für Möbel, die Beschichtung von Tabletten, aber auch die Mayonnaise, die ins Glas soll. Das klingt alles sehr unspektakulär, ist aber aus Investorensicht höchst spannend: Die Spezialisierung auf diese Nischenmärkte sorgt für eine hohe Kundenbindung und weniger Wettbewerb als in massenproduzierten Produkten. Graco erzielt entsprechend durch seine spezialisierten Produkte überdurchschnittlich hohe Bruttomargen (rund 50 %), da es in vielen Bereichen Preissetzungsmacht besitzt. Auch die Nettomarge kann sich sehen lassen: Von jedem umgesetzten Dollar bleiben 23 Cent als Profit übrig. Zudem benötigt das Unternehmen einen geringen Kapitaleinsatz.

Seit 1985 schüttet Graco kontinuierlich aus und erhöht diese Gewinnbeteiligungen regelmäßig seit 36 Jahren. Die aktuelle Dividendenrendite beträgt 1,3%. Neben der zuverlässigen Ausschüttung konnten sich Graco-Investoren aber auch über eine ansprechende Kursentwicklung freuen. Im Durchschnitt legten die Anteilsscheine innerhalb der vergangenen Dekade um 14% p.a. zu.

Bleiben wir bei Flüssigkeiten: Farben, Lacke und Baustoffen sind die unspektakuläre Nische von Sherwin-Williams. Der Chemie-Champion vertreibt seine Produkte in eigenen Läden unter diversen renommierten Marken. Zwar gilt der Spruch „zusehen, wie Farbe trocknet“ als Synonym für etwas sehr Langweiliges, doch auch hier schlägt mein Investorenherz höher: Sherwin-Williams verlangt im Vergleich zu anderen Herstellern einen Preisaufschlag, da seine Artikel für hohe Qualität stehen. Die Kunden greifen dennoch zu, da der überwiegende Anteil der Kosten eines professionellen Anstrichs auf die Arbeitskosten entfallen und durch die Verwendung hochwertiger Farben der Arbeitsaufwand minimiert werden kann. Die Strategie geht auf: Seit 47 Jahren steigert das Unternehmen seine Dividende kontinuierlich. Das aktuelle Verhältnis von Ausschüttung zu Kurs liegt bei 0,9%, Anleger konnten sich in den vergangenen zehn Jahren über Kursgewinne von durchschnittlich 16% freuen. Auch die Branche der folgenden Champions fällt in die Kategorie „eher langweilig“:

Wenig Aufsehen, viel Ertrag – Münchener Rück und Hannover Rück



Versicherungen gelten allgemein nicht als besonders spannendes Geschäft. Sie beruhen auf langfristigen Verträgen, mathematischer Präzision und Wahrscheinlichkeiten. Für Rückversicherer gilt diese „Unspektakularität“ in noch stärkerem Maße. Als weltweit größtes Unternehmen dieser Branche übernimmt die Münchener Rück Risiken von Erstversicherern, damit einzelne Schadensfälle oder Naturkatastrophen keine existenzielle Bedrohung darstellen. Die enorme Finanzkraft des Champions ermöglicht es, selbst Extremereignisse abzufedern. Hinzu kommt eine der weltweit besten Datenbanken zur Risikobewertung, die es erlaubt, Gefahren präzise zu kalkulieren und Prämien optimal zu gestalten. Durch die globale Präsenz kann das Unternehmen Risiken breit streuen, wodurch einzelne Schadensereignisse das Geschäft weniger beeinträchtigen.

Aus Anlegersicht ist das Geschäftsmodell sehr attraktiv: Seit einem halben Jahrhundert wurde die Dividende nicht gesenkt, was für eine nachhaltige Ertragskraft spricht. Auch zukünftig soll diese Ausschüttungspolitik beibehalten werden. Für normale Jahren plant die Münchener Rück, die Dividende durchschnittlich um etwa 5% zu steigern, bei besonderen Schadenbelastungen soll das Vorjahresniveau beibehalten werden. Das aktuelle Verhältnis von Gewinnausschüttung zu Kurs beträgt 3,5%. Auch ohne Berücksichtigung der Dividende überzeugte der Wert: Innerhalb der vergangenen Dekade legten die Anteilsscheine im Mittel um 12% p.a. zu.

Konkurrent Hannover Rück gehört ebenfalls zu den erfolgreichen „Langweilern“. Aktuell nimmt der Champion den dritten Rang innerhalb der Branche ein. Das Unternehmen ist in allen Sparten der Schaden- und Personen-Rückversicherung tätig und strebt eine breite regionale und risikobezogene Diversifikation an. Die Verwaltungskosten sind niedrig, die Kapitaldisziplin hoch — eine Kombination, die sich auch für Aktionäre bezahlt macht. Seit 13 Jahren wurde die Basisdividende entweder stabil gehalten oder erhöht. Überschüssiges Kapital wird zudem in Form einer Sonderdividende an die Aktionäre ausgeschüttet. Aktuell liegt die Dividendenrendite bei 2,7%, während sich die Aktie in den vergangenen zehn Jahren um durchschnittlich 10% pro Jahr verteuert hat.

Mit dem boerse.de-Dividendenfonds gezielt auf Qualität setzen



Wer sich ein diversifiziertes Portfolio mit vermeintlich „langweiligen“, aber hochwertigen Dividendenaktien aufbauen möchte, für den lohnt ein Blick auf die Champions im boerse.de-Aktienbrief. Die Mehrzahl dieser Werte schüttet Gewinne aus.

Mit weitaus weniger Aufwand lässt sich die Strategie auch mit einem Fonds wie dem boerse.de-Dividendenfonds umsetzen, unserem Fonds des Monats März. Dieser investiert in 30 Dividenden-Champions (boerse.de-Aktien-Rating AAA), zu diesem Kreis gehören die vorgenannten Firmen. Hinzu kommen 20 weitere Unternehmen, die sich ebenfalls durch eine attraktive Ausschüttungspolitik auszeichnen. Anleger können dabei zwischen zwei Varianten wählen: einer thesaurierenden Tranche für 100% Kapitalbildung oder einer ausschüttenden Version (1% pro Quartal) für regelmäßiges Einkommen. Ausführliche Informationen zur Anlagestrategie des boerse.de-Dividendenfonds finden Sie im kostenlosen White Paper von Prof. Dr. Hubert Dichtl und Thomas Müller, das Sie hier herunterladen können.

Auf gute Investments!

Ihre
Katja Zacharias

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